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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Servaes, Franz: Die Buchgraphik von Hugo Steiner, Prag
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0203

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II. STEI>EIl-PRAG

AUS „DER GOLEM"

DIE BUCHGRAPHIK YOA HUGO STEINER-PRAG

Nur fchwer hat (ich der Deulfclie zur Farbe
durchgerungen. Im tiefften Grunde ift fie
ihm nicht notwendig. Darum gibt es 1b wenig
urfprüngliche deulfclie Farbentalente: Maler,
mit denen die Farbe auf die W elt gekommen
ift; die nicht anders als in Farben zu denken
vermögen. Hingegen ift der deutfchen Kunft
von jeher die Zeichnung äußerft wichtig ge-
wefen und hat ihr Für dasjenige, was fie ver-
mitteln wollte, in den meiften Fällen genügt.
Für ein filmendes Auge ift in Schwarz und
Weiß unendlich vieles zu lagen, aus Schwarz
und Weiß unendlich vieles zu erlaufenen. Es
ift nicht der Lauf der Linien allein, der in lei-
ner charakteriftifchen Ausprägung hier Ent-
fcheidendes mitteilt. Es ift auch die vielfällige
Abftufung von Schwarz zu Y\ eiß, über wohl

hundert vermittelnde Zwifchenftufen hinweg,
und ebenfo die Möglichkeil einer fcharfen Kon-
trahierung Zwilchen Hell und Dunkel, mit ihrer
fall dramatifchen Gegenfatzwirkung. wodurch,
trotz des fcheinbar askelifchen Verzichtes auf
Farbe, ganze Wellen intim-gewaltiger Aus-
drucksniöglichkeiten lieh erfchließen. Keine
andere Kunft als die der Deutfchen hat den un-
geheueren Reichtum, der lieh hier darbietet, in
folchem Grade erkannt, fchon feit Schongauers
und Dürers Zeiten. Und fo haben auch Chodo-
wiecki und Menzel, Cornelius und Rethel. Klin-
ger und Slcvogt mit fpielender Leichtigkeit oft
oder immer der Farbe entfagt: und ganz be-
fonders dann, wenn lie ihr Allereigenftes, Tiefft-
gelühltes künlilerifch zum Ausdruck bringen
wollten.

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