Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

DOI Artikel:
Schumann, Paul: Josef Hegenbarth
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0403

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOSEF HEGENBARTH

SCHLA CHTG ES ANG (D EUTSCH)

JOSEF HEGENBARTH

Der Name Hegenbarth haL in der deutschen
Kunstwelt einen guten Klang. Ein halbes
Dutzend Künstler dieses Namens sind bekannt.
Der leider zu früh verstorbene Emanuel Hegen-
barth, Schüler und Schwiegersohn Heinrich Zü-
gels, war gleich diesem ein hervorragender Tier-
maler und befähigt, Erbe des Ruhmes seines
Lehrers zu werden, aber das Schicksal hat es
nicht gewollt. Josef Hegenbarth, der Vetter
Emanuels, ist nicht in erster Linie als Maler,
wohl aber durch seine Radierungen weithin be-
kannt und seit einigen Jahren auf allen bedeu-
tenden deutschen Kunstausstellungen vertreten.
Schon strahlt sein Name in hellem Lichte.
Die Hegenbarths sind in Deutsch-Böhmen zu
Hause; in Böhmisch-Kamnitz sind die Mitglie-
der der Familie seit mehreren Generationen in
der Glasraffinerie mit Geschmack und Erfolg
tätig. Josef Hegenbarth (geb. i884) zeichnete
von früh auf und ging bald, nachdem er der
Schule ledig war, zur Kunst über, indem er in
die Dresdner Akademie als Schüler eintrat.
Emanuel Hegenbarth und Gotthardt Kühl wur-
den seine Hauptlehrer. Jedem von beiden ver-
dankt er viel: Emanuel Hegenbarth hat seinen
jüngeren Vretter immer von neuem auf die Na-
tur als den Brunnquell alles künstlerischen
Schaffens hingewiesen, und Kühl hat dem hoch-

begabten Schüler in seinem nicht zu dämpfen-
den Drange, abseits der malerisch-farbigen Wir-
kung nur durch die Linie zu wirken, gehen
lassen und hat ihn auf diesem Wege ohne Kor-
rektur nur durch Kritik nach bestem W issen
und Können gefördert. Auch dem Prager
Professor Brömse verdankt er während eines
mehrmonatigen Aufenthalts in Prag im Jahre
1917 uneigennützige Förderung als Radierer.
Im Jahre io,i4 zum ersten Male, und dann re-
gelmäßig stellte er in Dresden mit der Künst-
lervereinigung Dresden aus. Hier fiel er bald
durch seine phantastischen, tiefsinnigen, ihrem
Gehalt nach nicht leicht zugänglichen Bilder
auf. Gemälde konnte man diese Schöpfungen
nicht eigentlich nennen. Es waren mehr leicht
kolorierte Zeichnungen. Auch in der letzten
Ausstellung — im Sommer lcp^ — sah man
noch Bilder in dieser Technik, wenn auch an-
dere Gegenstände darstellend: W ürfelspieler,
Bauchender, Obstpflücker, Raufbolde, Der Ge-
nießende, Bacchantenzug, Baumstammauffader,
Besoffener. Scharfe Charakteristik in Gesichts-
zügen und in ausdrucksvoller Bewegung ohne
jede Rücksicht auf schöne Linien und ohne
Umwelt kennzeichneten diese Gestalten.
Noch viel schärfer aber zeigt sich Josef Hegen-
barth in seiner Eigenart auf seinem Flauptge-

363
 
Annotationen