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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Wolf, Georg Jacob: Das Gruppenbildnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0152

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DAS GRUPPENBI LDS IS

Die Probleme der Porträtkunft, die Aufgaben
ftellt, die jenfeits der malerifchen, graphi-
Jchen oder bildhauerifchen Einftellung in pfv-
chologifchen Regionen verankert lind, verdich-
ten und fteigem lieb beim Gruppenbildnis.
Das Porträtgemälde ift einmal (ehr richtig als
Ausdruck der individuellen Seelenbaftigkeit be-
zeichnet worden; mit dem guten oder intelli-
genten Abfchildern, mit blendender Technik in
Malerei, Zeicbnnng oder Plaliik allein ift es bei
dem Bildnis nicht getan, denn wenn auf irgend-
einem Gebiet der bildenden Kunft, lo ilt auf
diefem das Hinausfehwingen aus der Tecbnik
und die Anfiedelung in den Bezirken des Pfy-
chologifcben (faft möchte man fagen: des Meta-
phyfifchen) ^ orausfetzung und Exiftenznot-
wendigkeit.

Das Einzelbildiiis darf und 1 oll in lieb felbft
ruhen; in dem Maß, als eine Geftalt, ein Wefen,
ein Charakter bis zum letzten erfaßt, ausge-

fchöpft und in der bildlichen Darfteilung kon-
zentriert ilt, wird auch feine \\ irkung auf den
Betrachter ftark und zwingend fem. Bei der
Porträtgruppe, die nicht als eine zufällige An-
einanderreihung von Hildnilfen, die ohne feeli-
fchen Konnex bleiben, gelten will, fondern die
ihrem Namen gemäß ein Gruppenbildnis im vol-
len Sinne ift, muß dazu ein Y\ eiteres kommen.
Es muffen die Beziehungen derMenlchen unter-
einander gekennzeichnet werden, aus der indi-
viduellen Seelenhaftigkeil. die jedem einzelnen
erhallen bleiben foll, muß etwas wie Familien-
typenhaftigkeit oder innere Beziehung im Sinne
einer Idee, fei fie hoch oder nieder, der jeder
und jedes einzelne dient, herauswachfen. Fäden
muffen fich fpinnen, es muß ein Uberkreuzen
der Empfindungen geben, das dem Betrachter
des Bildes veranfchaidicht, wie die inneren Be-
ziehungen laufen, wo lieh Gefühle berühren,
und welcher Art Gefühl wie Berührung ift.

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