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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Thoma, Hans: Einsiedlers Nachtlied
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0139

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HERMANN YOLZ

TOTENMASKE HANS THOMAS

El ^SIEDLERS NACHTLIED

Ein/am wandle ich im Ddinmerfchein;

Die Welt wird füll, bald bricht die Nacht herein.

Die Sonne funk, der Mond verlor den Schein;

Der SeeV wird bang beim Wandern in die Nacht hinein.

Es fallen ihr vom Sehen nun die Augen zu.

Ob ße fieh wehrt, ße muß nun doch zur Rull ;

Dem Spiel mit ihren fchbnen Siebenfachen

Wird der tiefe Schlaf ein Ende machen.

Aus iß bald ihr Weinen, kein Licht will ihr mehr lachen;

Zu Terwefung nimmt den Leib des Grabes Rachen.

O Herr des Lebens, nimm mich nun ganz mit dir,

Sei du mein ewig Licht, fo dort wie hier.

Mein Gott, du darf/t mich nicht verlajfen,

Du follft meine SeeV in deine Hände fäffen.

Du, meine Sonn, wirft nie mehr untergehen,

Mein Mondfchein bleibft in meiner Nacht beftehen.

Zum Herrn des ew'gen Lichts geht nun die Seele ein;

Durch dunkles Tor, da wird ße frei aller Erdenpein.

Aus der Heimat fern kommt's fchon wie Morgenfchein;

Die Leidenstage enden. In Gottes Ruh' wird's lieblich fein.

Hans Thoma

(Aus „Hans Thoma als ^Ieifter des JVorles" von Dr. II. Sacdlcr, Führer-Trcrlagf ^lünchen-Gladbach.)

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