hat damit nicht irgend eine ihm und feiner
Kunfinatur gemäße Richtung verteidigen oder
durchfetzen, fondern lediglich das Recht ficli
vorbehalten wollen, lieh auf feine Art auswirken,
hch in feiner perföhlichen Y\ eife ausfprecheu
zu dürfen. Diefcs Ichgefühl, das aus keinem felbft-
fiiclitigen Urgrund kam, fondern aus der All-
liehe, der Liehe zum Xächften, wie zu fich felbft.
entfprang, war begründet in der Gotteskind-
fehalt, in der er hch eingegliedert fiihlle. Tlioma
hat auch das Selbftbeftimmungsrecht im Reli-
giöfen für hch in Anfpruch genommen kraft
der Gottcsfreundfchaft alles aus dem ewigen
Liebesgefetze Hervorgegangenen.
Hier ift der Punkt, aus dem das Pantheiftifche.
das Religiöfe, das keiner Konfefßon, keinem
Konventikel Zugehörige hervorgeht.
Y\ enn im künftlerifchen Selbftbeftimmungs-
recht die Unftimmigkeiten Thomas mit dem
zcilgenüfhTchcn Kunftfchrifttum entfprangen.
das ihn. den Einfpänner, zuerft bekämpfte und
ablehnte, dann, bei der Ausfichtslofigkeit. ihn zu
ändern, fchließlich totfehwieg, und erft fpät
zögernd und mit'S orbehalten anerkannte, nach-
dem Thomas Kunft als Ausdruck einer freien,
ungebrochenen deutfehen Seele gefchätzt war,
fo liegt im überkonferhonellen Pantheiftifchen
der Grund, der Tlioma aus den Konfcffionen
heraushebt. Das machte ihn feiner katholifchen
Mullerkirche wie der evangelifchen Wahl-
kirchc fremd und ungatlig. Sein urfprünghehes,
uneingeengtes Gollesgefiihl näherte ihn der in—
difchen Y\ eisheit: der Zugehörigkeit alles Ir-
difchen zum Ewigen, der Uberwindung alles
Irdifchen in der ^ unfchloligkeit hinfichtheh
egoihifcher Regungen, der ^ erbindhebkeit alles
Lebens gegeneinander. Hier trat das fchlecht-
hin Ethifche in V\ irkung, das von allen Partei-
voreingenommenheiten abheilt.
War Thoma im Künftlerifchen nach der Wahl
und Geftaltmig feiner Motive, nach der Technik
und nach der Auswertung feines Könnens jeder-
zeit feine eigenen, nur ihm gemäßen Wege ge-
gangen, imd halle er feinen Leidensweg all-
mählich zur Siegesftraßc umgewandelt, fo galt
ihm zuletzt der ungeheure Erfolg des Schaffen-
den nicht eben gar viel. Seine Befcheidenheit,
feine Zurückhaltung, feine wahrhafte Größe
auch fich gegenüber ließ ihn kernen Augenblick
vergefTen, daß nicht er, fondern daß es fchuf
und wirkte: das Unfaßbare, das ihn nur als
W erkzeughenutzle, als Organ, fein künftlerifch,
wie ethifch gewaltiges, untrennbar miteinander
verbundenes, ineinander verflochtenes Lebens-
werk in Bild und \\ ort zu fchalfen bis zum
letzten Hauch feines Dafeins.
^ or folch felbftlofem Tun verflummen die
Fragen, welcher künftlerifchen, religiofen, poli-
tilchen oder menfehlichen Partei Tlioma zuge-
hörig Mar, fchweigt letztlich auch die Frage,
aus welclier Nation und aus welchen Sinn eines
Volkes heraus er gefchaffen hat. Sein Künft-
Iferifches hat zuerft in England Geltung gew on-
nen. Sein Ethifch-Menfchliches hat den fried-
willigen Amerikanern zugefagt, als die ganze
Welt durch den großen Krieg in Zweifel unter
heb geraten war. Zu allerletzt hat Thomas
volkstümliche Kunft auch bei unferem unver-
föhnlichfteii Gegner Boden gefaßt, da franzö-
hfehe Schullcfebüeher mit figuralen und land-
fchaftlichen Bildern Tliomas verfehen werden
Folien. Das war Thomas letzte Freude, auch in
franzö(liehen Lefebüchern als Vertreter deut-
fcher Kmift Eingang zu finden, wie es feit
Jahren in deutfehen Schulen der Fall ift. Sein
Bildwerk ift ja nicht bloß in ganz Deutfchlaud,
fondern in allen Ländern germanifcher Artung
verbreitet, bekannt und gefchätzt.
Wir Deutfche können lediglich holz daran!
fein, daß in Thomas Schaffen unfere Kunft und
unfer Denken w ieder Weltgeltung erreicht hat.
Wiederum kaim von einem befonderen Gebiete
aus die Welt am deutfehen Wefen genefen.
Wohin man nun Thoma und fein Werk ein-
ftufen mag, ins rein Künftlerifche. Artiftifchc,
oder ins geiftig Lebendige, ins Realiftifche, Ro-
mantifche oder ins Idealiftifche, ins ^ ölkifche,
Außer- oder Internationale, ins Jmpreflioni-
Jiifchc, Expreffioniftifche oder ins S\ mbolifche,
das alles ift nicht wefentlich von Belang. Thoma
war ein Deutfcher, ein Kind des badifchen Vol-
kes, des alcmannifchen Stammes, delfen Heimat-
bild er zum Weltbild erhob. Er war der Schöpfer
einer fchönen, friedvollen Welt Er ift nicht
tot. Jetzt auch wird er leben in feinem Werk,
in Bild und Wort Jos. Au? ßeringer
122
Kunfinatur gemäße Richtung verteidigen oder
durchfetzen, fondern lediglich das Recht ficli
vorbehalten wollen, lieh auf feine Art auswirken,
hch in feiner perföhlichen Y\ eife ausfprecheu
zu dürfen. Diefcs Ichgefühl, das aus keinem felbft-
fiiclitigen Urgrund kam, fondern aus der All-
liehe, der Liehe zum Xächften, wie zu fich felbft.
entfprang, war begründet in der Gotteskind-
fehalt, in der er hch eingegliedert fiihlle. Tlioma
hat auch das Selbftbeftimmungsrecht im Reli-
giöfen für hch in Anfpruch genommen kraft
der Gottcsfreundfchaft alles aus dem ewigen
Liebesgefetze Hervorgegangenen.
Hier ift der Punkt, aus dem das Pantheiftifche.
das Religiöfe, das keiner Konfefßon, keinem
Konventikel Zugehörige hervorgeht.
Y\ enn im künftlerifchen Selbftbeftimmungs-
recht die Unftimmigkeiten Thomas mit dem
zcilgenüfhTchcn Kunftfchrifttum entfprangen.
das ihn. den Einfpänner, zuerft bekämpfte und
ablehnte, dann, bei der Ausfichtslofigkeit. ihn zu
ändern, fchließlich totfehwieg, und erft fpät
zögernd und mit'S orbehalten anerkannte, nach-
dem Thomas Kunft als Ausdruck einer freien,
ungebrochenen deutfehen Seele gefchätzt war,
fo liegt im überkonferhonellen Pantheiftifchen
der Grund, der Tlioma aus den Konfcffionen
heraushebt. Das machte ihn feiner katholifchen
Mullerkirche wie der evangelifchen Wahl-
kirchc fremd und ungatlig. Sein urfprünghehes,
uneingeengtes Gollesgefiihl näherte ihn der in—
difchen Y\ eisheit: der Zugehörigkeit alles Ir-
difchen zum Ewigen, der Uberwindung alles
Irdifchen in der ^ unfchloligkeit hinfichtheh
egoihifcher Regungen, der ^ erbindhebkeit alles
Lebens gegeneinander. Hier trat das fchlecht-
hin Ethifche in V\ irkung, das von allen Partei-
voreingenommenheiten abheilt.
War Thoma im Künftlerifchen nach der Wahl
und Geftaltmig feiner Motive, nach der Technik
und nach der Auswertung feines Könnens jeder-
zeit feine eigenen, nur ihm gemäßen Wege ge-
gangen, imd halle er feinen Leidensweg all-
mählich zur Siegesftraßc umgewandelt, fo galt
ihm zuletzt der ungeheure Erfolg des Schaffen-
den nicht eben gar viel. Seine Befcheidenheit,
feine Zurückhaltung, feine wahrhafte Größe
auch fich gegenüber ließ ihn kernen Augenblick
vergefTen, daß nicht er, fondern daß es fchuf
und wirkte: das Unfaßbare, das ihn nur als
W erkzeughenutzle, als Organ, fein künftlerifch,
wie ethifch gewaltiges, untrennbar miteinander
verbundenes, ineinander verflochtenes Lebens-
werk in Bild und \\ ort zu fchalfen bis zum
letzten Hauch feines Dafeins.
^ or folch felbftlofem Tun verflummen die
Fragen, welcher künftlerifchen, religiofen, poli-
tilchen oder menfehlichen Partei Tlioma zuge-
hörig Mar, fchweigt letztlich auch die Frage,
aus welclier Nation und aus welchen Sinn eines
Volkes heraus er gefchaffen hat. Sein Künft-
Iferifches hat zuerft in England Geltung gew on-
nen. Sein Ethifch-Menfchliches hat den fried-
willigen Amerikanern zugefagt, als die ganze
Welt durch den großen Krieg in Zweifel unter
heb geraten war. Zu allerletzt hat Thomas
volkstümliche Kunft auch bei unferem unver-
föhnlichfteii Gegner Boden gefaßt, da franzö-
hfehe Schullcfebüeher mit figuralen und land-
fchaftlichen Bildern Tliomas verfehen werden
Folien. Das war Thomas letzte Freude, auch in
franzö(liehen Lefebüchern als Vertreter deut-
fcher Kmift Eingang zu finden, wie es feit
Jahren in deutfehen Schulen der Fall ift. Sein
Bildwerk ift ja nicht bloß in ganz Deutfchlaud,
fondern in allen Ländern germanifcher Artung
verbreitet, bekannt und gefchätzt.
Wir Deutfche können lediglich holz daran!
fein, daß in Thomas Schaffen unfere Kunft und
unfer Denken w ieder Weltgeltung erreicht hat.
Wiederum kaim von einem befonderen Gebiete
aus die Welt am deutfehen Wefen genefen.
Wohin man nun Thoma und fein Werk ein-
ftufen mag, ins rein Künftlerifche. Artiftifchc,
oder ins geiftig Lebendige, ins Realiftifche, Ro-
mantifche oder ins Idealiftifche, ins ^ ölkifche,
Außer- oder Internationale, ins Jmpreflioni-
Jiifchc, Expreffioniftifche oder ins S\ mbolifche,
das alles ift nicht wefentlich von Belang. Thoma
war ein Deutfcher, ein Kind des badifchen Vol-
kes, des alcmannifchen Stammes, delfen Heimat-
bild er zum Weltbild erhob. Er war der Schöpfer
einer fchönen, friedvollen Welt Er ift nicht
tot. Jetzt auch wird er leben in feinem Werk,
in Bild und Wort Jos. Au? ßeringer
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