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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Gratzl, Emil: Indische Miniaturmalereien der Mogulzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0031

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Feinde berichten fie uns (elber in ihren großartig
offenen Memoiren und durch die Feder des
Hofchroniften. \ on außen, vom europäifchen
Standpunkt werden lie uns gefchildert durch
Franzofen und Engländer. Kaufleute, Aben-
teurer und Gefandte. und durch diegaftfreiauf-
genommenen Jefuitenmiflionare.1 nd ihre Maler
haben uns den Hoffiaat. die Gelehrten und die
I ledigen ' Abb. S. 26) diefer reichen Zeil in
phantaflelos klaren, fachlich-nüchternen Bild-
nilren, das große Leben des Hofes und dasKlein-
lebeu des \ olkes (Abb. S. 25) in färben- und
figurenreichen Blättern hinterlaßen.
Eine Sammlung von Meisterwerken dieler höfl-
ichen Malerei aus der Zeit ihrer höchften Blüte,
„das IchönJ'te indilche Miniaturenwerk in deut-
Ichem Belitz", das feit 60 Jahren fall unbeachtet
in Berlin lag. ifl vor kurzem in einer glänzenden
Veröffentlichung ans Licht getreten. Er 11 Ii
Kühne! und Hermann Goetz, beide durch
ausgezeichnete Arbeiten zur islamilchen Kunil-
gefchichte bekannt, haben ein im Belitz der Ber-
liner Staatsbibliothek befindliches Album in-
dilch-islamifcher Miniaturen herausgegeben*)
und in eindringender L nterfuchüng als aus dem
Belitz Jehangirs flammend crwielen.
Das Album, von Heinrich Brugfch Palcha, dem
bekannten Agyptologen. 186 ■ mit andern Hand-

*] Indifrhe Buchmalereien aus dem Jehangir-Album dcrStaats-
hibliothek 7.11 Berlin. A. 011 Ernli Kühnel und Hermann Goet/..
Berlin, Scarabaeus-Verlag 1924. gr. -t°, 62 S., 42 teilweile
farbige Tafeln. Das prachtvolle "Werk ilt der /.weite Band einer
Serienpublikation de* Searabaeus-A erlags ..Die Buchkunlt
des OTtens , deren ertten, ebenlo reieb ausgeliatteten Band
„tslamilche Bucheinbände" von F. Sarre wir im nächften
Heft unterer Zeitfchrift eingehend würdigen werden.

fchriften aus Perfien nach Berlin gebracht, ent-
hält auf 25 Blatt in willkürlicher Zufammen
Heilung, w ie lie im Orient bis heule von Samm-
lern geübt wird. Miniaturmalereien, kalligraphi-
fche Blätter und abendländifche &upferftiche.
Jehangir wird als Befltzer durch zahlreiche per-
fifche Beilchrüten erwiefen, die teils ihn felbft,
teils die Großen feines Hofes nennen und die
zugleich die Zufammenftellung des Albums auf
die Zeil Zwilchen i 608 und i 6 i !S feftlegen lallen.
Einzelne Blätter lind dem Album verloren ge-
gangen und befinden lieh jetzt in Privatbelitz.
Amauffallendften mögen wohl die Kupferftiche
erfcheinen. Aber ihre Anwesenheit erklärt lieh
leicht; w illen wir doch, daß Jehangir w ie vor ihm
fein Vater Afcbar eifrig europäifche Kunftwerke
gelammeil hat, ohne dabei an den chriftliehen
Vorwürfen Anftoß zu nehmen. Es war ja bis
zu den Tagen des glaubensftrengen Aurangzib
am Mogulhof weitgehendfte Duldung gegen
Hindu und Chriften heimlich. VN ir dürfen an-
nehmen, daß diefe Blätter, meifl der Antwerpe
nerMameriftenfchule entflammend, von den Je-
fuiten nach Indien gebracht worden lind. Be-
merkenswert ift, daß lieh dabei eine besondere
Vorliebe für die Nachftiche Dürerlcher Blätter
zeigt. Und es ilt ein immerhin feltfames Zu-
tammentreffen, dal! lieh in denfelben Jahrzehn-
ten der große bayerifche Kurfürfi Max 1. und
der Nachfahre Timurs auf dem indil'chen Kail'er
thron als Dürerl'ammler betätigt haben. Für die
Erkenntnis der FernwirkungeuropäifeherKunfl
ift die Tatfache diefer Sammeltätigkeit von Be-
deutung.

Auch die Schrift proben [ollen uns hier nicht
 
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