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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Schumann, Paul: Dresdner Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0077

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DRESDNER KUNSTAUSSTELLUNGEN

Dresden sah in (liefern Sommer wie feit Jaliren
üblich zwei Kurl(lausfteilungen, eine der
Dresdner Künftiervercinigung im ftädtifchen
AusfteUungshaufe an der Lemreftraße, eine der
KunftgenoHenfchaft im akademifchen Ausftef-
luiigspalalt auf der ßrühll chenTerrafle. Neu war
aber, daß mit der Genoftenfchaft die Seceffion
auslteilte. Id dal» die beiden äußerften Richtungen
vereint waren, während die mittlere für lieh blieb.
Beide Ausftellnngeii boten im übrigen das ge-
wohnte Gelamtbild.

In derKiiniUervereinigungwar diefes noch etwas
einheitlicher und gefchlofiener geworden als bis-
her etwa abgesehen von Anguft Böckftiegel. der
noch immer in Bildern mit lebensgroßen Ge-
ftalten in wildem Rot und Gelb Ichwelgt, Felix-
müller, deflen grotesk verzerrte Bilder—„Kün li-
ier in Armut" und „Kleinkinderbewahranflaltin
Klotzfche" — mehr von Tendenz als von Kunft
zeugen, Otto Meifter, der in den vier apokalyp-
tifcJien Reitern und in der „ SchaffungEvas " tem-
peramentvoll eigene 'S \ ege geht, ohne noch voll-
ftändig zuüberzeugeii.PaulCaflef undKonftaiilin
Franz, die ebenfalls noch Orgien in Farben ver-
anftalten.

In abgeklärter^ ollendnng treten dagegen dieAlt-
meifter Robert Sterl, Otto Gußmaiiii und Lud-
wig von Hofmann auf den Plan. Sterl Hellt je zwei
Bilder aus zweien leiner Stoffgebiete ans: „Stein-
brecher bei der Arbeit", in denen feine große
Kunft Menfchen in wuchtiger Arbeit hinreißend
darzuftellenundleuchtendes förmiges Licht über
Stein und .Menfchen auszugießen, glänzend zur
Geltungkommt,dazu zwei in meifterhafter Flot t-
heit liingeworfene Anflehten von der W olgannd
von Nifchni-Nowgorod. \ on Otto Gnßmann
fall man ein geiflvolles Selbftbildnis und einen
vortrefilichen Frauenakt in feiner Harmonie mit
der Umgebung. Ludwig von Hofmanns „Ritor-
nell" zeigt in abgeklärter Zurückhaltung ein hal-
bes Dutzend nackter Jünglinge und Mädchen in
der friedlichen Stille des Hirtenlebens. Zu die-
sen dreien tritt noch als bewährter Meifter Paul
Rößler in einem Stilleben und einer Maske-
rade. In gcfchmackvoller Eleganz gibt lieh Ernl't
Richard Dietze in leinen weiblichen Bildnilfen.
als tüchtiger Könner in imprefiioiiiftiseher Mal-
weile in leiner Studie aus dem Kaifee Pollender.
Als Gäfte wurden eingeladen Eidward Münch und

KarlHofer. Münch war mit feinen drei Gemälden
kaum überzeugend vertreten. Karl Flofers „Ru-
fer", der an hervorragender Stelle den Blick auf
fich lenkte, wirkte in feiner kühlen Klarheit und
fcharfen Betonung der Linien als das W erk eines
klug berechnenden, feines Stils lieberen Kiinft-
lers. Zu diefem kamen weiter Jofeph Hegenbarth
und Otto Schubert, denen beiden je ein befon-
derer Raum zugebilligt worden war. Hegenbarth
ift eine Harke Perfoidichkeit, befonders als Gra-
phiker. Sein „Zug Alexanders gegen die Perfer"
in impreffioiiiftifeh erfaßten Aquarellen, gibt
überaus lebendige MafTenfzenen in einheitlichem
Fluß und flotter Technik. Das Ganze ift von
frifcher ftarker Eigenart. Dazu kommen ein
Dutzend Ölgemälde: „\\ ürlelfpieier", „Rau-
chender". „Obflpllücker", „Ranfholde", „Bac-
chantenzug", „Betrunkener" ufw. — alles ener-
gifch im charaktervollen Ausdruck der Züge
rurd der Bewegnngen. Auch die Radierungen
aus Stimmen der Völker in Liedern und die
Zeichnungen aus der Mappe Odyflee zeigen die-
lelben Eigenfchaften kraftvoller Eigenart.
Otto Schuberlift, in feinen zahlreichen Gemäiden
— „Sintflut", „Reiterkampf'', „Tobias heiit fei-
nen Vater", „Bacchant und Nymphe", „Straße
mit Poftwagen" ufw. — fehr vieifeitig in den Ge-
geiiftänden, aber auch ruigleicli in der Ausgeftal-
tung. Auch er hatte ein Gefamtwerk „Harmibals
Zug über die Alpen" und Radierungen aus einer
Mappe „DieFibel" ausgeftellt;fie wirkeiizrimTeil
etwas leerfürdas große Format. In allem zeigtfich
Schubert als ein freudiger Lebensbejalier. Da ift
weiter Eugen Fraaß mit klar gefehenen Land-
fchaften, befonders einer „Famiiie in Winter-
landschaft ",\^ alter Jakob mit dunkel gehaltenen
charaktervoll malerilchen Bildnilfen und einer
breit undfrilch hingefetzten kriftallklarenW in-
terlandfchaft. Auch von Fritz W inkler ift eine
prächtigeVVmterlandfchaftvorhanden;vonHans
Hanner ein vornehmes farbenfrohes Damenbild-
nis; von "W illy Himer eine luftige, aftholläirdifch
gefehene Landfchaft. von Hans Xadler ein eigen-
artig romantifch erfaßter „Angler auf einer
Brücke"; von Wilhelm Rudolf ein „Eisgang"
imd eine „\\ ildfau", beide von Talent zeugend,
von Oskar Trepte Straßenbilder und Felfenland-
fchaft, auf die einfachfte Formel gebracht.
Auf dem Gebiete der Graphik find noch die

Die Kunst für Alle. XXXX. 3. Dezember 1874

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