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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Wirth, Albert: Die Technik der Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0032

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Januar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 15.

sich mit Kalk vertragen, ohne jedes Bindemittel auf nassem
Putz. Dieser nasse Putz besteht aus mehreren aufeinander
getragene Putzschichten. Der im Mörtel der Putzschichten
enthaltene Kalk schwitzt durch, verbindet sich mit der Kohlen-
säure der Luft und bindet als kohlensaurer Kalk die Farbe,
indem er sie gleichsam versteinert. Der Aetzkalk oder Kalk-
hydrat wird naturalisirt. Der Bindeprozess kann also nur
durch den nassen Putz vor sich gehen und es muss daher
jeder zu trockene Theil wieder abgeschabt und anderen Tags
frisch angeputzt werden. Dieser Umstand macht die Sache
unbequem und schwierig, namentlich für unsere Jetztzeit, in
welcher gerade beim Künstler die Technik die schwächste
Seite sein dürfte. Was aber trotz dieser Schwierigkeit in
Fresco-Malerei geleistet werden kann, zeigen die leuchtenden
herrlichen Fresco-Malereien in den Kirchen, Klöstern und
Schlössern aus den vorigen Jahrhunderten (die in Süddeutsch-
land bekanntesten sind im Würzburger Schlosse von Tiepolo).

Die Fresco - Technik verlor sich theilweise Ende des
vorigen und Anfangs unseres Jahrhunderts. Durch König
Ludwig von Bayern wurde Anregung zur Wiederbelebung
gegeben und besonders durch Künstler wie Cornelius gefördert.

Aus jener Zeit stammen auch die in Casa Bartholdy
gemalten und hierher ins Museum überführten Wandbilder
von Veit, Overbeck, Schadow.

Seit den 80 er Jahren haben die PreU'schen Fresken
gezeigt, dass man Fresco-Technik wieder übt und kennt. In
jüngster Zeit hat nun ein dänischer Maler Oscar Mathiesen

aus Kopenhagen, nachdem er Jahre lang Studien gemacht,
ein Verfahren erdacht, welches in Berlin und in München
Interesse hervorgerufen hat.

Man begegnet der Sache mit um so grösserem Ver- '
trauen, als Maler Mathiesen kein Geheimnisskrämer ist, son-
dern deutlich und klar sagt, was er macht und was er will.
In der Kgl. akademischen Hochschule zu Berlin sind bereits
einige Proben durch Herrn Mathiesen selbst, als auch durch
eine Anzahl Schüler gemacht worden. Diese Fresco-Uebungen
gaben Gelegenheit zu eingehender Beobachtung.

Die Malerei an und für sich ist dieselbe wie beim bis-
herigen Fresco, nur dass bei dem bisherigen Fresco die Unter-
putzschichte und die darauf folgende Malputzschichte frisch
und nass aufeinander gesetzt wurden, während hier die Unter-
putzschichte schon früher geputzt sein kann und auf diese
nach starker Annetzung (nass machen genügt) die Malschicht
nass, frisch aufgetragen zu werden braucht; jedoch schliesst
die Mathiesen'sche Technik die Anwendung mehrerer nasser
Putzschichten nicht aus.

Nun beschleunigt Maler Mathiesen gewissermassen den
Naturprozess durch zwei Mittel:

Erstens lässt er, nachdem die Malerei, wie sonst, fertig-
gestellt ist, auf die noch nassen Farben einen Strom gepresster
Kohlensäure los. Er sagt: die Luft hat nur 0,04 Kohlen-
säure, also geht der Erhärtungsprozess langsam, durch die
schnelle Zufuhr der Kohlensäure wird der Naturprozess
beschleunigt und verstärkt, das Gemalte dadurch gebunden.

Abbildung Nr. 993. ARCHITEKT BAILLIE SCOTT—DOUGLAS ENTWURF. AUSGEFÜHRT VON J. GLÜCKERT—DARMSTADT.

Kamin- Verkleidung.
 
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