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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Meissner, Carl: Deutsche Handwerkskunst von neuer Art auf der deutschen Kunst-Ausstellung in Dresden, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0156

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Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.

W Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. ~ma
Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlich.
Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.

Insertions-Bedingungen am Schluss derZeitschr.

X. Jahrg. 1899.

Leipzig Darmstadt Wien, e—

August-Heft.

pEUTSCHE HaNPVERKSRUNST VON NEUER ART * * *

* AUF PER PEUTSCHEN RUNST-AUSSTELLUNG IN PRESPEN.

Von CARL MEISSNER—Dresden.

„Dass er im innem Herzen spüre, und Kunsthandwerk einen eigenen Stil geschaffen. Eine

Was er erschafft mit seiner Hand.'

langwierige Periode der letzten Art mit Sammtrock und

iese alte Schiller'sche Forderung muss erfüllt j Calabreser als äusserliches Trennungszeichen liegt »gottlob

werden, soll gute Kunst, also auch gute Hand-
werkskunst, entstehen. Und um die Erfüllung
dieser Forderung mühten sich ja von Anfang
an alle die jungen Künstler, denen es wirklich
ernst war, sich und ihrer Zeit, aus sich und
ihrer Zeit eine Umgebung im Hause zu schaffen,
die von ihrem und ihrer Zeit Empfinden Zeug-
niss ablege. In allen Zeiten echter Kultur
haben die Menschen eine starke Freude daran gehabt, ihre
Umwelt karakteristisch zu verschönern und ihr eigenes
Wesen in derselben auszuprägen. In solchen Zeiten hat
man das Malen von Bildern und das Meissein von Statuen
nicht als etwas Gesondertes — Höherstehendes empfunden,
sondern nur als ein zur vollen Freiheit gesteigertes Ausüben
derselben Kunst der Form und der Farbe. Alle grossen
Künstler der Vergangenheit haben auch für den Zweck
geschaffen oder sie hätten sich doch solch handwerklicher
Arbeit nicht geschämt. Zeiten dagegen, in denen an die
Stelle der Freude an karakteristisch gestalteter Umgebung
Gleichgültigkeit tritt, Zeiten, in denen sich Maler und Bild-
hauer zu gut dünken zum Kunsthandwerk sind nie Blüthe-
zeiten der bildenden Künste gewesen, sie haben nie in Kunst

hinter uns. Und was heute im raschen Werden ist, das schaut,
von allerhand Spielerischem abgesehen, ganz so aus, als
würde man davon in hundert Jahren, als von einem »Stil«
sprechen und wenn noch nicht von dem, was heute schon
da ist, so sicher von dem, was die nächsten Jahrzehnte bringen.
Und dass man so wird sprechen können, ist das Resultat
davon, dass der »College von der hohen Kunst« sich wieder
des vollen Umfangs seines schöpferischen Wirkenkönnens
bewusst geworden ist.

Wenn der Gewerbepraktiker am Anfang auf all das
junge hastige Drängen, das so plötzlich ihn umgab, ohne
rechtes Zutrauen sah, so hatte er ja zunächst manchmal nicht
unrecht. Denn, wenn ich nochmals an den Vers aus der
Glocke erinnern darf, das »Spüren im innern Herzen«, war
bei unseren neuartig kunstgewerblich schaffenden Künstlern
wohl zumeist von vornherein da, doch öfters dachten und
machten sie es sich doch leichter, als es war: »der Verstand
ward ihnen dazu«, doch zum Theil erst hinterdrein. Aber
heute haben sich die Meisten in den Grenzen ihrer Aufgaben
zurechtgefunden, sie sehen klar die drei dreimal heiligen Noth-
wendigkeiten, die sie ja eigentlich erst wieder allgemein zur
Geltung brachten, und die da heissen: den Gebrauchszweck
 
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