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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Schulze-Köln, Otto: Villa Fritzsche in Leipzig-Gohlis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0116

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Zu beziehen nur halbjährlich (Jan.bezw. Juli).
Zahlung vierteljährlich für Deutschland Mk.5.—,
fBr Oesterr.*Ung. u. das gesammte Ausl. Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Koch Verlag, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe gestattet.
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.

W Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. ~*a
Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlieh.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluss derZeitachr.

X. Jahrg. 1899.

~s Leipzig Darmstadt ^ Wien, e~-

Juni-Heft.

Villa Fritzsche iN Leipzig-Gohlis.

as vorliegende Heft haben wir in seinem illustra- ! Verständniss über das, was er will, kann er sich selbst
tivem Theil ganz einem Werke bürgerlicher keine Rechenschaft geben über die ungefähre Gestaltung
Bestimmung gewidmet, an dem jede Einzelheit, des zu Schaffenden, so wird es ihm auch schwer fallen, den
bis in den Garten hinein, die kundige Hand und Künstler zu verstehen und sich zunächst fast kaum in die
den künstlerischen Weitblick eines Architekten | bildliche Ausdrucksweise, in die entwerfende Vorarbeit des
verräth, der sich mit seiner Aufgabe eins wusste ' Künstlers hineinzufinden vermögen. Umgekehrt ist auch das

umfassendste Können, der feinste Geschmack des entwerfenden
und ausübenden Künstlers nutzlos, wenn dieser nicht gleich-
zeitig die werthvolle Fähigkeit besitzt, die Absichten und
Wünsche seines Auftraggebers zu erkennen und auf dieselben
einzugehen soweit das eben unter Wahrung seiner künstle-
rischen Anschauungen möglich ist. Ein unbedingtes Nach-
geben ist ebenso verwerflich, wie ein schroffes Verharren bei
der einmal gefassten Meinung für jeden der Betheiligten,
denn beide sind voneinander abhängig.

Unter Erwägung all dieser Umstände hat die Villa
Fritzsche in Leipzig-Gohlis von ihrer Erstehung auf dem Papier
ab bis zu ihrer äusseren und inneren Vollendung und bis zur
Schaffung ihrer Umgebung im Rahmen eines gärtnerisch-
landschaftlichen Abschlussbildes einen günstigen Stern über
sich gesehen. Der Auftraggeber, ein kunstsinniger, lebens-
erfahrener und warmherziger, einsichtsvoller Förderer unseres
modernen wirthschaftlichen Lebens, der Architekt ein akade-
misch gebildeter, in strenger Selbstschulung und langjähriger
praktischer Thätigkeit herangereifter Künstler von ausge-
sprochener Eigenart. Hinzu kommt noch, dass die Genannten
ein freundschaftliches Band verbindet, ein volles gegenseitiges
Verstehen also wesentlich erleichterte. Und so konnte eben

und das unbeschränkte Vertrauen seines Auftrag-
gebers besass. Zu unserer Freude haben sich
derartige Aufträge von privater Seite, die man
rückhaltlos in die Hände des Baukünstlers, also
des praktisch erfahrenen und bewährten Archi-
tekten legte, vermehrt. Nur dann kann eine einheitliche
Gesammtwirkung und eine Vollleistung erreicht werden, wenn
dem entwerfenden Architekten nicht nur die Ausarbeitung
der Grundrisse und Fassaden, sondern auch die Entwurfs-
Arbeit des gesammten inneren Ausbaues bis zum Schloss-
blech herab, ja auch die Gestaltung der unmittelbaren Um-
gebung, des Gartens, übertragen wird. Natürlich ist mit
Technik und Kunst auf dem Papier noch nichts erreicht;
auch die Oberleitung, die Bauführung und der engste Verkehr
mit den heranzuziehenden Handwerkern muss, wenn irgend
möglich, bei dem entwerfenden Künstler bleiben, wenn das
projektirte Gesammtwerk zu wirklicher Vollendung und für
den Auftraggeber zu einer realen Daseinsfreude heranreifen,
dem entwerfenden Berufskünstler aber zu einem vollwichtigen
Beleg seines Könnens gereichen soll. — Um das zu erzielen,
genügt nicht die einseitige Inanspruchnahme des Bauherrn
in Form seines Geldsackes; fehlt es ihm an dem nöthigen
 
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