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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Fuchs, Georg: Deutsche Kunst und Dekoration neuen Stiles, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0066

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März-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 45.

Deutsche Kunst unp Dekoration neuen Stiles.

(Fortsetzung aus dem Februar-Heft.)

Tn dieser Erkenntnis* zeigte es sich, wie heilsam und trotz | Hermann Olmst | hat bisher nur für Flächen-Dekoration
1 allem und allem das exakte Studium der älteren Stile entworfen und innerhalb dieses Gebietes auch nur für Stickerei,
war. Wir hatten sie alle wieder durchrevidirt und waren Schmiedeeisen und gelegentlich für Töpferei. Seine Plane
endlich mit dem Erfassen der Gothik und des 16. Jahrhunderts aber gehen weit über die Grenzen der Flächen Verzierung
einerseits und der geradezu liebevoller hinaus- sie richten sich *f *e

Versenkung in die bis zu unseren Tagen ,__. sammte Innen-Dekoration des Hauses.

herabreichende Ueberlieferung des ur- A Er hält sich streng an die heimathlichen

alten Kunstgewerbes der Bauern an- 1 Verhältnisse und will von Entlehnungen

.____.. , , mk keiner Art etwas wissen. So entnimmt

dererseits da angelangt, wo unsere t>y\ , ,

v,„;„ n-i- . ^. . J er seine Motive der uns umgebenden

neimathliche Tradition abgerissen war. *^ v ri \ , 7

rx- , .. (. . „„c V tX Pflanzen-und Thierwelt und deutet sie

tlier knüpften wir an, von hier aus ■ 11k / ■

u £ • • T i± j .- x / unter strenerer Rücksichtnahme aut

schufen wir weiter, Lech irr von der H X mV /

r - „ , , -r, W\ X »\V / Zweck und Material zu ornamentalen

Gothik, andere von der Renaissance, \ X ™\ / r-,,-j

, j . - ,„ ... x X \ / Formen um. Er will die Schönheit des

andere von der bäuerlichen Kunst aus, \ \ / rui. , _,T. ,

, • t-. • Wk 1 / Materials zu möglichst hoher Wirkung

andere unter einem impulsiven Drangen, « I ,/ m 6

•■,„.„..,. t \m Ii bringen. Darum ist er rastlos bestrebt,

in dem eigene Traume und Anregungen W II < " ° , ...

jfl * . . ,, . |na die Technik zu durchdringen und zu

des Auslandes zusammengetroffen waren. Xafl^L*' , . ,

Alle diese Männer haben erkannt. /StiNKt^ verfeinern. In der Stickerei hat er
dass wir bei Gestaltung der Gebrauchs- <) WMt\ dabei staunenswerthe Resultat, erzielt,
gegenstände und Wohnungen vom vor- H . Er Iässt nicht nur flach SÜCken fer
handenen Bedürfnis ausgehen müssen. * auf Verlegte Füllung arbeiten, sondern
Der Gebrauchszweck des Gegenstandes "fMÜ^Hb* ,n",MHn daS >h,M,T ""'^ "\ '
bestimmt seine Konstruktion, die Kon- I dieses Mode11 wird sodann auf dem
struktion bestimmt seine Form, und W 'J" f 1 Grundstoff e durch R elief in Baumwolle
die Auszierung ist nichts als gewisser- I nachgebildet und dann kunstreich Über-
massen ein »Zu-Ende-Empfinden« der § stickt oder benaht Dabei W6lcht er'
konstruktiven Form. 1 um starkere Licht" und Schattenwir"

Diese, über die bisher übliche Nach- (L Hungen zu erzielen, nicht selten von

ahmung alter und ausländischer Stile I L^^T^ den akademischen Regeln des .guten

hinausführende Forderung wurde zuerst Stickens« ab. Oft ist kein Stich dem

bevvusst und programmmässig von \ \ anderen gleich; ein Geflimmer verschie-

Künstlern erhoben, die als Maler und ' denartiger Stiche fluthet auf den Formen

Bildhauer nicht von vornherein im dahin, wie von einem Pulsschlage belebt,

Kunstgewerbe gestanden hatten. Her- wie die Zellen eines lebenden P?**8

mann Obrist, ein Bildhauer, der in -----^ von organischer Kraft und Rhythmik

Weimar, Paris und Karlsruhe seine belebt- Und trotzdem ruht das Ganze
Vorbildung empfangen hatte, gab vor Nr. .040. Tischchen, w. michae.-müschek. geschlossen in seiner Einheit, festge-

aii^„ j r* 1 1 • ,• halten durch koloristische und zeichne-

allen anderen Gelegenheit, die neuen Aus unserem Wettbewerb: I. Preis. IWUCn

Ideen bestimmt zu formuliren. Es ge- rische Brennpunkte. Diese, von der

schah dieses auf Grund der von ihm üblichen Nadelmalerei abweichende

entworfenen und von Bertha Ruchet in München ausgeführten Technik, hat es dem Künstler ermöglicht, einen hochbedeu-
Stickereien, und zwar durch deren Publikation im »Pan«, die i tenden Gedanken durchzuführen. Er gründet namheh zuweilen
mit prinzipiellen Erläuterungen begleitet wurden und die j seine ornamentale Erfindung nicht auf Einzeltormen des
ein Nachwort Geheimerath Bode's zu besonderer Bedeutung Naturreiches, sondern auf die grossen organischen Prinzipien
erhob. Ich kann hier die Thätigkeit der einzelnen Künstler der lebenden Wesen, namentlich der Pflanzen. Wenn wir
nicht eingehend schildern, ich muss vielmehr auf die vor- uns kontemplativ in die äussere Erscheinung einer P lanze,
Hegenden Abbildungen und Publikationen verweisen und mich etwa einer Eiche, versenken, so erschhesst sich uns bald aus

darauf beschränken, die Grundsätze und Absichten der als *) Vergl. seine prächtige Truhe in Heft 1—2 der »Deutschen Kunst und

Führer geltenden Künstler in Kürze zu karakterisiren. I Dekoration«. Ebenda einen gestickten Teppich.
 
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