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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Schulze-Köln, Otto: Der Kunst-Salon Keller & Reiner in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0196

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^jflluftrirte kmt^am#cqc(^rit;ct)rift für

Zu beziehen nur halbjährlich (Jan.bezw. Juli).
Zahlung- vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.-,
für Oesterr.-Ung-. u. das g-esammte Ausl. Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Koch Verlag-, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe g-estattet.
Sämmtliche Orig-inal-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung-frei.

W Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. *W|
Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt Leipzig.
Insertions-Beding-ung-en am Schluss derZeitschr.

X. Jahrg. 1899.

~s Leipzig Darmstadt Wien, e~-

Oktober-Heft.

bleiben sie jedermann in bequemer Weise zu-
gänglich soweit er Verlangen darnach hat, sich
mit Kunst zu beschäftigen, ihre Werke auf sich

per Kunst-SaloN Keller $ Reiner in Berlin.

Fiele Kunstwerke unserer Zeit sind ständig auf der I zu besuchen und so in engster Fühlung mit dem heute so
Wanderschaft begriffen sobald sie die Werk- [ kraftvoll pulsirenden Kunstleben zu bleiben. Eine gute Er-
statten ihrer Urheber verlassen haben, und sie j ziehung verlangt mehr als die Bekanntschaft mit Literatur
bleiben es solange bis sich der Staat oder der und Musik, die uns Theater und Konzerte vermitteln, sie
Privatmann entschliesst, sie zu erwerben. Finden j verlangt ein volles Vertrautsein mit dem modernen Kultur-
die Kunstwerke in einem Museum oder in einer I leben überhaupt. Im Vordergrunde unserer geistigen Tages-
öffentlichen Galerie dauernde Aufnahme, so j interessen und unseres Kunstverlangens steht die Kunst der

Jetztzeit, der Gegenwart und Zukunft, nicht der Vergangen-
heit. Dem huldigen besonders die Kreise der Gesellschaft,
selbst auf die Gefahr hin, in ihren Bildungsgang Lücken zu
wirken zu lassen, sie zu geniessen. - Selten kommt reissen. Damit werden die Museen entvölkert, wenigstens
es vor, dass Kunstwerke, vorausgesetzt dass sie die, die der neueren Kunst nur eine bescheidene Mitwirkung
nicht infolge festen Auftrages entstanden, direkt von dem einräumen. Was der alten Kunst dadurch an Interesse ver-
Künstler erworben werden, gleich wer der Erwerber des Kunst- loren geht, gewinnt unstreitig die Kunst unserer Zeit; ob zu
werkes ist. Meistens wird erst das Urtheil der Menge angerufen, ihrem Schaden oder Vortheil, soll hier nicht untersucht werden,
die öffentliche Schaustellung fordert die Kritik heraus und nicht j Fest steht, dass man sich heute über einen Velasquez,
selten wird dadurch das Schicksal eines Kunstwerkes besiegelt, i van Dyck, Rubens, oder gar Dürer, Holbein, Rafael weniger
Meistens geschieht's auf den periodischen, überwiegend jährlich aufregt als über Stuck, Klinger, Böcklin, Hildebrand, Ludwig
wiederkehrenden grossen Kunstausstellungen wie in München, von Hoffmann oder einen anderen der Neueren. Die Künstler
Berlin, Paris, Dresden, die häufig nach Schluss ihre Schätze | aus der Mitte unseres Jahrhunderts sind fast ganz vergessen;
in die Provinzen senden, in deren Hauptstädten die sogenannten i wer kennt Schwind, Feuerbach, Richter, W. von Kaulbach,
Kunstvereine dann recht viel Mittelgut mit wenigen hervor- Piloty, Cornelius aus eigener Kenntniss ihrer Werke — nur
ragenden Werken dem Volke auf's neue darbieten. — | wenige. Dagegen stehen Künstler wie Defregger, Grützner,
Das sind recht löbliche Einrichtungen, denn auf diese j Schreyer immer noch vielen recht nahe. Sicher ist, dass die
Weise ist es auch den weniger bemittelten Volksschichten j mittleren und unteren Volkskreise den Museen ein viel
gegeben, sich mit den neu entstehenden Werken der bildenden i grösseres Interesse zuwenden, als es die vornehmeren Gesell-
Kunst vertraut zu machen. Nur der kleinen Mehrheit ist es Schaftsschichten thun. Das ist eine nothwendige Folge
vergönnt, die genannten grossen Ausstellungen regelmässig unseres gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens.
 
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