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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Poellnitz, ... von: Einiges über Haus und Strasse der Zukunft
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Fuchs, Georg: Deutsche Kunst u. Dekoration neuen Stiles, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0046

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Februar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 27.

treten lassen, wie es bei amerikanischen Pfeilerbauten beliebt | T)py TTCfJ-IF K'lINQT II DFI^OI? ATIOM
ist, um den inneren Räumen mehr Licht zuzuführen und sie ^CU lOLTlC I\UilO 1 U. KC1\VJI\A1 IVJPI

gleichzeitig zu vergrössern. Ferner wird sich wohl auch eine

NEUEN STILES.

renn man bisher im Deutschen Reiche nach dem Stil
des vornehmen Hauses, des Palastes und des Tempels
frug, so wurde ein mächtiger Atlas aufgethan. Im Stile des
Empire, des Rokoko, des Barock,- der deutschen und der
italienischen Renaissance; gothisch, romanisch, norwegisch,
byzantinisch, maurisch, persisch, indisch und altassyrisch —
so baute der wohlhabende Deutsche vom Ende des 19. Jahr-
hunderts, so richtete er sich ein. Mit grosser Gelehrsamkeit
erforschte er die Baukunst und die angewandte Kunst aller
Zeiten und Völker, mit unerschütterlicher Gewissenhaftigkeit
und sklavischer Ehrfurcht ahmte er sie nach. Er selbst, der
Lebende, der Starke — er hatte keinen Ehrgeiz für sich, er
wollte nichts erschaffen. Ja, als die Zeit kam, da ihn die
gelehrte Romantik des Urväterhausrathes und der Raub der
Gräber zu bedrücken anfing, als es ihm dumpf und beklommen
wurde, als er nach Luft und Licht und Be-
hagen verlangte, da dachte er keinen Augen-
HMMMi blick daran, unter den eigenen Volksgenossen

j , , 'y J nach Künstlern zu suchen, welche ihm bieten

I \\m\\ f könnten, was er begehrte. Er, der mächtige

■ 11 III I Deutsche, in dem das Empfinden für das

■ III ff I eigene Volkstum, für die Grösse und Schön-
MmiJj-jj^ ■ hcit der 1 [eimat so gewaltig aufgelebt war,

■ _ .^^■fctem8B«SKJ wie nie zuvor: Er bettelte an den Pforten

HBM——^j H -g^^-^ Ä anderer Völker. Dem Britten, dem Franzosen,

kBBlHli^^^^MiiiSSS. m ^^****qjjäa^JM dem Amerikaner und dem fernen Japaner

^jBj v ^^^feaJ brachte er die Fülle seines Reichtumes dar,

i|Sp " den er durch eine Schaffenskraft ohne Gleichen

K3BBBSlIZZ!1SL^— erworben hatte, um von ihnen Zierrathe für

j sein Heim zu erkaufen. Niemals stieg ihm

h eurer Machtfülle

Abbildung Nr. ion. wii.helm Michael—München. Kleiderschrank. 1.1

& J steht das deutsche

Volk im Rathe der

Gliederung des vertikalen Systems durch Balkons, Völker, die Welt

durch stückweises Vorspringen der Erker, oder durch
Abstufungen und Verjüngungen der Pfeiler ergeben,
sodass die grösste Variation denkbar ist. — Eine
enorme Verbesserung würde es für die ganze An-
lage bedeuten, wenn man die inneren Höfe nicht
nach Berliner Art nach hinten, sondern nach der
Strasse sich öffnen Hesse und je zweiHäuser um einen
solchen Hof gruppirte, sodass die Strassenflucht die
reizvollsten Unterbrechungen und Verschiebungen
aller Regelmässigkeit erhielt, Hof und Strasse bei
ohne Raumverlust an Licht und Luft bedeutenden
Zuwachs hätten und gleichzeitig dem Architekten
im Inneren des Hofes Gelegenheit zur Entfaltung
seines persönlichen Geschmacks geboten würde.

Wenn bei diesen Prinzipien einer Strassen-
anlage auch dem einzelnen Haus die wirklich j
persönliche Bedeutung verloren geht, so ist sie einem ,JH
grösseren Gedanken geopfert, so wird ja dafür
jedes Strassenbild eine individuelle Physiognomie
erhalten, es wird das Entwerthen einer ganzen
Gegend durch ein scheussliches Haus verhindert,
und es werden jene Riesenentwürfe ganzer Strassen-
züge in die Hände weniger aber auserwählter

Künstler gelegt werden können. v. Poeli.nitz. Abbildung Nummer 1014. Wilhelm Michael— München. Bettstelle und Truhe.
 
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