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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoratioh.

Seite 67.

Leistungen auf dem Gebiete des Kunstgewerbes gewesen,
wenigstens gilt das ganz für das Mobiliar und die Wohnungs-
Ausstattung; mehr oder weniger steht noch immer die Tapete,
der Teppich und ein grosser Theil der Kunsttöpferei in Ab-

Abbildung Nr. IO79. Entwurf von georg müller jr.—baden-baden.

hängigkeit zum Auslande. Doch unsere Möbel und deren
nächste Umgebung zeigen heute bereits überwiegend deutsche
Eigenart und deutschen Geist. Sehen wir uns daraufhin nur
die in diesem Hefte ganz besonders reich vertretenen Bei-
spiele an. Da sind zunächst die sechs Entwürfe zu einzelnen
Schlafzimmer-Möbeln, vorwiegend Schränken, sogen. Kasten

Manier aus und bedauern wir lebhaft, dieselben hier nicht
farbig wiedergeben zu können. Wenngleich ja heute die
exakte Federzeichnung im Vordergrunde des Illustrations-
druckes steht, so würde doch anzurathen sein, wenn die
Urheber solcher Blätter, die meistens ein hohes Können ver-
rathen, sich der farbigen Darstellung nicht ganz entfremden.

Die solide Zeichnungsart der Karlsruher Kunstgewerbe-
Schule ist in einem geschickten Entwürfe zu einem Damen-
Schreibtisch, Abbild. Nr. 1056 — Nr. 1063 gibt die untere Thür-
füllung in grösserem Massstabe wieder — von Robert Oreans
vertreten, bei dem das florale Ornament recht ansprechende
Verwendung gefunden hat. Auch die sonst abgebildeten
Möbel-Entwürfe verrathen das Bestreben ihrer Urheber, sich
möglichst den neuzeitlichen Bedürfnissen unter Aufgabe der
alten Formen anzupassen. Das kommt sowohl in dem Ent-
würfe zu der Wand eines Speise-Zimmers, Abbildung Nr. 1058
von E. A. Westermayer—Schönau a. K., wie auch in dem
zu Herrenzimmer-Möbeln von Henry Busse—Hamburg (Ab-
bildung Nr. 1055) ziemlich glücklich zum Ausdruck.

Eigenartig muthen noch die in nordischem Karakter
gehaltenen Entwürfe von Adolf Beuhne—Hamburg an, der
seit Jahren diesen, seinen persönlichen Stil nachdrücklichst
zu fördern sucht. Die Abbildungen Nr. 1064—1066 geben
mehrere seiner Entwürfe wieder, bei denen zuerst an Kerb-
und Flachschnitt, sowie an farbige Bezüge mit Applikations-
Stickereien gedacht worden ist. Wie sehr unsere jüngeren
Architekten und Möbel - Zeichner darauf ausgehen, sich in
einem streng persönlichen Stil von der grossen Produktion
abzuheben, das zeigen auch die übrigen Abbildungen dieses

Möbel, von dem in letzter Zeit ganz besonders produktiv Heftes: Abbildung Nr 1073 Eingebaute Bank
und mit gutem Erfolg schaffenden Architekten Hans Schlicht I schränken« von !!^.^-^^
-Dresden, dessen umfassende Münchener Schulung ihn ganz I Nr. ID75 ^^^^-^.MBlhhf^m^Z
besonders befähigt, gerade für Möbel gediegene und auch ' Hermann Bäumer-Barmen, Abbildung Nr. 108. »Studie zu
ausführbare Entwürfe zu schaffen. Diese
Möbel, in den Abbildungen Nr. 1049 —1054

wiedergegeben, zeichnen sich besonders durch 3?<
das einfache struktive Gefüge der Schreiner-
Arbeit aus. Pfosten, Brett und Leiste, also
das wenigste, was zu einer soliden Holz-Arbeit
unbedingt erforderlich ist. Was Schlicht an
Füllungen sparte, hat er an dem vereinzelt
etwas überreich angebrachten Beschläg auf-
gewendet, das er in grossen Zügen mit vollendet
gestalteten Einzelheiten über die Flächen, na-
mentlich über die Thüren und Schubladen
breitete. Dadurch erhalten die Möbel ein
etwas stark massives Aussehen, werden jedoch
bei ausgesuchtem Maserholz trefflich wirken,
wenn die technische Bearbeitung der Be-
schläge auch in ihren Oberflächen nicht hinter
den Feinheiten des Entwurfes zurückbleiben.

Ganz modern sind die in Nr. 1060—62
abgebildeten Entwürfe von Alfred Kuhno—
Friedenau b. Berlin gehalten, deren Möbel
wohl nur für den Salon gedacht sind. Hier
wiegt die feinere Schreiner-Arbeit über, die
sich vorwiegend auf geschweifte und ausge-
schnittene Formen erstreckt, deren Zusammen-
arbeitung die grösste Sorgfalt erfordert. Auch
Kuhno bevorzugt grössere, sich ausspinnende
Beschläge, die natürlich in patinirtem Messing,
Kupfer oder Silber zu denken sind, im Gegen-
satz zu den wuchtigen Beschlägen in Schmiede-
eisen von Schlicht. Kuhno arbeitet seine

Entwürfe in subtilster Weise in Aquarell- Abbildung Nr. ,080. Kombinirtes Möbel. Entwurf von georg Ml
 
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