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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Schulze-Köln, Otto: Villa Fritzsche in Leipzig-Gohlis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0122

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Juni-Heft.

Illustr. kunstgewerbl.

Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 89.

Fritzsche, Buchbinderei-Aktien-Gesellschaft in Leipzig ausge-
führt. Die Decke ist grüngebeizt und mit bronzefarbigem
Ornament geschmückt. In diesem Raum herrscht nur das
knappste Maass an Zierwerk; einfach und grosslinig sind die
Möbel, ist die Wandtheilung gehalten, ein mächtiger Teppich
deckt den Fussboden, aller sonstiger Schmuck an Geräth und
Zierstücken tritt unaufdringlich zurück. An der Ausführung
waren noch betheiligt die Firma Harrach & Sohn in München:
Beleuchtungskörper, die Kunstglaserei Lüdecke in Leipzig:
grosse Füllung aus Opalescentglas in der Eingangsthür. Ein

lieh eine belebende; das Täfelwerk ist lichtgelb gebeizt, seine
Füllungen sind roth, alle Möbel und Sitzeinbauten lichtgrün
gehalten. — Aus dem Herren-Zimmer können wir hier leider
nur den Bücherschrank mit einem Stuhl in Abbildung Nr. 1104
vorführen. Aber diese Stücke zeigen auch in welch' aus-
gezeichneter Durchbildung ein architektonisch gegliedertes
Möbel ohne Säulen, Kapitale, Karyatiden, Hermen und
sonstiges Architekturwerk bestehen kann als wirkliche Werk-
leistung des Schreiners. Daran könnten sich die Modernen
ein Beispiel nehmen, die Möbel entwerfen, welche ebensogut

äusserst gemüth- auch ein Zimmer-
licher, anheimelnder mann auszuführen

Gebiete zur höchsten her. — Noch immer

hat sich der Künstler, land eine gewisse
wie man sagt, ganz | ^^Htt^ ^j^^j^ '

nichts gegen die ^W^M '^^m K ^^H»tt ■ Mm^lwl^B ^ ^^^^^1^ barocken Stils

gemüthlich stimmt, ^*nft. [ 'fflKjfli fl K dingt in monumen-

stossen, in der le- m£ WWfhl ^?XHVI bürgerliche Verhält-

schmückende Zuthat gegriffen hat, ist
am Mobiliar, am einer vernünftigen
Geräth, ja an allen Entwickelung der
Theilen des Raumes ^ Ausstattung des bür-
überdieBestimmung gerlichen Heims
unseres Verweilens ;_ recht hinderlich ge-
unterrichtet. DieAb- wesen. Fast alle

bildungen Nr. IIOÖ, Abbildung Nummer 1104. Bücher - Schrank im Herren-Zimmer der Villa Fritzsche. Mieths-Wohnungen

1 1 I 2 , I I 13 , I I 16, Entwurf H»ns Friedel-München, Ausführung Tischlermeister Arnemanx-Leipzig. kranken an dem

1117, 1118 und 1119 barocken Ballast und

führen uns in die damit an falschem

ganze Heimlichkeit und Intimität dieses idealen Stübchens Schein als Hintergrund für ein Mobiliar, das in erster Linie

ein, in dem jedes Ornament unser Interesse weckt. Eine dem Gebrauch dienen soll. Etwas ganz anderes ist es mit

Beschreibung der Einzelheiten halten wir für überflüssig, da j dem Eigenhause, in dem von vornherein jeder Raum seiner

solche Hinweise für sich selbst sprechen. Rühmend muss j Zweckbestimmung gemäss gebildet wird. Friedel hat auch

jedoch hierbei der betheiligten Kunsthandwerker gedacht in dem Salon der Villa Fritzsche in feiner Weise mit der

werden, in deren Händen die Ausführung lag. An erster nun einmal Trumpf gewordenen Stimmung gerechnet, dass

Stelle ist wieder Tischlermeister Arnemann—Leipzig zu nennen, ein derartiger Raum mehr als Festraum und in diesem Sinne

in dessen Werkstätte das gesammte Holzwerk, ausschliesslich j überwiegend im Stilkarakter des 18. Jahrhunderts gehalten

Möbel, gefertigt wurde. Die Möbel führte Tischlermeister sein müsse. Er wählte darin die strengere Linie des Stils

Hahn—Leipzig aus, die reizvollen Beschläge Kunstschlosser Louis XVI., und im Mobiliar und in der Decken-Anlage zeigt

Hager, ebenfalls in Leipzig. Das hübsche Glasfenster stammt der Raum auch eine recht erfreuliche Leistung, die leider

von Carl Ule—München. Die Farbenstimmung ist hier natür- nicht voll ausklingt, weil das unmotivirte grosse Bogenfenster,
 
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