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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Luthmer, Ferdinand: A. Bembé in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0137

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Seite 102.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juli-Heft.

Paris ganz erheblich waren, müssen mehr oder weniger ver-
loren gehen. So sehen wir denn auch thatsächlich in den
grossen Pinnen des Dekorationsgeschäftes manche Ver-
schiebung eintreten: allerorts tauchen neue, bisher unbekannte
Namen auf, entweder von einzelnen führenden Künstlern der
neueren Richtung herangezogen, oder selbst im Besitz künst-
lerischer Ausbildung, die sie zum energischen Eintreten in
den heissen Kampf um die Gunst der Besteller befähigt.

Mit ruhiger Sicherheit steht in dem Auf- und Abwogen
dieses Kampfes die Firma, deren Namen die Spitze dieses
Aufsatzes schmückt. Wohl die älteste in Deutschland — sie
blickt auf ein hundertzwanzigjähriges Bestehen zurück — ver-
dankt sie es seit mehr als einem Menschenalter den hervor-
ragenden Fähigkeiten ihrer Leiter, wenn sie unter den ersten
kunstgewerblichen Werkstätten nicht blos Deutschlands ge-
nannt wird. Aber nicht als Veteranin darf man sie bezeichnen;
denn wie sie stets offenen Auges und in enger Fühlung mit
den leitenden künstlerischen Kräften der Nation mit der Zeit
gegangen ist, so hat sie auch zu der modernen Richtung
Stellung genommen. Gerade die Art, in der ein Haus, wie
das Bembe'sche, sich zu den Geschmack-Umwälzungen der
jüngsten Jahre stellt, ist in vieler Beziehung lehrreich. Der
grosse Apparat von eingeschulten Zeichnern, Modelleuren,
Holzschnitzern, Schreinern etc. belastet ein derart alt-einge-
wurzeltes Geschäft in wohlthätigster Weise, dass es nicht
mit den jüngsten Himmelsstürmern durchgeht: jene durch
einen Van de Velde vertretene Richtung in der Holz-Dekora-

tion, die ihre ästhetischen Motive dem Wagner und Küfer
ablauscht, dürfte in Bembe's Werkstätten kaum Vertretung
finden. Aber ein offenes Auge für den Adel der Ein-
fachheit in der modernen Richtung; für die gesunde
Reaktion gegen das Ueberwuchern des schmückenden Bei-
werks wird man ohne weiteres in einem Hause voraussetzen
dürfen, welches Jahrzehnte hindurch seine Arbeitskraft von
der ganz guten Gesellschaft in Anspruch genommen sah.

Die Abbildungen der heutigen Nummer geben nur ver-
einzelte Stichproben aus der überaus grossen Arbeitsleistung
des Bembe'schen Hauses. Schon aus ihnen geht hervor, dass
der Schwerpunkt dieser Arbeit nicht in der fabrikmässigen
Herstellung von Möbeln zum Magazinverkauf liegt, sondern
in der selbständigen Gestaltung ganzer Innen-Ausstattungen
in einheitlichem Sinne: die Thätigkeit des »Architekt-Deko-
rateur« , der sich auch in Deutschland seit dem Ende der
siebziger Jahre zu einem selbständigen Künstler ausgebildet
hat. Nicht vertreten sind unter den Abbildungen diejenigen
Aufträge, an denen die Firma ihre künstlerische Leistungs-
fähigkeit am umfassendsten und selbständigsten bethätigen
konnte: die Ausstattung der Sommer-Residenz des Rumä-
nischen Königspaares, Castel Pelesch bei Sinaia. Auch das
Schloss in Bukarest, sowie dasjenige des Bulgarischen
Herrschers in Sofia verdankt den Bembe'schen Ateliers einen
grossen Theil seines Innen-Schmuckes.

Die fürstliche Ausstattung der erstklassigen Salondampfer
des Norddeutschen Lloyd in Bremen und der Hamburg-

Abbildung Nummer 1121. Kleines Speise-Zimmer für eine Villa in Leipzig.

Entworfen in der Hof-Möbelfabrik a. bemb£, Mainz.
 
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