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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Ebe, Georg: Das Historische Erbe der Architektur und die "Moderne", [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0144

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Juli-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 107.

Abbildung Nr. 1127. Vorplatz im Schnelldampfer »Kaiser Wilhelm der Grossem des Norddeutschen Lloyd, Bremen.
Entwurf Architekt J. G. POPPE, Bremen; Ausführung Hof-Möbelfabrik A. bembe, Mainz.

Pas Historische Erbe per Architektur unp pie „Moperne".

(Fortsetzung aus dem Juni-Heft.)

Diese Raumbildung wird mit entsprechender Aussenhülle 1 hervortretenden Drang nach Abschüttelung dieser lästigen
aus natürlichen Baustoffen nach statischen Gesetzen Fessel begreiflich genug erscheinen. Den damals selten her-
hergestellt. Die Raumkombinationen sowohl, wie die äusseren vortretenden Bestrebungen nach Entwickelung selbständiger
Umschliessungen derselben, die als Fassadensysteme bezeichnet Stilformen aus konstruktiven Bedingungen heraus, kam zwar
werden, erscheinen zwar in den Perioden der entwickelten ; die günstige Wendung zu Hülfe, welche seit den sechziger
Architektur zueinander gebildet und gewissermassen kon- Jahren das nationale Bewusstsein im Gegensatz zur Nach-
gruent im Sinne einer höheren Einheit, können aber auch ahmung des Fremden in den Vordergrund hob, indess blieb
jede für sich aufgefasst und in bestimmter Stufenfolge dar- es noch immer zweifelhaft, ob sich diese an sich gesunde
gestellt werden. Es ergibt sich im letzteren Falle für die Richtung nicht ebenso wieder in deutschthümelnde, archäi-
bauwissenschaftliche Behandlung eine Einordnung der archi- sirende Tendenzen verlieren würde. Diesem Bedenken gegcn-

tektonischen Hauptformen in zwei Klassen, während die Aus-
bildung der Einzelformen, einmal der konstruktiven, dann
der ornamentalen eine besondere Abtheilung ausmacht.

über konnte es nur mit Freude begrüsst werden, wenn in
den letzten Jahren unter dem Einflüsse der viel verbreiteten
japanischen Buntdruckblätter eine ganz Europa umfassende

Uebrigens ist der Ursprung beider Arten der Einzelformen j Stilbewegung eingetreten ist, welche die Kühnheit hat, die
noch mehr in Dunkel gehüllt, als der der Hauptformen, zugleich J Geltung des historischen Kunstideals sowohl in der antiken
ist die fast unbegrenzte Fortdauer jener durch den Wechsel wie in der mittelalterlichen Auffassung zu bekämpfen, und
aller Stilepochen merkwürdig, sehr im Gegensatze zu der stetig : den Versuch zu machen, einen neuen von der Tradition unab-
fortschreitenden Umbildung in den Raumanordnungen mit j hängigen Stil an die Stelle desselben zu setzen. Es war viel-
ihren Decken und in den Formen der Aussen-Architektur. leicht ein Zufall, der den Anstoss zu einer neuen europäischen
Eine Rückschau auf die Resultate des Wiedererwachens i Kunstrichtung von einer ostasiatischen Völkerschaft ausgehen
der alten Stile in der ausgesprochen eklektischen Ausartung, Hess, und jedenfalls war es nicht streng logisch, dass man Ab-
weiche der grösste Theil der baulichen Leistungen um die hülfe gegen die angestammte Tradition suchte, indem man sich
Mitte des 19. Jahrhunderts aufweist, lässt den bald darauf von einer fremden abhängig machte. (Schiuss Seite 109.)
 
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