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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Schulze-Köln, Otto: Bürgerlicher Hausrath
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0185

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Seite 140.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

September-Heft.

zu halten. An tüchtigen entwerfenden Künstlern fehlt es
uns dafür ja ebenfalls nicht mehr und gerade unserem textilen
Bodenbelag thut eine durchgreifende künstlerische Hebung
sehr noth. Soweit die Beschaffung unserer fahrenden Habe
lediglich von uns abhäugt, sollten wir danach streben, mög-
lichsten Zusammenhang und damit Zusammenklang, also
gegenseitige Abrundung und Einordnung, Harmonie aller
Einzelheiten in einem Raum zu erzielen.

Leider liegt es nun in den seltensten Fällen in unserer
Hand, denn wir haben für unseren bürgerlichen Hausrath
wohl überwiegend mit Miethsräumen zu rechnen, die engere
Umgebung, also Wände und Decke nach unseren Wünschen
persönlich zu schmücken. Vereinzelt ist ja dazu Gelegenheit
geboten, sobald es sich um neue oder neu herzurichtende
Wohnungen handelt. So wird in Neubauten bei rechtzeitigem
Miethen und bei mehrjährigen Miethsverträgen in der Tape-
zirung der Räume und Ausstattung der Decken seitens des
Bauherrn innerhalb der vorgesehenen Anschlagskosten bereit-
willigst den Wünschen des Miethers entsprochen. Hier ist
also die Möglichkeit geboten, unserem persönlichen Geschmacke
in jeder Beziehung zum Recht zu verhelfen, und liegt es nur
an uns, davon den ausgiebigsten Gebrauch zu machen. Aber

gerade in der Wahl einer passenden Tapete verräth sich oft
noch ein sehr wenig geschulter Geschmack und wehe dem
Laien, der dann noch in die Finger eines für seinen Beruf
wenig talentirten Tapetenhändlers fällt — wir haben deren
leider auch noch sehr viele — ihm wäre wohler, er hätte die
Tapete des Bauherrn acceptirt. — Wir sind in unseren Aus-
führungen vom Möbel und Geräth ausgegangen, an welchem
wir in mancherlei Hinsicht eine Anpassung an bürgerliche
Verhältnisse feststellen konnten. Des weiteren hatten wir die
enge Beziehung der textilen Dekoration zum Mobiliar und
I die Bedeutung des textilen Fussbodenbelags dargethan und
in Ergänzung des Gesammtbildes auch die Tapete gestreift.

In allen Punkten haben wir den Schluss ziehen können,
dass wir die Gestaltung, Einrichtung und Ausschmückung
unserer Wohnung bezw. Räume unseren eigensten Wünschen
entsprechend zu bewirken vermögen, wenn wir sonst den rich-
tigen Geschmack dafür besitzen und natürlich auch die Fähigkeit,
diesen rein persönlichen Geschmack Handwerkern und Händlern
gegenüber nachdrücklichst zu vertreten. Nur dann kann eine
durchgreifende Besserung in den angeführten Beziehungen zu
Gunsten unseres Heims eintreten, wenn wir es fertig bringen, uns
mehr und mehr auf eigene Füsse zu stellen. Otto Schulze—Köln.
 
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