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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0011

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EINFÜHRUNG

Das moderne Kunstgewerbe hat
seine Siege meist in geschlossenen, oft
landschaftlich begrenzten Gruppen er-
rungen. Wir brauchen nicht an England
oder Belgien zu erinnern; auch in ein-
zelnen Teilen Deutschlands hat sich das
Kunstgewerbe, begünstigt durch örtliche
Verhältnisse, da und dort früher eine feste
Stellung erobert, als in anderen Gegenden,
wo es einen weniger günstigen Boden
fand.

Verhältnismässig spät war dem schlum-
mernden Dornröschen ein neues Erwachen
und Aufblühen in Elsass-Lothringen be-
schieden. In unserem Grenzlande neigte
man sich gerne resignirt dem Glauben an
ein unabwendbares Verhängnis zu und
huldigte der Ansicht, das heimische Kunst-
gewerbe sei zu Grabe getragen und es
werde kaum jemals wieder eine Zeit nahen,
in der die kunstgewerblichen Erzeugnisse
von Elsass-Lothringen berufen sein würden,
auf dem Weltmarkte zu der Bedeutung zu
gelangen, deren sie sich im 16., 17. und
selbst im 18. Jahrh. zu erfreuen hatten.

Man erinnerte sich um so lieber dieser
ruhmvollen Vergangenheit des Strassburger

weil die Meister dieses
Handwerks bewiesen,

dass sie die neuen Stilformen nicht nur
in ihren Arbeiten zu beherrschen, sondern
auch in theoretischer Weise durch den
Stich zu verbreiten verstanden. Als ein
echtes Kind einer Zeit gesteigerten Ge-
nussbedürfnisses, in welcher die Lust an
schöner Zier auch in die breiteren
Schichten des Volkes drang, tritt uns
Wendel Dietterlin, der Maler von Strass-
burg, entgegen, der in dem ornamentalen
Schmucke das eigentliche Feld für seine
Begabung fand. Goldschmiede, Schwert-
feger und namentlich Kunstschlosser schu-
fen in Strassburg bedeutsame Werke in
selbständigem künstlerischen Geiste. Und
wie im vorigen Jahrhundert, als drei
Generationen der Familie Hannong mit
ihrer Fayence den Markt beherrschten,
Strassburg tonangebend für andere ähn-
 
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