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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Vereinschronik
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0095

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Sollte der deutsche Leser dieselbe Frage an uns stellen, so bekennen
wir gern, daß ihre Beantwortung schwierig ist. Linen gegenwärtigen
Stil zu charakterisiren ist unendlich schwer, geschweige einen solchen,
der in voller Entwicklung begriffen ist. Im allgemeinen kann man
sagen, daß wir uns in der Kunstform unserer Erzeugnisse an die deutsche
Renaissance anlehnen. Der Schreiner sucht seine Vorbilder in den
Schränken und Tischen des sechzehnten Jahrhunderts, in den Ver-
täfelungen und Portalen unserer deutschen Renaissancehäuser. Unsere
Metallindustrie begeistert sich an den Vorbildern der Nürnberger und
Augsburger Ldelschmiede der Resormationszeit. Aber wir müßten
keine modernen, kräftig schaffenden Menschen sein, wenn wir nicht in
die alten, übernommenen Formen von unserm Geiste soviel hineingießen
wollten, daß unsere Arbeite» doch ganz bestimmt den Stempel des
Modernen, den Stil vom letzten Drittel des neunzehnten Jahr-
hunderts tragen.

Und daß diese Bestrebungen in Nord und Süd dieselben sind —
stammverwandt bis auf unmerkbare Nuancen — diese Thatsache drängte
nach einem öffentlichen Ausdruck. Sie hat denselben gefunden auf dem
Münchener Kunstgewerbekongreß durch die Gründung eines allgemeinen
deutschen Verbandes der Kunstgewerbevereine. Das ist es, was diesem

Tage Wichtigkeit verleiht und segensreiche Wirkung auf Generationen
hinaus. Denn gar sehr bedarf das Kunstgewerbe noch der reiferen,
stilgerechteren, einheitlich organisirten Arbeit seiner Vertreter. Nicht
in Werkstatt und Schule: dort mag der Geist sich frei regen und jede,
auch die selbstständigste Individualität soll willkomnien sein, aber
gegenüber dem Publikum und den Regierungen. Noch nicht ein Jahr-
zehnt ist verflossen, seit das Wort „Kunstgewerbe" überhaupt int Munde
unseres Volkes wieder Rurs hat — verschwindend klein sind noch die
Kreise, die mit Liebe und verständniß seiner Entwicklung folgen: Da bedarf
es unablässiger, vereinter Anstrengungen, um dies Interesse nicht wieder
erkalten, das gewonnene Feld nicht wieder verloren gehen zu lassen.
Und wie sich München in seinem kunstgewerblichen Schaffen als der
wahre Vorort deutscher Kunstindustrie bewies, als anderwärts nur
noch schwache Keime zu spüren waren; wie es Heuer zum ersten Male
Arbeiten des Kunstgewerbes in seine internationale Ausstellung auf-
nahm und zu Ehren brachte — so mögen auch die Männer, die den
Kunstgewerbetag des Jahres (883 schufen und leiteten, sich der vollen
Empfindung hingeben, daß derselbe ein Merkstein sein und bleiben
wird in der Entwicklung des deutschen Kunstgewerbes."

Zr vermischte Mittheilungen. SL

Jubelfeier.) Am sO. September feierte der lang-
jährige und vielverdiente Sekretär unseres Vereines Herr
Jakob Aitzinger unter allfeitigster Theilnahme fein
siebzigstes Geburtsfest. Bei dieser Gelegenheit wurde denr-
selben im Namen des Vereines und der Vorstandschaft
durch eine Deputation, bestehend aus den Herren Direktor
(£. Lange, Fabrikant Franz Radfpielcr uitd Architekten
Jos. von Schmädel, eine hübsch ausgestattete Adresse und
ein werthvoller silberner jpokal überreicht. Aiöge der ver-
ehrte Jubilar, dessen unermüdliche Thäligkeit so eng mit
der Geschichte des Vereins verknüpft ist, noch lange wie
bisher in ungeschwächter Kraft seines Amtes walten I

*

(Stuttgarter Preisaussch reiben des württembergischen
Kunstgewerbe-vereins.) Genannter Verein verbindet mit seiner dies-
jährigen Weihnachtsausstellung zur Förderung derselben eine Lotterie
kunstgewerblicher Gegenstände. Um letzterer möglichst originelle (vb-
jekte zuzusühren und Künstler wie Kunstgewerbetreibende zu neuen
Schöpfungen zu veranlassen hat der erwähnte Verein ein Preisaus-
schreiben veranlaßt und für dasselbe Preise im Gesammtbetrage von
über 3000 Mark ausgesetzt. Als Entwurfsmotive wurden nachfolgende
Ausgaben gestellt: I. Schachfiguren aus beliebigem Materiale, ein
Rauchtisch, Stock- und Schirmständer für eine Garderobe, ein Vogel-
käfig aus Metall, ein Koaksbehälter von Holz oder Eisenblech, eine
Adreßkarte, eine Preisetiquette; II. ein Damensalon im Verkaufspreis
von 150« Mark, ein Schlafzimmer für einen ledigen Herrn, einHerren-
schreibtisch, ein Spieltisch, eine Kücheneinrichtung, sowie diverse Ein-
richtungsgegenstände für Bureaus, Studirzimmer und Komptoirs.
Der Anmeldetermin für die Skizzen sä I war auf den (Oktober,
der Einlieferungstermin für die Entwürfe sä 11 auf November d. I.
festgesetzt.

*

Der Mitteldeutsche Ku»stgewerbe-verein in Frank-
furt a. M. fordert unterm (. (Dftober 1883, um der deutschen Bronze-

Industrie eine zeitgemäße Anregung zu geben und gleichzeitig um
für seine kunstgewerbliche Lotterie einen geeigneten Gewinn-Gegen-
stand zu erzielen, zur Betheiligung an einer unter folgenden Beding-
ungen ausgeschriebenen Konkurrenz auf:

\) Als Ausgabe wird gestellt: eine Kamin-Garnitur, deren Haupt-
material Bronze sein soll, während andere Nebenmaterialien,
als Holz, Marmor, Kristall und Aehuliches nicht ausge-
schlossen sind.

2) Die Bronze soll der Hauptsache nach in ihrer eigenen, durch
schwache Patiuirung erzielten Farbe erscheinen. Ueberzüge
von Gold und Silber, Lmaillirung und Aehuliches find als
Dekoration einzelner Theile zulässig.

3) Die Garnitur soll aus einem Mittelstück und zwei Seiten-
theilen bestehen. Die einzelnen Gegenstände müssen durch
ihre Formenbehandlung als zu einander gehörig charakterijirt
werden.

<*) Der Ladenpreis der Garnitur soll 1200 Mark betragen; die
Konkurrenten haben sich schriftlich zu verpflichten, zu diesem
Preis die Garnitur auf Bestellung in unbeschränkter Zahl zu
liefern.

5) Als Ehrenpreise für die zwei besten Lösungen dieser Ausgabe
werden von dem Verein

500 Mark und »00 Mark

ausgesetzt. Doch soll es dem Preisgerichte freistehen, zwei
gleiche Preise von je HOO Mark zu ertheilen, event., falls keine
befriedigende Lösung eingeht, die Preise für eine wiederholte
Ausschreibung der Konkurrenz zurückzuhalten.

s) Das Amt der Preisrichter wird wahrgenommeu von den
Herren:

Joh. Diel mann, Bildhauer in Frankfurt a. M.

F. K. Hausmann, Direktor der König!. Akademie in Hanau.

F. Luthmer, Direktor der Kunstgewerbe-Schule in
Frankfurt a. M.

Ferdinand von Miller, Bildhauer in München.

Adolf Passava nt, Architekt in Frankfurt a. M.

Fr. Schier Holz, Bildhauer in Frankfurt a. M.
 
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