WILHELM BUSCH
VON
CORNELIS VETH
,,£fel/cnzu trifft man am besten."
Wilhelm Busch.
8 ist eine eigentümliche Freude, die
man an den Büchern des Schöpfers
von Max und Moritz hat! Es
lässt sich schwer verstehen, dass
ein älterer Zeitgenosse uns so
lachen machen kann, über ge-
wöhnliche, alltägliche Dinge.
Nicht ein Clown etwa, sondern
ein echter niederdeutscher Sorgen-
stuhlphilosoph; ein volkstüm-
licher Reimer, doch kein Naiver;
nicht ein Naturmensch, sondern
ein Mann von raffiniertem Intel-
lekt: ein Kind unserer kompli-
zierten Kultur.
Unser Lachen hat in diesem
Fall etwas ganz Ungewöhnliches,
sonst nicht mehr Gekanntes. Es
entspringt nicht einer unschul-
digen liebenswürdigen Freude; es
ist etwas ungezogen, etwas grob,
ist ausgelassen, wohlthätig und
nicht pharisäisch. Aber es ist ab-
solut nicht kindlich. Dieser Witz
ist respektlos, rücksichtslos, bos-
haft; doch ist nichts Kleinliches darin. Er ist wie
ein Hohes Lied des Mutwillens, ein Fastnachtspiel
der Schadenfreude. Ihm ist nichts heilig, er kennt
keine Gnade, und ist so grausam — „grausam-
heiter" 1
Es ist, als hallte Rübezahls Jauchzen in den
Bergen wider, wenn er sich über die gelungenen
Streiche belustigt, die er den Menschen gespielt;
es lachen wieder einmal die Bauern von Brouwer
über einen schlechten Jahrmarktsulk. Es ist das
Lachen des Starken: laut, übermütig, ungebührlich
und ohne Ende.
In der langen Reihe von illustrierten Büchern,
die Wilhelm Busch so still vor sich hin gemacht
hat, bietet uns dieser trockene Humorist nicht nur
die schlagendsten Wahrheiten über die Menschheit
und ihr Leben und Treiben, sondern er weiss uns
diese furchtbaren Wahrheiten sogar lieb zu machen.
Dieser weise Narr hat seine Methode. Denn er hat
dafür gesorgt, dass von allen Absurditäten, hinter
denen er diese Wahrheiten verborgen hat, die Indi-
vidualität des fingierten Erzählers eigentlich das
Absurdeste ist.
Worte aus dem Lexikon der stattlichsten Moral,
des biedersten Ernstes, der pedantischsten Schul-
504
VON
CORNELIS VETH
,,£fel/cnzu trifft man am besten."
Wilhelm Busch.
8 ist eine eigentümliche Freude, die
man an den Büchern des Schöpfers
von Max und Moritz hat! Es
lässt sich schwer verstehen, dass
ein älterer Zeitgenosse uns so
lachen machen kann, über ge-
wöhnliche, alltägliche Dinge.
Nicht ein Clown etwa, sondern
ein echter niederdeutscher Sorgen-
stuhlphilosoph; ein volkstüm-
licher Reimer, doch kein Naiver;
nicht ein Naturmensch, sondern
ein Mann von raffiniertem Intel-
lekt: ein Kind unserer kompli-
zierten Kultur.
Unser Lachen hat in diesem
Fall etwas ganz Ungewöhnliches,
sonst nicht mehr Gekanntes. Es
entspringt nicht einer unschul-
digen liebenswürdigen Freude; es
ist etwas ungezogen, etwas grob,
ist ausgelassen, wohlthätig und
nicht pharisäisch. Aber es ist ab-
solut nicht kindlich. Dieser Witz
ist respektlos, rücksichtslos, bos-
haft; doch ist nichts Kleinliches darin. Er ist wie
ein Hohes Lied des Mutwillens, ein Fastnachtspiel
der Schadenfreude. Ihm ist nichts heilig, er kennt
keine Gnade, und ist so grausam — „grausam-
heiter" 1
Es ist, als hallte Rübezahls Jauchzen in den
Bergen wider, wenn er sich über die gelungenen
Streiche belustigt, die er den Menschen gespielt;
es lachen wieder einmal die Bauern von Brouwer
über einen schlechten Jahrmarktsulk. Es ist das
Lachen des Starken: laut, übermütig, ungebührlich
und ohne Ende.
In der langen Reihe von illustrierten Büchern,
die Wilhelm Busch so still vor sich hin gemacht
hat, bietet uns dieser trockene Humorist nicht nur
die schlagendsten Wahrheiten über die Menschheit
und ihr Leben und Treiben, sondern er weiss uns
diese furchtbaren Wahrheiten sogar lieb zu machen.
Dieser weise Narr hat seine Methode. Denn er hat
dafür gesorgt, dass von allen Absurditäten, hinter
denen er diese Wahrheiten verborgen hat, die Indi-
vidualität des fingierten Erzählers eigentlich das
Absurdeste ist.
Worte aus dem Lexikon der stattlichsten Moral,
des biedersten Ernstes, der pedantischsten Schul-
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