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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0023
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kung zu dem Herrn Erzblschof getreten, die Frage zur Lösung des
Zweifels nur an diesen gestellt werden konnte, wird zugeben, daß der
ganze Antrag das Vertrauen zu dem königlichen Protector zur Stühe
und Seine Großmuth zur Hoffnung hatte. Was ist nun gefährlicher, das
Protocvll geheim zu halken und jene unglückliche Möglichkeit bestehen
zu lassen, oder daS Protvcoll zu veröffentlichen und damir die Gefah-
ren dieser Lüge ein für alle Mal zu beseitigen? — Nur noch ein
Wort auf gemachte Vorschläge. Der Vorstand soll meinen Antrag
nicht publiciren dürfen, mir aber soll es deßhalb nicht benommen sein,
denselben auf «igene Hand ins Publicum einzufühcen. Meine Herrsn!,
Warum hst der Bocstand die Vecöffentlichung des Protocolls vom30
November auSgeschloffen? Weil die Majorität die öffentlichs Bespre-
chung für nachtheilig hielt. Jst aber mein Antrag nicht ein Theil des
Protocolls, das eben nicht veröffentlicht werden soll, und ist der Be-
schluß, daß dieses nicht soll, zurückgenommen? Jch soll jetzt veranlas-
fen dücfen, was man durch den Beschluß verhüten wollte? Jch kann
das nicht glauben; ich müßte denn sonst zugleich annehmen, daß die
Gefahren des öffentlichen Besprechens nicht in dem Ankrage, sondern
in den über den Antrag gepflogenen Verhandlungen gegeben wären. —
Endlich ist ein Antrag auf Offenlegung des Pcotocolls auf dem Se-
cretariate des Vereins gestellt worden.

Der Secretär: Jch bestreike das, ich habe deßhalb keinen An-
trag, nicht einmal ein Amendement zum von hontheim'schen Antrage
gestellt.

Der Protocollführer: So widerrufe ich dies als meinen eigc-
nen Jrrthum; aber Sie haben die Maßregel aufgebracht, und erklärt,
Sich ihrer Ausführung nicht widersetzen, und anheimstellen zu wvllen,
daß daS Protocoll in dieser Weise zugänglich gemacht werden möge.
Diesc Maßregel nenne ich zwecklos und nachtheilig. Wer hat die Zeit
und wem ist es gestattet, auf das Secretariat zu gehen und sich zum
Lesen hin zu setzen? Abgerissenes, stückweises Lesen, halbe Mittheilungen
u. s. w., kurz, es kann nichts geben, was ich als «erwirrend mehr be-
kämpfen müßte. Und der Nicht-Kölner, er ginge völlig leer aus. Das
„Dvmdlatt", welches das Archiv des gesammten Vereins sein soll, exi-
stirt nicht mehr? Es ist eine halbe und kaum eine halbe Maßregel,—
und halbe Maßregel» ssüen in kiner guren Sache nicht vorkommen,
und eine andece wird dadurch nicht gebeffert.

Herr Weyer: Zch fühle mich veranlaßt, auf eben vorgekommene
Brmerkungen meinerseits einr Erklärung zu geben. Die Architekten
hirstger Skadt hatten allen Grund, stch über dieBesorgnisse zu beruhi-
gen, die über den Dom-Portalbau im Publicum wach wurden. Sie
wußten und wissen den Bau in den Händen eines Mannes, deffen
Kenntniffe, Erfahrungen und Liebe zur Sache ste zu Achtung und
Vertrauen verpflichtet; sie hielken stch völlig passtv. Ecst nachdem der
Herr Regierungs-Baurath Zwirner selbst die Sachverständigen zur
Kenntnißnahme der Sachlage an Ort und Stelle öffenilich eingeladen,
vrreinigken sich mehre Architekten, und darunter anch ich, zu einem Be-
such auf der Baustelle. Wir haben diesen Besnch in treuer, redlichstec
Absicht untrrnommen, wir haben nach Kräften uns zu überzeugen ge-
fucht, wir sind dabei ohne Hehl und Arg, freimüthig und unabhängig
zu Werke gegangen. Herr Regierungsrath Zwirner hac uns dabei alle
freundlichs Aufklärung gewährt; er hat die Güte gehabt, uns zugleich
einen Plan vorzuzeigen, den er erst in der ietztsrn Zeir, n a ch dem von
Seiner Majestät genehmigten Plane, fürs Nordportal ausarbeitete. Jn
Vergleichung dieses letzken Planes, sowohl mit den auf der Nordftire
vorliegenden Portalfragmenten, als mit dem auf der Südseite in Aus-
führung begriffenen neuen Portale, haben wir einstimmig eine Modi-
ficativn dieses letztcrn Portals nach jenem neuesten Plane des Nord-
porkals für wünschenswerth gehalten, und zwar, wie es in unserer ök-
fentlichen Erklärung heißt, aus architektonischen Gründen. Zchbemerke
indeß für mich und im speciellen Austrage mciner Mik-Unterzeichner,
daß wir haben sagen wollen: „aus hacmonischen Gründen".

Herr Schenk: Diefe Sache ist nun pudlioi chn-is geworden, dieft
Eontroverse ist ein trojanischec Kricg, an desscn Beschreibung ftlbst
Homer große Zeit vsrwendrn müßte. Jch bin ebcn mißverstanden wor-
den, da ich nichts Anderes habe s.-.gen wollen, als waS ick der Sache
förderlich erachte. Unbekannt mit dem nähern Gange der Verhandlun-
gen in der Sitzung oom 30. November v. I., der ich leider nicht bei-
wohnen konnte, kann ich steilich nicht entscheidsn, ob der Ankrag des
Protocollführecs mit Gründen bekämpft worden ist, die fest und scharf
waren. Sind sie däs damals nicht gewefen, so dleibt zu bedenken, ob
es cäthlich ist, zu große Schwäche jehk der Oeffenllichkeit vorzuführen.

Hcrr Mülhens: Jch bikte, den Gegenstand dec jetzt vorliegenden
Frage sestzuhalten. Wir haben es jetzt allein mit der Annahme oder
Verwerfung des von honthrim'schen Antrags zu thun.

Der Präsident: Jch werde darauf zu achten wiffen, sinde mich
aber durch den Vortrag des Prokocollführers, den ich nur nicht habe
unterbrecben wollen, zu der Bemerkung vcranlaßt, daß cS stch bei der
heutigen Discusflon ein für alle Mal nicht um technische Ausführun-
gen handelt, und daß ich ein ferneres Eingehen darauf nichk gestall-n
werde.

Hecr Mülhens: Meine Bilte entnahm ihr-: Veranlaffung nicht
aus dem Vortrage des Protocollführers und bezweckte keineswegs eine
Kritik dEftlben. Sie war bloß für die Zukunft gestellt.

Der Secrekär: Einer der Haupkgründs des Prolocollsühcers zum
vermrintlichen Beweise dafür, daß es heute anders als am 5. Decem

l ber pr. um die Frage der Oeffentlichkeil bestellt sei, entnimmt derftlbe
aus dem gestrigen Zeitungs-Arrikel. Jch sehe darin gerade einen Grund
mehr, das Protocoll vom 30. November pr. nicht zu veröffemlichen.

Es ist wahr, dreizehn Herren sind gestern in der „KLlnischen Aeitung"
mit ihrer Namensunterschrift für Realiflrung dcs Wunsches aufgetre-
ten, daß das Südportal nach dem Plane des Nordportals mvdificirt
werden möge. Jn wie fern diese Herren den Dom so fthr zu ihrem
Studium gemacht haben, weiß ich nicht; aber das wciß ich, daß durch
ihre Erklärung eine Heilung nicht gegeben wird. Ein Originalplan,
das sagen ste selbst, liegt nicht vor, st« gestehen also ftlbst ein, daß die
Besorgnisse des Protocollführeks nicht gegründet sein könnten, da hier-
nach die Unmöglichkeit, gegen einen Originalplan zu bauen, vorliege.

Hcrc Weper: Ueber technische Dinge soll ja nicht mehr gesprochen
weiden, was wohl für Alle gelten wird.

Der Secretär: Nicht ich, sondern dcr Protocollführer hat die ge-
strige Erklärung der Herren Architekten aufgebracht und für seine An-
sicht in Bszug genommen; ich werde, gleiches Recht behauptend, sie
auä) für die meinige verwenden; jedenfalls kann ich Unterbrechungen-
nur von dem Herrn Präsidenten erleiden.

Auf Ersuchen des Präsidenten setzt dann der Secretär fort-
fahrend hinzu: Jch wiederhole, daß ich in der Erklärung dec Architck-
ten eincn neuen Verstärkungsgrund för die Veröffentlichung des Pro-
tocolls vom 30. November nicht anerkennen kann. Der Antrag in je-
nem Protocolle beruht auf Mißtrauen, es ist für und wider dieftn An-
trag nicht mit gleichen Waffen gekämpst wordcn, wir werden durch
Annahme des retzigen Antrag« Commlsfionen und Super-Commisstonm ,
erhalten, und der Bau wird inS Stocken kommen. f

Der Herr Erzbischof wendct sich zur Versammlung in folqendci» -
Vortrage, den Hochderftlbe demnächst in einem eigenhändig niederge- F

SchriWtz niede'rge-

lear hat: ...

,,Äon'^Mn"vKeHrttn Mitgliede ist die Bemerkung vorgetragen wor-
den, daß man von einigen Seiten her versucht habe, Gerüchte in Um-
lauf zu fttzen: man gehe damit um, die Direction des Dombaues aus
dem Bcreiche der weltlichen Behörden ganz in die Hand der hohen
Geistkichkeit hinüber zu spielen. Wenn ich auch selther bei der Ver-
handlung der ganzen obschwehenden Frage mich schweigend verhaltcu
habe, so finde ich mich doch vecanlaßt, zur Würdigung solcher Gerüchte
einige Worke zu reden.

„Die Befugniffe der verschiedenen Behörden, welche bei dem Dom-
baue mitzuwirken haben, sind keineswegs so unbestimmt und ungewiß,
daß fle der Gegenstand des SpielS aus einer Hand in die ander« sein
könnten; fle stnd übrrall bemeffen und klar zu erkennen. Die Rechtr
und Pflichten, welche der Erzbischof in Bezvg auf den Dom anzu-
sprechen und auszuüden har, stnd begründet in der Nalur der Sache,
weil der Dvm eine Kirche ist, in den canonischen Satzungen, weil er
nochmals eine Kicche ist, und auch in den Staatsgefttzen, namentlich
in dem Fabrik-Dccrete, wclches die Rechke des Erzbischofs auf die Ka-
thedrale des Erzbisthums in ihrer natürlichen und canonischen Wirk-
ftimkeit anerkennt und'feststellt. Diese Rechte sind inuere und äußere.

Die inneren erstcecken fich über die Bestimmung des Gcbäudes, seine
innere Hcrstellung und Anordnung zur Abhaltung des Gottesdienstes,
siine ganze kirchliche und liturgische Gestaltung. Diese Pflichte« und
Rechte ergebsn fich von selbst, und die kann ich, die will ich und dir
werde ich nicht verkürzen laffen. Jch muß aber dabei auch erklären,
daß ich eine solche V.rkürzung nicmals und von keiner Seite her be-
merkt babc; und nanicntlich muß ich sagen, daß der Dombaumeister,

Hsrr Regierunüsrath Zwirner, in vorkommenden Fällen, in denen von
eincr Gestalkung im Jnnern des Domes die Rede war, stäks meinen
Wünschen !n der freundlichsten Weift entgegen gekommen ist.

„Neben dem (shaiakter einer Kirche hat der Dom auch den eines
öffentlichen Gcbäudes, und was nun dieftn und seinen Lußern Bau,
als solchen, betrifft, so stnd auch in dieser Beziehung d!e Befugniffe
des Erzbischofes und der weltlichen Bchörden im Fabrik-Decrele genau
bezeichnet. Auch hierbei ipickt der Erzbischof zunächst mit; die Staats-^
bedörde,ab,-c ordnct und leitet den Bau; st« läßt d!e Baupiäne ent-
werfen, rcvivirk'Ke,'üeilr sie"fe'stKnd führr üoechaupi Lber daS Ganze
in pccuniärcr ünd teHnsschrc Beziehung die oberste Aüfstchs. Auf dle-i j
ftm narurgemäßeN und gefttzlichen Doden und gänz in den Schran-' i
ken des Fabrik-Dccretes haben S!r und ich mich bcwegt, als Sle im
vorigen Jahrs zu des Domes Fortbau die^SMenkung machten. Zch
acceptirte ste im Namen deZ DomeS undIoltedazlOdie landesherrliche
Genehmigung ein, welch«. des Königs Majestät auch allergnädigst zu
erkheilen geruht hab-n. Die Entwerfung und FestgMng der Pläne
aber, so wie aUr weikeren Anordnüngen ft'nd allem voir den weltlichen
Behörden ausgegan - n, und unter meinem Mitwissen geleitek und auS-
grführt worden. Zlnea anderrr- Einfluß auf dir äußere Gestaltung dcs
Baues, ftine rechnische und pccuniäre Leikung, mik Umgehung oder
Beftiligunq der wcliüchen Behörden babe ich nichk ausgeübt, wie die-
scs Hecr Zwirner selbst ducchaus bestärigen muß. Zm Angesichte so
bestimmter Thatsachen und so klar und deuilich bestimmter Normm
muß ich daher jene Äerüchle, wilche einc Derdächtigung drr zwischm
den weltlichen und qeistlichen Behörden in der Förderung deS Dom-
banes bestehendm Eintcacht zu beabstchtigen scheinen, als eine völlig
unbegründete Angabe bezeichnen, die nur eine arge Unkmntniß der
Dinge oder cin übler Wille erfunden habm kann.
 
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