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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0147
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»in Pri'nc'p ancrkannt, wrlchtS tr, nach d«r tinstimniigtn Utbrrzrugung dts
Btrwallungs-Ausschussts, im gtradrn Grgtnthril v«rworf«n h-tt, rin
Princip, das in sein«n Conscquenjen die ganze statutwäßiq« Wahl des
Vrreins rein illusorisch machen, d. h. zu dem Resultate sühren müßte,
daß der Verein nicht denjenigen Vorstand behalten würde, drn er sich
in seiner Sesammtheit erwählte, sondern einen solchen, wie ihn bloß
Einzelne durch Privatwahlen zu Stande brächten. Es handelt sich kei-
neswegs von einer Aendrrunq, sondern bloß ron einer Anerkennung
des Statut«, und wenn das Slatut, nach der Ueberzeugung deS Vor-
stande«, nichk bloß verkannt, sondern sogar behauptet wird, daß der Vor-
stand seldst «iner von ihm repeobirten Interpretakion des Statuts ge-
huldigt habe, so glaubt der VerwaltungS.AuSschuß, daß e« zu den
Pflichten des Vorstandes gehkre, ein« solche Behauptung zurückzuweisen
und sein« Anstcht ein für alle Mal völlig kiar zu stellen. Zu diesem
Zweck« ist der Antrag vom Verwaltungs-Ausschuffe gestellt worden,
über den der Vorstand jetzt zu «ntscheiden hat.

Herr Böcker: Jch wiederhole, daß man den tz. des Statuts be-
schränkt, indem man flch dem proponirken Anlrage anschließt. Es stehl
nicht in Frage, waS etwa wünschenswerih ser oder nicht sei; «S handelt
fich bloß davon, ob der betreffmde Paragraph den angeregten Einzah-
lungsmodus verbiete, waS offenbar nicht der Fall ist. Man nehme den
Fall, daß hier in Köln noch Klöst-r beständen: wer wollte eS derglei-
chen Anstalten verbieten, «in Mitglkrd mit einem Beitrage von 100
Thalern alS Ehren-Mitglied In den Vorstand zu depuliren?

Der Präsident: Zch begreif« kaum, wie man sich so weit von
dem Gegenstande der DiScussion verkieren konnte. Wir habrn keine an-
dere Frag« zu erörtern und zu enischeiden, als die: Jst der Verwal.
tungS-AuSschuß in seinem Nechte, sich gegen di« dem Vorstandr zuge-
muthete Jnterpretation des Staluts zu verwahren und dagegen zu pro-
testiren, und pflichtet der Vorstand dem Verwaltungs-AuSschuss« in
diesem Protest« bei?

Hrrr Böcker: Der Beschluß des VorstandeS aus der vorigcn Sitzung
ist einmal da; er ist, wie «r da ist, klar und deutlich, und e« k mn dem
Borstande nicht zustehen, und «S mangelt an Veranlassung, dirsem «m-
mal gefaßten durch einen neuen Beschluß einr fernere Deutung zu
grben.

Der Präsident: Gerade die Gesellschaft der Dombau-Freunde,
das Schreiben ihres Sprechers vom 17. d. beweis't ja, daß eine solche
Verankassung vorhanden ist, da man dem Vorstande die Proclamation
eineS PrincipS zutheilt, zu deffen geradem Gegentheile sich, nach der
Anstcht des Ausschuffcs, der Vorstand brkannt hat.

Nach einigen ferneren Bemerkungen der Herren von Ammon,
Böcker und Schramm bnngt der Präsident d-n Antrag des
Verwaltungs-AuSschuffes zur Abstimmung.

Die Herren von Bianco, Kerp und Schramm erklären, flch
der Abstimmung enthalten zu müssen, weil sie bei Anfang der Die-
cussion nicht zugegen grwesen. Dasselb« erklärt Herr Böcker, weil «r
mit dcm nähern Verhalt drr DiScusflon in der frühern VorstandS-
Sitzung nicht vertraut sei.

Der Antrag wird von den übrigen anwesendrn VorstandS-Mitglie-
dern einstimmig angenommen.

Der Präsident verlies't folgenden rechtzeitig hintrrlegten Antrag
des Herrn Böcker:

„An den Präfidenten des Central-Dombau-BereinS-Vorstandes,
Herrn Ober-Rrgierungsrath RolShausen, Ritter rc., Hoch-
wohlgeboren in Köln.

„Ew. Hochwohlgeboren beehr« ich mich, nachsteh-nden «ntrag höf-

lichst zu überreichen, mit dem ergebenen Bemerken, daß ich in der

nächsten VorstaniS-Sitzung denselben zu stellen beadsichtigr. br

lautet:

„„Ein Wohllöblicher Dombau-Bereins-Vorstand wolle be-
schließen, daß der Ausschuß wiederholt deauflragt werde, bei dem
z-itigen Dombaumeister, RegierungS- und Baurach Herrn
Zwirner, dahin zu wirken und es zu veranlaffen, daß nunmchr
die, dem AuSdaue dcr in Angriff genommenen Theile unsrres
so kunstreichen Dome« zum Trunde liegenden Pläne zur Freude
de« gesammten PublicumS öffenrlich ausgestellt werden." "
„Köln, 24. August 1844. Mit ausgezeichneter Hochachtung,

„G. A. Böcker, Adv."

Herr Böcker unterstützt diesen Antrag durch die Bezugnahme auf
d!r gesteigerte Theilnahme an dem Untrrnehmen, welche die Ausstellung
der Baupläne flcherlich erwecktn müss-, und durch den lebhaften Wunsch
der Vereins-Mitgliedir.

Der Präsident fügt zu, daß bie ganze Versammlung mit dem
Awecke deS «ntrag« des Hrn. Böcker gewiß einverstanden, auch nach
dem Beschlusse des Vorstandes vom 30. Ociober v. I. (s. „Domblatt"
Nr. 72) bei dem Herrn R-gierungS-Bauraih Z wirner sofort von dem
Verwalrungs-AuSscht-ffe das Ansuchen um amcliche Erwickung der Aus-
sehung der Baupläne gestrüt, eine Antwort von daher indeß bis jctzt
»icht eing-gangen sei. Der Vorstand beschließt hicrauf «instimmig, daß
der VerwaltungS-Ausschuß ftin Ersuchen bei dem Herrn Zwirner
unverweilt wiederhvlen und für die möglichste Beschleunigung der ge.
wünschten Ausstellung tas dcßhalb Nöihlge veranlassen möge.

Der Präsidtnt theilt «in an Herrn von Wittqrnstein gelang.
tes Echreiben der Eommission der vom Senate der freien und Hanse-
stadt Hamburg niedergefttzten Eommission zur Bezeuqung drS Dan-
kes für die nach dcm Brandunglücke deS JahreS 1842 ihren Abgc-
brannten geschrnkte liebevollr Theilnahme und frcigedig« Unterstühung
nebst rin«m aus dem Erze der geschmolzenm Glocken angefertlgten,
dem deutschen Vaterlande als Dank gewidmcten ErinnerungS-Medaillon
mit.

Der Vorstand beschließt auf den Antrag bcs BuSschuffes, dkeses An-
drnken der Stadt Köln zur stäten Aufbewahrung zu üdergeben, mit
dem Ersuchen und Anheimgeden, dasftlbe zuc Ansicht drr kölner Bür-
ger im städtischen Museum «in« Zeit lang auSz«stellen.

Hiermit ist das gegenwärrige Protocoll geschlvssen, verlesen und «n-
trrzeichnet wordm, zu Köln, wi« EingangS, AbenLS hald 7 Uhr.

(Gez.) Rolshausen. — H. Haan. — Zwirnrr. — vo»
Herwegh. — von Ammon. — I. B. Haas«. —
Steinberger. — Esserli. — vonBianco. — Kerp.
— von Wittgenstein. — I. M. Farina. — Seyd-
litz. — BerghauS. — Freihrrr von Münch-Bel-
linghausen. — Schieffer. — S. Bohl. — P.
Franck. — Schramm. — 0. D'Ester. — Z. P.
Weyer. — Wm. Bartman. — Graf von Fürsten-
berg-Stammheim. — Blimer. L

Dle vierzehn Stationm,

ein xylographischeS Prachtwerk.

Jn allm Zweigen d r zeichnmdm und bildrnden Kunst findm wir
i'n Belgien die regst« Stredfamkeic. Wie lebenbig aber auch d!« Gegen-
«art bewegt ist, so sucht man doch in allen Städten mit einer wahrm
Pietät zu erhalten und wieder hcrzustcllcn, waS dcn Gemeinden an re-
ligiöftn und bürgerlichm Denkmalm alS thrurc, vielbedeulsame Erb-
stücke von ihrm Vorfahren überliefert wurde. Jn Brüffcl, Antwerprn,
Gent, LLwen und Lüttich ist schon BieleS zur Wiederherstellung ihrer
herrlichm Kirchen, ihrer piachtvollm Gcmeindehäuftr, der lebendigm
Zcugen ihrer frühern Größr» geschehm, und wenn auch di« eistm Re-
stauralivnen noch ManchcS zu wünschen übrig laffen, so habm die Ar-
chiieklen, dcnm di« Leitung derselbm übertragen, doch j-tzt meist be-
qriffen, waS die eigentllche Aufqabe derftlbm ist. BiS zum Kleinstm
fincen wir in Belgim in allm Gebietm der genanntm Künste ei'n rühm-
lichcs Ringen, das zu erreichm, wodurch die Vo fahren in dmselbm
ausgezeichnet, groß waren. So sehen wlr jctzt i'n Nntwerpm durch de»
als Sch'iftsteller rühmlichst bekanntm I. E. Buschmann «i'n typo-
graphischeS Jnstilut gegründct, wrlcheS fti'ner Dalerstadt dm ihr durch
Christoph Plantkn (1519—1589) uad ftineNachfolgrrerworbmm
Ruhm wieder verschaffrn soll *).

Daß es dem Gründer diefts Unternehmens wirklich Ernst ist, dem
Besten, waS BclgirnS Vcrgangenheit in dieftm Aweige aufzuweism hat,
nachzustrebm, bcweis't ein jetzl in ftiner Osficin erscheineodeS xylogra-
phisches Prachtwerk, „Die vierzehn Stationen": Vtae eruvis StaUvnes
XIV. loones e tabulis piotis Itudenii ejuague sodnlae opera et cur»
8. Lrocvn, krok. in kox ^eaS. ^ntv. aoulptae. ^utverpiae, e
pozrapdi» L. kusckwann. SlvvvvXl-IV. DieS ist der Titel rines
Werkes, welches in d-r G-schichte der Holzschneibekunst Epoche machm
muß, wenn alle Blätter In solchcr Vollmdung auSgeführt werden, wie
die beid.n biS jetzt erschimenen. Und dieS dücfm wic erwarten, dafür
bürgt der Name Brown, der unstreicig «iner der vorzüglichsten der
jetzt lebrndm Lylozraphm ist. Wir desitzm schon VieleS von drr Hand
diesrs KünstlerS, doch noch nichtS, was den Skempel der Meister»
schast in solcher Vollmdung an fich trägc, wie di« vorliegmdm Blättcr,
die größten uad ausgeführtestm Holzschaittc, welche wir je gefthen ha-
ben. Daß Bclgier di« Werke beS zrößcen ihrer Maler nachbilsen, aach
drr Menge in gelungmm Abbildunqen wiedergebm, verdient Anerkcn-
nung, meyr aber die K ihnheit des Künstl. rs, w-lchec dieftlben im Hol -
schnitt« In so kleinem Format wiederzugeben »agt und fich nicht zurück.
schreckcn läßt durch di« Grwalt d-s EoloritS, durch di« eben die Werk«
eine« RubenS unerreichbar flnd. Es ist hier nicht der hoh« Reiz dcs

*) Eine von Wenigen gekannte oder beachtete MerkwSrdigkeit Ant-
werpenS ist die plantinische Officln, die noch so besteht,
wie ihr Gründer und seine Nachfolger sie errichteten. Lie Nach-
kommen der berühmten Familie haben dieselbe, eine wahre Re-
liquie, bewahrt, und reich ist die Officin an Holzstöcke», in
Kupfer geschnittenen Nignetten und sonstigen Verzierungen, wir
auch aa Handzeichnungen von P. P-R« dens und seinen Frenn-
den, welche der große Meister seinem FreundeBalthasar Mo-
retus (ff 1641), der die plantinischeOsficin fortführte, zurAuS-
stattung der von ihm verlegten Werke machte. Ueber Plantin
vergleiche das interessante Werk vonT.F. Dibdin: Plio didlio-
ßrapkical Lvcamvioa vto. Ill vol. 1-onä., 1817, vol. II. p.
III—182. DieBesprechang des Werkes in „Hermes oder kritische
Jahrbücher der Literatur." Erstes Stück für daS Jahr I8i9. S«
24i flg. E. W.
 
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