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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0044
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1. Der Feldzug.

29

1. Der Feldzug.

Beim Beginne des Feldzuges vom Jahre 362 vor Christi war die
strategische Situation verwickelter, als sie sonst selbst in Griechen-
land zu sein pflegt.

Die zwei grofsen Bünde, deren Hauptteilhaber hie Theben und
Südarkadien mit Megalopolis und Tegea, da Sparta, Athen und Nord-
arkadien mit seinem Vororte Mantinea waren1), verfügten beide nicht
über geschlossene Landgebiete, sondern die einzelnen Staaten und
Städte lagen zum grofsen Teil ohne Zusammenhang untereinander
und von feindlichem Gebiete durchsetzt über ganz Griechenland zer-
streut.

Theben und seine böotische Eidgenossenschaft beherrschte den
gröfsten Teil von Mittelgriechenland. Sein Machtgebiet reichte von
den Thermopylen und Thessalien bis an die Grenze von Attika und
den Isthmos von Korinth. Aber mit seinen Freunden im Peloponnes
hatte es keine direkte Verbindung: Sowohl Südarkadien selber als
die anderen Bundesgenossen wie Sikyon, Argos, Messene und das
südliche Elis wurden durch das neutrale Gebiet Korinths2) von Böo-
tien getrennt und der schmale Isthmos war um so gefährlicher zu
passieren, als Attika in der Flanke lauerte. Der Seeweg über den
Korinthischen Meerbusen war insofern zwar frei, als der gegenüber-
liegende Hafen von Sikyon sich in Thebens Gewalt befand3), aber
ein Seetransport für ein so zahlreiches Heer, wie Theben es in den
Peloponnes werfen wollte, war natürlich ein umständliches und zeit-
raubendes Geschäft.

Noch schlimmer aber stand es für die Gegner. Ihr Gebiet zer-
fiel gar in drei Gruppen: In Mittelgriechenland gehörte nur Athen
zum Bunde. Wie Theben war es durch den Isthmos vom Peloponnes
mehr getrennt, als mit ihm verknüpft, wie Theben konnte es aber
auch seine Truppen zur See überführen und zwar direkt an die lako-
nische Küste. Im nördlichen Peloponnes befand sich dann die zweite,

J) Die Belegstellen über die Staaten, welche an dem Feldzuge beteiligt
waren s. Beilage III.

2) Es hatte 365 mit Theben Frieden geschlossen. Xen. Hell. VII 4, 10.
Beloch, Griech. Gesch. II 278.

3) Xen. Hell. VII 4, 1. Über das Hin und Her in der Parteistellung Sikyons
s. Beloch, Griech. Gesch. II 272. 278, E. von Stern, Gesch. der spart, u. theb.
Hegemonie 1884. S. 185. 206 f.
 
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