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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0091
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Mantinea.

Es will mich bedüuken: für die Gröfse des Feldherrn ist die
Erstarrung, die bei der Kunde, er habe die Augen geschlossen, alles
Leben in seinem Heere ergriff, ein fast noch sprechenderes Zeugnis
als seine feindurchdachtesten Schlachtdispositionen und die neue Ära,
die er in Strategie und Taktik heraufgeführt hatte.

4. Kriegsgeschichtliche Bedeutung des Epaminondas.

Wir haben die Strategie und Taktik des Epaminondas an einem
konkreten Beispiele kennen gelernt und zwar an dem Feldzuge, in
welchem sich beide Hälften seiner Feldherrntätigkeit in ihrer voll-
endetsten Gestalt zeigen. Wir werden uns jetzt die beiden Fragen
vorlegen dürfen, worin eigentlich das Charakteristische dieser seiner
Kunst bestanden hat und worin der Fortschritt liegt, den sein Auf-
treten in der Kriegsgeschichte bezeichnet.

Die Strategie und die Taktik des Epaminondas gehen beide
auf dasselbe Prinzip zurück. Das ist der Grund, weshalb sie in einer
Anzahl von Zügen so grofse Ähnlichkeiten aufweisen und weshalb sie
hier als Einheit behandelt werden können.

Wir lernten den Versuch des Epaminondas kennen, die Athener
allein mit seiner ganzen Macht hinter dem Isthmus bei Nemea an-
zufallen, Sparta, in Abwesenheit des Heeres, zu überrumpeln, dann
Mantinea in derselben Weise zu gewinnen. Überall war das Be-
streben erkennbar, mit ganzer, auf einen Punkt konzentrierter Macht
eine schwache Stelle des Gegners zu packen, hier entscheidend zu
siegen, dadurch das Ganze zu entscheiden. Nicht als ob Handstreiche
und Überfälle vorher überhaupt aufserhalb des Gesichtskreises der
griechischen Kriegskunst gelegen hätten. Im Gegenteil. Dazu
ist der Gedanke viel zu einfach und für das schnelle Erfassen mit
gesundem Menschenverstand, wie es dem griechischen Charakter be-
sonders eigen ist, viel zu sehr auf der Hand liegend. Aber hier ist
er zum bewufsten Prinzip gesteigert und wird nicht mit einzelnen
Abteilungen in kleineren Unternehmungen, sondern mit dem ganzen
Heere im grofsen ausgeführt. Und eben darin liegt der Unterschied.

Man sieht sofort, dafs dies System in der Strategie! dem der
schiefen Schlachtordnung in der Taktik entspricht: Auch in jener
werden ja die beträchtlichsten Massen und die ganze Kraft auf einem
Punkte vereinigt, dadurch hier eine unwiderstehliche Überlegenheit
 
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