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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0180
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3. Die Schlacht.

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mit dem linken Flügel angegriffen hatte, stand diesmal das viel
schlachtengeübtere thebanische Aufgebot und die heilige Schar rechts.
Die Schwäche der Stellung mufste eben durch die Güte der Truppe
ersetzt werden. Und auch für den Fall eines Sieges war hier ein
gröfserer Erfolg zu erwarten. Thilipp wurde dadurch von seiner
Rückzugslinie nach Norden sicherer abgedrängt, als durch einen
unglücklichen Kampf bei der Stadt. Die Natur der Örtlichkeit hatte
den rechten Flügel der Griechen zum Angriffstiügel bestimmt.

So gerüstet mochte man dem Anrücken Philipps mit Ruhe
entgegensehen.

3. Die Schlacht.

Noch klarer womöglich als bei den Griechen erkennt man aus
Philipps Dispositionen, dafs er Stellung und Gelände in seine Be-
rechnungen zog und richtig beurteilte.

Die von der sonstigen Aufstellungsart der makedonischen
Schlachten völlig abweichende Anordnung, die der König hier befolgt
hat, spricht deshalb noch beredter, weil er sich dabei nicht wie jene
an den alten Brauch anlehnen konnte, der den rechten Flügel als
Ehrenplatz des Ganzen bestimmte. Natürlich hat Philipp sowenig
wie die Griechen diese Schlacht als eine Parallelschlacht von vor-
epaminondeischem Schema angelegt. Im Verlauf des Kampfes zeigt
sich das klar durch das Zurückhalten des rechten, das Vorgehen und
besonders die Schwenkung des linken Flügels nach dem Siege'); wie
denn auch die anderen Schlachten des Königs, die gegen die Illyrier
und die grofse Schlacht in Thessalien gegen Onomarchos, diese Taktik
bestätigen2). Es konnte ja auch garnicht anders sein und versteht
sich eigentlich für jeden, der sich über den Stand der damaligen
Kriegskunst klar geworden ist, auch ohne jede Nachricht von selber.

Eine Neuerung wie die des Epaminondas, die mit dem durch-
schlagendsten Erfolge in die Erscheinung getreten war, konnte nicht
wieder verloren gehen und ist nicht wieder verloren gegangen, so-
lange es eine griechisch-makedonische Kriegskunst gegeben hat. Ein
Mann von der Begabung Philipps, der seine Schule in Theben ge-

]) Vergl. die Übersetzung der Schlachtberichte im Anhang S. 170.

») Diodor XVI 4, 35. Rüstow und Köchly, Gesch. d. gr. Kr. S. 266. —
Für die Schlacht gegen Onomarchos hat Beloch (Gr. Gesch. II 487) die schiefe
Schlachtordnung aus den Berichten mit glücklichem Scharfsinn erschlossen.
Ebenso urteilt über die Schlachten Philipps Delbrück (Kriegsk. I 147).
 
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