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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0107
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92

Mantinea.

druck, als wenn sie in dem bevorstehenden Kampfe mehr Schläge be-
kommen als austeilen würden"]), das alles verrät noch ganz besonders
den Standpunkt des Beobachters auf diesem Flügel. Denn während hier
in der Tat die höchste Eile not tat, als man bemerkte, dafs die
Angriffskolonnen, von dem Berge von Merkovuni vorbrechend, kaum
noch 2 Kilometer entfernt waren, lag an dem anderen Ende der
Schlachtordnung eine unmittelbare Gefahr überhaupt nicht vor.
Während des ganzen folgenden Gefechtes ist der Defensivflügel des
Epaminondas überhaupt nicht an die Gegner herangekommen, und
gegen die vorgeschobenen Abteilungen sind die athenischen Reiter
sogar selbst zum Angriff vorgegangen. Die Entfernung, die hier von
Epaminondas' Truppen zurückzulegen war, betrug eben 4 Kilometer,
also fast eine Stunde Marsch. Da war zu solcher Bestürzung keine
Veranlassung2). Auch die einzige ausführliche Nachricht Xenophons
über die Aufstellung des peloponnesischen Heeres bezieht sich auf dessen
rechten Flügel. Im Gegensatz zu der Sturmkolonne des Epaminondas
war, so heifst es, die Reiterei der Verbündeten hier ohne. Intervalle auf-
gestellt, wie eine Hoplitenphalanx und ohne leichtes Fufsvolk zwischen
den Abteilungen3).

Dafs auch gerade von diesem Flügel aus die Detachierung der
vorgeschobenen Abteilungen und ihr Marsch quer über die Ebene nach
der Kapnistra hinüber (S. 66) von Anfang bis zu Ende besonders stark
ins Auge fallen mufste, weil man von der Seite her sah, bedarf keiner
weiteren Ausführung. So wie es bei Xenophon geschieht — das geht
aus all dem Gesagten klar hervor — konnten nur Augenzeugen schil-
dern, die ihren Standpunkt auf dem rechten Flügel des peloponnesi-
schen Heeres hatten, und wir werden nicht irre gehen, wenn wil-
den Charakter des Xenophonteischen Berichtes auf einen Beobachter
in den Reihen der Lakedämonier zurückführen, die ja hier ihren
Platz hatten, und zu denen Xenophon in den nächsten Be-
ziehungen stand.

Aber mag der Grund für den Charakter des Xenophonteischen
Berichtes sein, welcher er wolle, dafs er nicht vollständig ist, sondern
auch auf dem anderen Flügel Kämpfe stattgefunden haben, wissen
wir aus bester Quelle.

Denn Polybios vergleicht einmal die Schlacht von Leuktra mit

') neioofitvotg rt fj.ül).ov // noiifiuvaiv tyxtoav.
2) s. die Schlachtbeschreibung S. 73.
») Anhang § 23.
 
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