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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0173
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158

Chäronea,

Nun liefs auch der König seine leichten Truppen wieder zur
Hauptarmee stoi'sen und ging durch die Engen aus der phokischen
in die böotische Ebene vor1).

Das Ende des Feldzuges nahte heran.

2. Bestimmung des Schlachtfeldes. — Stellung der Griechen.

Den Schauplatz, auf welchem eines der denkwürdigsten Ereig-
nisse der griechischen Geschichte stattgefunden hat, so genau wie
möglich zu bestimmen, ist die unerläfsliche Vorbedingung für das
Verständnis der Schlacht.

Der nordwestliche Zipfel der westböotischen Ebene, in welchem
Chäronea (jetzt Kaprenä) liegt, zieht sich in einer Breite von 2-4 Kilo-
metern in ostwestlicher Richtung hin. Im Norden ist er vom Akontion
und Hedylion, im Süden von einem komplizierter gestalteten Berg-
zuge mit mehreren Seitentälern begrenzt, den wir im Anschlüsse an
die Alten das Thuriongebirge nennen können -'). Die durchschnittliche

von Abä und Hyampolis. Dann kehrt er plötzlich nach Parapotamioi zurück,
nimmt den nur noch schwach besetzten Pal's mit Gewalt und dringt in die Ebene
von Chäronea ein. Die Griechen kommen dann nachträglich von Norden her
auch dahin und es entwickelt sich die Schlacht. — Wer mit Aufmerksamkeit die
Darstellung der griechischen Verteidigungsstellung, wie sie oben gegeben ist,
gelesen hat, dem wird dies ganze Manöver sehr unwahrscheinlich vorkommen. So
schieben sich so grofse Armeen auf so engem Räume nicht hin und her. Dazu kommt,
dafs die Stellung bei Chäronea später in der Hand der Griechen und ihre Front
gegen Philipp nach Nordwesten gerichtet war, wie Köchly selbst annimmt, während
doch eigentlich nach seiner Konstruktion ihre Front nach Süden gerichtet sein und
Philipp die Stellung von Chäronea in Besitz haben mufste. „Wie das zugegangen,
wissen wir nicht", räumt Köchly ganz offen ein und gibt damit selber seine über-
künstliche Hypothese verloren. Ich brauche daher auf das Quellenwidrige in
Küchlys Annahme nicht näher einzugehen.

1) Bei Polyän a. a. 0. würden dann auf diese Bewegungen die Worte
zu beziehen sein: •PChnnos vnoar(>i\liag äict roü onovg äit'itncdacao. Einen unlös-
lichen Rest von Irrtum oder Unklarheit behalten wir bei jedem Lösungsversuch
übrig, weil Polyän seine Quelle ohne geographische Kenntnisse epitomiert hat,
wie das ja schon oben (S. 153 A. 1) an einem anderen Beispiele konstatiert
worden ist.

-) Die Namen Hedylion und Akontion für die nördlichen Berggruppen
liegen fest (Bursian, Geogr. I 164. 210); der Name Thurion kommt nur einmal
für diese Gegend in der Geographie vor: Plutarch Sulla 17 und 18, ohne dafs mit
Sicherheit daraus zu entnehmen ist, ob der Name sich auf den ganzen Zug oder
nur eine einzelne Höhe desselben bezieht.
 
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