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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0145
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Chiironea.

und, um zu schlagen, durch eine freiwillige rückgängige Bewegung
die Ebene von Chäronea erreicht, sie hatten also vorher während der
ganzen Zeit dem Könige in einer noch weiter vorgeschobenen Stellung
gegenüber gestanden.

Wie ist es gekommen, dafs sie diese Stellung überhaupt ein-
nehmen konnten? Wie vermochte man sich in ihr so lange zu halten?
Was bot sie für strategische Vorteile, die uns diese Tatsache einiger-
mafsen erklärlich machen? Welche Umstände endlich sind es gewesen,
durch die die Griechen veränlafst wurden, diese doch offenbar gute
Position zu verlassen, um schliefslich dennoch dem Könige in offenem
Felde entgegenzutreten? Eine Darstellung des Feldzuges, welche
über das bisher Geleistete hinaus zu einem abschliefsenden Verständ-
nisse der Ereignisse zu kommen den Anspruch erheben will, mufs
auf alle diese Fragen und Schwierigkeiten eine glatte Antwort zu
geben in der Lage sein.

Dafs dabei in die rein strategischen Vorgänge immer wieder
politische Rücksichten hineingespielt und sich untrennbar mit ihnen
verschlungen haben, bildet Reiz und Schwierigkeit der Untersuchung
und wird uns nötigen, mehr als einmal unseren Blick auch auf jenes
Gebiet zu richten. Aber eine unparteiisch abwägende Verteilung des
Mafses von Lob und Tadel, das beiden Teilen zukommt, wird doch
nur gelingen, wenn es glückt, neben den bekannteren politischen
Verhältnissen den strategischen volle Würdigung zu verschaffen. Bei
unserer geringwertigen historischen Überlieferung kann dies Ziel aber
hier, mehr noch als in anderen Fällen, nur dann erreicht werden,
wenn man, neben den schon verwerteten geschriebenen Quellen, andere,
bis jetzt noch nicht verhörte Zeugen zum Reden bringt. Das ganze
Gelände stellt solche in seinen eigentümlichen, noch jetzt unver-
änderten Formationen einer prüfenden Untersuchung bereitwillig zur
Verfügung.

Mit diesen Mitteln an die Lösung der Fragen heranzutreten,
sei deshalb der Versuch unternommen.

1. Der Feldzug.

Durch den Streit der delphischen Amphiktyonen mit der Lokrer-
stadt Amphissa am Westfufse des Parnafs war Philipp nach Griechen-
land gerufen worden. Die Bestrafung dieser Stadt war der Auftrag,
den er übernommen hatte. Aber die Maske, als sei es ihm nur
 
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