DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0108
Beilage I. Die Schlachtberichte und ihre Kritik.
93
der von Mantinea und betont dabei als einen Hauptunterschied beider,
dafs es bei Leuktra nur auf einem Flügel zum Kampfe gekommen
sei und die Schlacht daher einen verhältnismäfsig sehr einfachen
Verlauf gehabt habe. Die von Mantinea dagegen biete eine kom-
plizierte und kunstvoll durchgeführte Erscheinung1). Und damit
stimmen die Aussagen anderer Zeugen: Aeschines hat in dieser
Schlacht als athenischer Hoplit auf dem linken Flügel „tapfer und
des Vaterlandes würdig" gekämpft2), und der Sieg von Mantinea
wurde in Athen jedes Jahr festlich begangen mit der ausdrücklichen
Motivierung, dafs die Athener in diesem Kampfe bei der allgemeinen
Niederlage allein das Feld behauptet hätten "). Es ist nicht möglich,
alle diese Nachrichten nur auf den Vorstofs der leichten Truppen
zu beziehen, die in ihrer Verfolgung des rechten Flügels ja nach
Xenophon bis zum linken vorgedrungen sein sollen. Besonders das Ur-
teil des Polybios ist mit einer solchen Auffassung nicht vereinbar.
Die Einseitigkeit des Xenophonteischen Berichtes liegt also klar
vor, und wer mit Delbrück meint, dafs die Schlacht von Mantinea
allein nach Xenophon erzählt werden dürfe, der meint damit, dafs
man sich an einem Stücke der Schlacht genügen lassen müsse.
Selbstverständlich werden auch wir das tun, sobald sich herausstellt,
dafs keine anderen Nachrichten vorhanden oder die vorhandenen
unbrauchbar sind; und das letztere scheint hier auf den ersten An-
blick in der Tat der Fall zu sein.
Es ist ja bekannt, mit welcher Schärfe Polybios sich über die
Schlachtberichte des Ephoros geäufsert hat: für Seeschlachten —
sagt dieser antike Militärschriftsteller - habe er noch ein gewisses
Verständnis gehabt, für Landschlachten habe es ihm an jeder Fach-
kenntnis gefehlt. Wenn man seine Berichte, z. B. die über Leuktra
und Mantinea, im einzelnen prüfe, seine Schlachtaufstellungen und
Umstellungen, die er während des Kampfes vornehmen lasse, sich
vorzustellen suche, so sei es geradezu lächerlich zu sehen, wie sehr
') Pol. XII 25 f.: u fJtr Ovv tv AtvxwOOK xivdviog anluvt ytyorwg xtu xa !)' fv
i( ft/gog t>is dvviiuiws uv Xiitv txyarr\ noitT Trjv tov avyyQtttf(tag (des Ephoros)
aniigCav ö St ntQi MavrCviutv ii]v fih> ((MfaaiV f/ti noixtXtjv xcu atQcnt}ymi\v.
2) Er sagt tz(qI nutntTiQtaß. 169: irjv tv MarTiriiu uc't/^v avvtuayiauuijv
ovx ttln/Qlüg oi'cT ürr'ilwg Trjg Ttulfaig.
:i) Plut. de glor. Ath. 7 (= 349 F.): iij>' SuSixatrp tuv ExigotpOQUÖvos
Icptorfpav tnolljOtV ö Marnvunxng dywr, fy «> jiür tM.mv avfiiiuytov hcpma^ivrotv
xitt 7Qttntvitor, uoyui tv xttH' fuvrovg rixrjaavT tg foirjaaVTo jounaiov ktto rtör
VlXIOVTfOV 7toteu(tov.
93
der von Mantinea und betont dabei als einen Hauptunterschied beider,
dafs es bei Leuktra nur auf einem Flügel zum Kampfe gekommen
sei und die Schlacht daher einen verhältnismäfsig sehr einfachen
Verlauf gehabt habe. Die von Mantinea dagegen biete eine kom-
plizierte und kunstvoll durchgeführte Erscheinung1). Und damit
stimmen die Aussagen anderer Zeugen: Aeschines hat in dieser
Schlacht als athenischer Hoplit auf dem linken Flügel „tapfer und
des Vaterlandes würdig" gekämpft2), und der Sieg von Mantinea
wurde in Athen jedes Jahr festlich begangen mit der ausdrücklichen
Motivierung, dafs die Athener in diesem Kampfe bei der allgemeinen
Niederlage allein das Feld behauptet hätten "). Es ist nicht möglich,
alle diese Nachrichten nur auf den Vorstofs der leichten Truppen
zu beziehen, die in ihrer Verfolgung des rechten Flügels ja nach
Xenophon bis zum linken vorgedrungen sein sollen. Besonders das Ur-
teil des Polybios ist mit einer solchen Auffassung nicht vereinbar.
Die Einseitigkeit des Xenophonteischen Berichtes liegt also klar
vor, und wer mit Delbrück meint, dafs die Schlacht von Mantinea
allein nach Xenophon erzählt werden dürfe, der meint damit, dafs
man sich an einem Stücke der Schlacht genügen lassen müsse.
Selbstverständlich werden auch wir das tun, sobald sich herausstellt,
dafs keine anderen Nachrichten vorhanden oder die vorhandenen
unbrauchbar sind; und das letztere scheint hier auf den ersten An-
blick in der Tat der Fall zu sein.
Es ist ja bekannt, mit welcher Schärfe Polybios sich über die
Schlachtberichte des Ephoros geäufsert hat: für Seeschlachten —
sagt dieser antike Militärschriftsteller - habe er noch ein gewisses
Verständnis gehabt, für Landschlachten habe es ihm an jeder Fach-
kenntnis gefehlt. Wenn man seine Berichte, z. B. die über Leuktra
und Mantinea, im einzelnen prüfe, seine Schlachtaufstellungen und
Umstellungen, die er während des Kampfes vornehmen lasse, sich
vorzustellen suche, so sei es geradezu lächerlich zu sehen, wie sehr
') Pol. XII 25 f.: u fJtr Ovv tv AtvxwOOK xivdviog anluvt ytyorwg xtu xa !)' fv
i( ft/gog t>is dvviiuiws uv Xiitv txyarr\ noitT Trjv tov avyyQtttf(tag (des Ephoros)
aniigCav ö St ntQi MavrCviutv ii]v fih> ((MfaaiV f/ti noixtXtjv xcu atQcnt}ymi\v.
2) Er sagt tz(qI nutntTiQtaß. 169: irjv tv MarTiriiu uc't/^v avvtuayiauuijv
ovx ttln/Qlüg oi'cT ürr'ilwg Trjg Ttulfaig.
:i) Plut. de glor. Ath. 7 (= 349 F.): iij>' SuSixatrp tuv ExigotpOQUÖvos
Icptorfpav tnolljOtV ö Marnvunxng dywr, fy «> jiür tM.mv avfiiiuytov hcpma^ivrotv
xitt 7Qttntvitor, uoyui tv xttH' fuvrovg rixrjaavT tg foirjaaVTo jounaiov ktto rtör
VlXIOVTfOV 7toteu(tov.