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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0074
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3. Die Schlacht.

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Abänderung bedurfte, ehe man zum Angriff auf die nur 16 — 1700
Meter breite Enge bei Mytika überging1).

Es hätte nun am nächsten gelegen, bei der grofsen Entfernung,
in der man sich noch vom Feinde befand, nach diesen allgemeinen
Dispositionen direkt nördlich in 3 oder 4 Kolonnen flügelweise ab-
marschiert zu ziehen, so wie ganz analog Machanidas 155 Jahre
später auf demselben Wege die Achäer bei Mantinea aufsuchte2).
Geländehindernisse lagen nicht vor, da das Hügelland von Vosuna
und Matsagra dem Marsche keine Schwierigkeiten entgegensetzt,
auch rechts und links leicht umgangen werden konnte. In der ent-
sprechenden Entfernung vom Feinde angekommen, konnte man dann
durch einfachen Aufmarsch die alte Gefechtsordnung wieder herstellen.

Aber dieses Verfahren hätte aufser dem Vorteile der kürzesten
Anmarschlinie nur Nachteile gehabt.

Es kam bei Epaminondas' Schlachtplan alles darauf an, einer-
seits den Feind so lange wie möglich über den Angriffspunkt im
Dunkeln zu lassen, damit er nicht noch im letzten Augenblicke Gegen-
mafsregeln durch Verstärkung des angegriffenen Teiles treffen konnte,
anderseits den Angriffsflügel wirklich allein an die Front heranzu-
bringen und den anderen entfernt zu halten. Für keines von beiden
war ein Anmarsch in Kolonnen senkrecht auf die feindliche Front
zu das rechte Mittel. Er hätte durch die verschiedene Stärke der-
selben bei dem übersichtlichen Gelände die Absicht ohne weiteres
erkennen lassen, und wenn Epaminondas zu dem Auskunftsmittel
hätte greifen wollen, erst angesichts des Feindes seinen linken
Flügel als Angriffsflügel zu formieren, indem er die Tiefe der Pha-
lanx hier vergröfserte und das übrige Heer links heranrücken liefs,
um die entstandene Lücke zu füllen, so wäre dadurch dem Gegner
erst recht Zeit gegeben worden, dasselbe zu tun. Ein solcher An-
marsch setzte ferner der Gefahr aus, dafs beide Flügel in den Kampf
verwickelt wurden, Bei Leuktra war der partielle Angriff allerdings

') Die Ordre de batailie bei Diodor XV 85, 2. Über dessen Glaubwürdig-
keit und die Stärke der Armee s. Beilage I und HL — 30 000 Mann auf 14 Tiefe
ergibt eine Front von 2150 Mann oder rund 2 Kilometer. Dazu die Reiterei.
Diese Tiefe ist angenommen, weil Epaminondas dann nach Formierung seines
Angriffsflügels, über den gleich das Nähere gesagt werden wird, dieselbe Front-
läng« erhielt wie die Gegner, was bei den dargelegten Geländeverhältnissen nötig
war. Über die ßerechnungsart s. S. 52 A. 3.

-) s. unten Kap. IV.
 
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