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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 1: Antike Schlachtfelder in Griechenland 1): Von Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.7205#0259
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■244

Sellasia.

auch die Spartaner in 20 Mann tiefer Sturmkolonne gestanden haben
und dafs sich also über 50 Glieder gegeneinander schieben, als un-
entwirrbare, gegen einander wirkende, drängende, kämpfende Masee1).

Wohl gelingt es den Spartanern im ersten Ansturm, die Make-
donien zurückzudrängen, aber nicht, wie Kleomenes wünscht, sie
seitlich ins Oinustal hinabzuwerfen. Nur über das Wiesentälchen
schwankt der Kampf hin und her.

Und je weiter sie vordringen, desto ungünstiger wird den Spar-
tanern der Boden: sie haben die Steigung zum Nordhange zu über-
winden. So kommt ihr Angriff ins Stocken'-'). Da ersieht sich
Antigonos den Moment, er läfst seine Truppen sich neu scharen, die
Glieder herstellen, die Lücken schliefsen, und in enggeschlossenen
Haufen mit der Wucht seiner tieferen Aufstellung holt er aus zum
Gegenstofse, der die Spartaner zurücktreibt bis zu ihren Verschan-
zungen und über sie, der das Königtum des Kleomenes wegfegt von
der spartanischen Erde3).

!) Die spartanische Phalanx bestand nur ans 6000 Mann (s. oben S. 208 A. 2).
Da diese in einer annähernd ebensolangen Front rangiert gewesen sein müssen
wie die Makedonien d. h. auf stark 300 Mann (s. S. 239), so kommen auf ihre
Tiefe etwa 20 Mann. Man begreift sehr wohl, dafs Kleomenes trotz der numeri-
schen Überlegenheit der Gegner hoffen konnte, bei dieser Formation den Feind
über den Haufen zu rennen. Vergl. das Schlufswort „ Schlachtfeld und Schlacht".

2) Von diesen genauen Lokalisierungen lindet sich natürlich bei Polybios
nichts. Die Rekonstruktion stützt sich hier auf die Natur des Geländes. Polybios
spricht II 69, 8 nur von dem Hin- und Herschwanken des Kampfes. Dafs die
Makedonier, wie Plutarch Kleom. 28 behauptet, fünf Stadien, d. h. rund 900 Meter,
zurückgedrängt seien, ist unmöglich. Sie wären dann entweder in das Kavin
nördlich vom Punkte 116, 4 oder in das Oinustal hinabgeworfen worden. Beides
wäre entscheidend gewesen. Durch welchen Irrtum die so bestimmt auftretende
Angabe einer sonst guten Quelle entstanden ist, läfst sich nicht sagen. Der
Abstand zwischen Kleomenes' und Antigonos' Lager betrug etwa so viel.

3) Pol. II 69, 9: rO.og oi ntQi lhv Aviiyovov OVft(fQ(xSaVTSS ictg aagtooag
xa't ynrfiautioi t(;7 t»jf tnalkijlov tfMlayyos Ututtazi, ßirc npuifitoünts ii&oactr ix
7u!j/ oyvftmuazwv zoi-s Aaxtdaifiovtovg. Wenn Plutarch Kleom. 28 sagt, die Spar-
taner seien besiegt: ivj rpontp rijs öni.iouog xiu xn ßügsi 7<~f 67iXinxijs wctkayyoi,
so geht der zweite Ausdruck, den auch Polybios II 69, 8 hat, auf die tiefere
Aufstellung der Makedonier, der erstere — wenn mau bei einem Schriftsteller
wie Plutarch die Worte überhaupt so pressen darf — auf irgendwelche unter-
geordnete Verschiedenheit in der Sarissenbewaffuung — etwa kürzere Sarissen
oder ähnliches könnte man sich vorstellen —, sodafs sich daraus Delbrücks Frage
erklärt, wie man von einem Art-Unterschiede sprechen könne, da doch beide
Sarissen gehabt hätten (Gesch. d. Kriegskunst I 211).
 
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