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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Lory, Karl: Hermann Bek-Gran
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0015

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Hermann Bek-Gran.

H. Gelcgenheitsskizze, als Einladungskarte zu einer Kegelfeier
verwendet.

(Abb. 9 u. fO), hat in einer glücklichen Stim-
ntung schneidige Porträtskizzen auf die Leinwand
geworfen und arbeitet jetzt an einem großen Wand-
gemälde für die Nürnberger Poliklinik: der Zug
der Zeit indes, der ja zweifelsohne auch die wirt-
schaftliche Seite des Künstlerlebens beeinflußt, hat
ihn in der Sachkunst so recht seine eigentliche künst-
lerische Heimat fiitden lassen. Eine Heimat freilich,
wie der Beruf sie dem Manne zu schaffen pflegt:
nicht lediglich eigene Wahl, eher der Zufall hat sie
ausgesucht, inan hat allerlei an ihr herumzumäkeln
— aber schließlich ist man doch durch tausend
Wurzeln mit ihr verwachsen und möchte sich nimmer
von ihr trennen. Die vielseitige Betätigung Beks,
wie wir sie vorstehend andeuteten, ist übrigens ein
lehrreiches Beispiel dafür, wie der Künstler heutzu-
tage auf allen möglichen gewerblichen und tech-
nischen Gebieten — hier z. B. auf dem der Papier-
und Druckindustrie — die führende Rolle übernahm,
maßgebend wurde für den ganzen Umfang der Aus-
stattung, wie dadurch aber zugleich auch seine Technik
beeinflußt, seine künstlerische Gesamtkultur sozusagen
gesteigert und geläutert, bewußter und nachdenklicher
gestaltet, seine Individualität vor die Möglichkeit
ungleich zahlreicherer und intimerer Äußerungen
gegenüber früher gestellt wurde. Wer Beks in zahl-
losen Riesenmappen sorgfältigst gesammelte Arbeiten
durchgesehen hat, der ist erstaunt über den gewal-
tigen Fortschritt, den der an sich ja noch junge
Künstler seit seinen heute von ihm hart verurteilten
Zeichnerischen Anfängen gemacht hat; aber die Be-
dürfnisse des von ihm gepflegten Zweiges der Sach-
^u"st waren es, die ihn vor allem auf dem Wege
^.lu Vervollkommnung leiteten. So ist z. B. einer
er obersten Grundsätze der, daß alles, was für

die Type, für die Vervielfältigung durch den Druck
bestimmt sei, auch die typenartige Wirkung besitzen
müsse. Wenn man von diesem Gesichtspunkt aus
verschiedene Vignetten usw. betrachtet, so erkennt
man erst den Wert dieser scheinbar so anspruchs-
losen Sachen, die mit den einfachsten Mitteln, sehr
oft durch nichts weiter als eine scharfe Gegenüber-
stellung von Schwarz und Weiß hergestellt, die
schlichte Sachlichkeit der Type mit der Tiefe und
Innigkeit eines warm empfundenen Bildes vereinen.
(S. speziell die Hochlandsvignetten Abb. ff—j5.)

Ts ist übrigens des Künstlers Stolz auch die
feinsten Haarstriche mit dem Pinsel zu ziehen. Daß
die Holzstiche der alten Meister — Dürers vor
allem — ihm gerade bei seinem Streben nach Wir-
kung mit den denkbar einfachsten Mitteln (Abb. s8
u. s9) wertvolle Aufschlüsse gaben, ist sicher; aber das
„Studium der deutschenZeichner des j6.Jahrhunderts"
(Wustmann) stand weniger am Anfang seiner Lauf-
bahn im Vordergrund als heute: der fortgeschrittene
erkennt ihren Wert viel mehr als der Anfänger,
der seine eigenen Wege zu suchen ging. Im übrigen
hat Wustmann gewisse Hauptvorzüge des Zeichners
Bek-Gran m. E. sehr richtig hervorgehoben: den
klaren, malerischen und dabei doch symmetrischen
Aufbau, die farbige Wirkung seiner weiß-schwarzen

5. Exlibris.
 
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