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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Lory, Karl: Hermann Bek-Gran
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0019

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Hermann Bek-Gran.

(6 ii. \7. Zierleisten für

lagen. Gewiß, „fesch" und „chik", und wie die
Ausdrücke sonst noch heißen mögen, kann auch er
sich zeigen, aber der ist sicher noch nicht geboren
und wird auch wohl niemals geboren werden, der
In irgendeinem Stücke, das Bek-Grans Künstlerhand
geschaffen, auch nur den leisesten sinnlichen, erotischen
oder gar lasziven Unterton finden könnte; eine im
besten Sinne kindliche Harmlosigkeit liegt fast über

;8. Vignette aus dem „Hausschatz", Verlag Beruh. Münz,
Nürnberg.

allem, was er produziert. Zum Künstler für die
Welt der Kleinen eignet er sich aber gerade des-
wegen so überaus glücklich, weil er, wie oben aus-
einandergesetzt, eigentlich außerhalb aller Mode steht
und von jeher stand. Denn auch das unverfälschte
Kindergemüt weiß nichts von Mode; traurig genug,
wenn bornierte Eltern heutzutage schon in ihren
unerwachsenen Sprößlingen den Geschmack und den
Tastsinn für das, was Blöde heißt, zu erwecken
suchen. Sie haben keine Ahnung davon, um wie-
viel das Kind an Energie des Gemütslebens dem
Erwachsenen dadurch überlegen sich zeigt, daß es
alles, was ihm begegnet und sein Interesse erweckt,
mit einem schmerzlosen Ruck seiner zeitlichen und
räumlichen Begrenztheit entreißt und mit einer Kraft,
über die der Erwachsene nur mehr im Traume

OJTERMOND

20 u. 2;. Kalender-Kopfleisten

e Zeitschrift „Hochland".

verfügt, in sein Reich und seine Welt harmonisch
eingliedert. Bek-Gran hat sich diese Fähigkeit be-
wahrt; und insofern möchte man ihn in Wahrheit
selber ein Sonntagskind nennen, denn wer diese
psychische Aneignungskraft der Kinder in sich tragt,
der altert nicht, der besitzt, ohne es zu wissen, den
Schlüssel zum schönsten Heiligtum auf unserer in
vieler lhinsicht ja so sehr entgötterten Welt: eben
zum Kinderherzen. Ganz besonders erfreulich scheint
mir aber an Beks Verhältnis zur Kinderwelt das
eine, daß er, obwohl ein so großer Kinderfreund
(oder vielleicht gerade deshalb?), von jener fatalen
Art der Kinderverhimmelung nichts weiß, die Schrift-
steller, wie Dehmel usw., bis zum Überdruß kulti
vieren.

Man sieht: immer und überall steht unser
Künstler abseits dessen, was die Mode des Tages,

Vignette aus dem „Hausschatz", Verlag Beruh. Münz,
Nürnberg.

die launische Göttin der innerlich Leeren, gebiert.
Man mache den Versuch und denke sich zu einem
Dehmelschen Kindergedicht Bek-Gran als Illu-
strator: es gibt eine Dissonanz, die zum Himmel
schreit. And man mache eine aitdere Probe: man
lese einem Kinde ein Dehmelsches Gedicht vor und
zeige ihm dann eines von Beks herzigen Bildern

WONNEMOND

>. Gldenbourg ; verkleinert).
 
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