Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

DOI article:
Lory, Karl: Hermann Bek-Gran
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0026

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hermann Bek-Gran.

Aot und überhaupt alle schreienden Farben
vermeidet. Eein aristokratischer Geschmack
duldet eben auch hier keinerlei Dissonanz.

Leine Erfolge als Plakatkünstler verdankt
er wohl überhaupt in erster Linie der aparten
Farbengebung; seine Persönlichkeit und
seine Neigungen treten ja bei Plakaten
naturgemäß mehr in den Hintergrund.

Beks reicher Erfindungsgabe wäre es indes
Zweifelsohne ein leichtes, feine Vorliebe für
Amoretten, fröhliche Ainder und lustige
Gesellen auch hier glücklich zu verwenden.

Man vergleiche aber seine Plakate mit
seinen übrigen Lachen, und man wird
finden, daß er als Plakatzeichner sozusagen
ganz leicht einen konventionellen Tonfall
anschlägt; denn während er sonst Motive
bringt, die man eben nur bei ihm findet,
greift er beim Plakat nicht ungern nach
Anregungen von außen, selbst solchen, die
nach dem oben Erwähnten seinem eigent-
lichen Areise ferner liegen (Antike). Man
wäre jedenfalls sehr im Irrtum, hierin
etwas wie Unselbständigkeit u. dgl. zu
erblicken; jemand, der so hartnäckig seine
eigenen Wege geht wie unser Aünstler,
muß jedenfalls besondere Gründe für ein
derartiges Verfahren haben, Gründe, über
die er sich als schaffender Aünstler gar
nicht ausdrücklich bewußt zu werden braucht,
die aber jedenfalls — „unterbewußt" sagt
die hypermoderne Psychologie — vorhan-
den sind. Ich möchte in Bek-Grans Pla-
katkunst eine der menschlich-anmutigsten
Dffenbarungen seines Wesens sehen, die
Dffenbarung einer echt deutschen Charakter-
eigenschaft übrigens. Wenn er eine Illu-
stration u. dgl. zeichnet, so hält er gewisser-
maßen mit dem Beschauer als einem
guten Freunde Zwiesprache innerhalb der
traulich abgeschlossenen Welt der vier
Wände; da fällt's ihin leicht, sich zu geben,
wie er ist, die Fülle seiner Gesichte und
Empfindungen zu offenbaren. Als Plakat-
Zeichner tritt er aber iin eigentlichsten Linne
öes Wortes auf die chtraße, und da ver-
bietet ihm ein echt deutsches Gefühl der
Zurückhaltung, sich als „Griginal" zu pro-
duzieren und seine Individualität jedem
vorübergehenden zu offenbaren; wahr-
scheinlich ganz unbewußt hat er seine pla-
kate auf diese Weise samt und sonders der Aultur
unseres nordisch-germanischen Ltraßenbildes angepaßt,

52. Monatsbild aus R. Gldenbourgs Kalender für ,904.

das ja freilich durch den Einbruch amerikanisch-aben-
teuerlichen Ungeschmacks gerade auf dem Gebiete
 
Annotationen