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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Heilmeyer, Alexander: Die Ausstellung "München 1908" , [4]: Ausstellungsplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0059

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Die Ausstellung „München 190s".

Architektur sehr nahe, diese dekorativen farbigen
Plastiken sind durchaus malerisch empfunden.

Die Steinplastik, die iin Garten und im Freien, in
pösen und im Anschluß an die Architektur aufgestellt
ist, wird ihrem künstlerischen Wesen nach erst ver-
ständlich, wenn man die Ausbildung junger Bild-

118. („München 1908".)

Brunnen (im Schulhof); von Jos. Floßmann.

Hauer in der Steinschule der Agl. Akademie der
bildenden Aünste betrachtet. Prof, pildebrand
leitet diese Alasse. Die Ausstellung zeigt an einem
Dutzend guter Beispiele wie der junge Bildhauer die
Form aus dem Material (Stein) herausholt, wie er
dabei plastisch sehen, empfinden und komponieren
lernt. Man muß immer wieder zu dieser Samm-
lung von Schulbeispielen zurückkehren, wenn man

den Grund für die großartige Entwicklung der Stein-
plastik in München sehen und kennen lernen will.

pildebrand selbst hat eine Arbeit aus deu
letzten Jahren ausgestellt, einen Abguß des Brunnens,
der im Pose des pauses Mendelssohn in Berlin
steht. Man hat reichlich Gelegenheit, dieses Werk
von allen Seiten zu sehen und sich daran zu er-
freuen. Paul pfann schuf dazu eine entsprechende
architektonische Umgebung. Der Brunnen erscheint
als natürlicher Mittelpunkt und bildet zugleich ein
Schmuckstück der ganzen architektonischen Anlage.

Figürliche Plastik im Innenraum tritt in
dem großen Repräsentationsraum der Palle I auf.
Richard Berndl schuf den Raum, den Ebbing-
haus mit vier mächtigen, muskulösen Atlanten aus-
stattete. Eine Fülle plastischen Gebens konzentriert
sich in den architektonisch gestalteten Nischen. Die
Vorhalle schmücken zwei Elefanten, überaus lebendig
beobachtete und modellierte Tierplastiken von F.
Behn. In inniger Verbindung mit der Architek-
tur stehen die dekorativen Reliefs und (Ornamente,
die Wackerle in farbig gehaltener Majolika für
Emanuel Seidls Restaurationsgebäude jpauptsaal,
Supraporta über den Türen) geschaffen hat?)

Tektonische Plastik, zumeist Gebilde der Stein-
pastik, fand als Bauschmuck Verwendung am Ein-
gangstore auf der Theresienhöhe. Das mittlere
Portal besteht aus einer Reihe von hochaufragenden
Steinpfeilern, die von Puttengruppen bekrönt werden.
Überaus anmutig und einschmeichelnd präsentieren
sich dem Auge die von pubert Netzer und Eduard
Beyrer geschaffenen nackten Bübchen mit Blumen-
und Fruchtgewinden, Aörben u. dgl?) Sie haben die
Form der Gruppen trefflich dem architektonischen
Lharakter der Pfeiler angepaßt und damit die Auf-
gabe ganz im Sinne tektonischer Plastik gelöst. Eine
solche gelungene Lösung bietet auch Ulfert Iaussen
mit seinen beiden aus schwarzem Granit gemeißelten
Steinböcken — wirkungsvoll dominierende Punkte
auf der Rampe der Terrasse vor dem Portale der
Palle II. Der schöne Brunnen mit der lagernden
Auellennymphe, eine monumentale Figur, die von
Düll und pezold in Stein gemeißelt wurde, hat
die Fassade des Aünstlertheaters zur Folie (Abb. (2p.
Die beiden Meister stellten auch den plastischen Schmuck
an der Fassade des Aünstlertheaters her. Brunnen-
plastik tritt noch öfter als Schmuck von pöfen zwi-
schen den Pallen und Wirtschaftsgebäuden auf; ein
sehr reizvoll gestalteter Brunnen ist der von Jos.
Floßmann geschaffene Mönchsbrunnen im Schul-
hof (Abb. ((8), ferner das hübsche Aierbrünnchen

>) vgl. Jahrg. 1908, S. sio u. 3U-

2) vgl. Jahrg. 1908, S. 292.

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