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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Pudor, Heinrich: Künstlerische Besuchskarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0063

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Künstlerische Besuchskarten?

„Phantasie"; „Reichtum"; „waffergott";

von Karl Ebbinghaus. von Beruh. Bleecker. von Erwin Kurz.

(28. („München (908".) Brunnenanlage vor der ffauxtrestauration, linke Hälfte. Entwurf von Lman. v. Seidl.

vollem Kerzen gegeben hat. Ich jedenfalls nur mit
sehr gemischten Gefühlen. Denn was ist feine Aarte für
die Prinzessin Johann Georg schließlich anders als
ein kleines Bild, eine freie Radierung, eine Land-
schaft mit einer Figur, die an einen Hügel gelehnt
ist. Im Grunde genommen ist doch die Aarte von

(29. („München (908".)
„Reichtum"; von Beruh. Bleecker.

(800 und soundsoviel modernisiertes Biedermeiertum,
biedermeiertümelnde Moderne rc." Diese Ausfüh-
rungen sprechen wohl für sich selber und gegen —
das Preisrichterkollegium. . .

In der Tat hätte es doch eigentlich darauf an-
kommen müssen, uns eine zweckmäßige künstlerisch
moderne Besuchskarte zu schaffen. Die Anregung
des Biedermeierstiles hätte nur eine ganz allgemeine
fein dürfen, und man hätte es vermeiden müssen,
aus dem Charakter der Biedermeierzeit heraus zu
schaffen, welche doch von der unsrigen recht wesent-
lich verschieden ist. Aber der wichtige Grundsatz des
praktischen Gebrauches wurde außer acht gelassen,
denn die meisten dieser preisgekrönten Besuchskarten
sind für den in Aussicht genommenen Zweck durch-
aus nicht geeignet. Man wird doch nicht etwa
glauben wollen, daß der Mberforstrat Adolf v. Stein
bei seinem Besuche diese' preisgekrönte Aarte ab-
geben wird, auf welcher vor einem mit Blumen
und Ranken ornamentierten Hintergrund ein Hirsch
von einem Hunde verfolgt dahinspringt. Mir haben
hier wieder die sattsam bekritelte Salon- und Glas-
fchrankkunst vor uns — „angewandte Aunst", die
man nicht anwenden kann. Ls liegt im Mesen
der Besuchskarte, daß dieselbe so einfach und schlicht
als möglich ausgestattet wird; keinem Menschen von
Geschmack wird es einsallen, bei seinem Besuche ein
kleines Gemälde zum Zwecke der Rekognoszierung
seiner Person dem Dienstboten zu übergeben.

Wo blieb denn nun eigentlich die moderne
Buchkunst bei diesem Preisausschreiben für künst-
lerische Besuchskarten? Nach den modernen künst-
lerischen typographischen Grundsätzen hätten die Be-

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