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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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M. O.: Imitationen, Schwindel und kein Ende
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0095

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Die Ausstellung „München :90s". — Die Tertilkunst.

Denn bunte Gläser ... ich weiß nicht, die sollte
man überhaupt nur sehr vorsichtig anwenden. Echte,
edle natürlich, aber selbst die stören leicht. Es ge-
hört in Wahrheit eine große Delikatesse her, die
bunte, starke, die weithin tönende Fracht des Glases
einem Interieur und ähnlichen: glücklich einzuordnen
— und nun gar erst mit ordinären Surrogaten zu
verfahren . . . Man denke sich doch nur einmal eines
von unseren modernen, eleganten Wohngemächern.
Alles erscheint da aus schnittige Einfachheit abge-
stimmt, jegliche Wirkung basiert auf Echtheit des
Materials, all das Meine und Große darin tritt
dezent in Erscheinung — und nun denke man sich
dazu eine plumpe Lüge, das Anallprotzentum un-
echten, schreienden Glases! Abscheulich!

freilich, billig mag die Geschichte ja kommen.
Doch muß ich mir denn farbiges, blcigefaßtes Glas
leisten, auch dann, wenn ich die echte Arbeit nicht
bezahlen kann? Nein, dann verzichte ich eben ge-
schmackvoll darauf und begnüge mich mit einfachen,
reingehaltenen Scheiben. Ein Gleichnis: Der Wann
im schlichten, aber reinem Aleide ist stilvoll, ja ele-
gant, der Parvenü jedoch, der zum schmutzigen pemd
einen Salonrock anzieht und sich dazu einen weißen

204- u. 205. („München Z908".)

Aissen und Divaudecke;
von Irma Schmidt (A. Gut-
mann Nachf.)

Rupfen, bunt bestickt.

(Vio d. wirkt. Größe.)

Aragen umtut, ist es nicht,
und man wird ihn nur
verachten oder belächeln.

Doch ich muß noch,
bevor ich abschließe, zu dem
Aapitcl „Einfachheit" Stel-
lung nehmen. Ich wieder-
hole: wir schaffen nicht
einfach, nicht schlicht aus
Scheu vor dem teuren
Material und der so schnell
wechselnden Mode, wie der
Autor der bewußten Zeit-
schrift meint. (D nein, und
bei Gott, nein! denn wir
sind ja dort auch einfach,
wo das „Material" gar
keine Rolle spielt, beispiels-

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