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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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"München 1908" im Urteil auswärtiger Kritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0182

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München (908" im Urteil auswärtiger Antiker.

in der Raumkunst und den Einzelerzeugnissen, vor
allem aber in der künstlerischen Organisation des
Ganzen.

Der baukünstlerische Hauptteil, die Ausstellungs-
hallen und ihre Umgebung, lagen in der Hand des
städtischen Bauamtmannes Wilhelm Bertsch. Gr hat
sie aus Eisen, Glas und Stampfbeton in sicheren,
schlichten Formen entworfen. Sie werden grade um
ihrer Einfachheit willen dauern; denn jede neue Ge-

-(02. Agl. Aunstgewerbeschule, Alasse Dasio: Titelblatt
zu einem Abreißkalender; Entwurf rou Ld. Jung deck.

neration wird sie nach ihrem Gefallen durch Gelegen-
heitsdekorationen variieren und bereichern können.
Einen weiteren, wichtigen Teil der Ausstellung, die
Bauten des Vergnügungsparkes, hatte der städtische
Bauamtmann Schachner in bescheidenen, überaus
anständigen Formen gelöst. — ——-

Die dritte Baugruppe der Ausstellung, das Haupt-
restaurant, das Emanuel von Seidl geschaffen hatte,
schien mir namentlich im Inneren nicht durchweg
geglückt. — — —

404. Agl. Aunstgewerbeschule, Alasse Dasio (Entwurf und
Ausführung): Reliefierte Tonfliesen. (V6 d. wirk!. Größe.)

Ein starker Zug zur besten Aunst ging durch
die Elastik der Ausstellung. Alan hat ihr unge-
wöhnliche Aufgaben gestellt. Nicht aus vergäng-
lichem Stuck, sondern aus edler Bronze und schönem
Gestein waren im Parke für alle Dauer eine Anzahl

von Bildwerken aufzustellen.-•— And man ließ

den starken Meister, Adolf v, Hildebrand, den Ton
bestimmen; seinen Schülern und Mitarbeitern sind
die wesentlichen Aufgaben zugefallen. Eine Gesin-
nung, gleich vornehnr im Wertmäßigen, Tektonischen
und Freikünstlerischen. Wan wird gezwungen, das
plastische Wollen des heutigen Münchens hoch ein-
zuschätzen. And diese ernste Gesinnung reicht schon
weit ins Handwerk hinein; man sah in den Hallen
die Arbeiten aus Hildebrands Akademiewerkstatt und
vor allem ganz meisterliche Steinbildnereien aus der
städtischen Fachschule für Steinmetzen. Auch in der
Kleinkunst, in den Bronzen und anderen Metall-
arbeiten, fand man an inanchen Stellen dieses ernste
Wollen: echte Aunst im Handwerk. Dagegen fiel
der übliche Aarikaturstil der großen Nymphenburger
Tonfiguren bedenklich ab.

Noch bemerkenswerter erschien mir der Aampf
der Aräfte und der Sieg des Aünstlerischen in der
dekorativen Walerei der Ausstellung, in der Wand-
malerei. Was uns an der Münchener Dekoration
so oft bedenklich erschienen ist, so lange sie die alten
Stile nachahmte, war eine gewisse virtuose Äußer-
lichkeit, die in den Formen das Übertriebene und
Verzerrte, in den Motiven das Banale bevorzugte.
Dieser Geist ist noch nicht erstorben, auch im scheinbar
modernen Formenspiel lebt er fort.-.-

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405. Agl. Aunstgewerbeschule, Alasse Dasio (Entwurf) und
Alasse Blaiin (Ausführung): Gemalte Tonfliesen.

(V« d. wirk!. Größe.)

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