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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Schinnerer, Johannes: Otto Hupp
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0259

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(Dtto Hupp.

6^ u. 6(5. Mittels Handftcmpel angcfertigte Vorsatzpapiere; von Btto Hupp, Schleißtzeim-Miinche».

für Exlibris (Abb. 569—572). Ihr Eharakter als
„Zeichensprache" macht sie für diesen Zweck vorzüg-
lich geeignet, und vor allein die farbigen Blätter,
die unser Meister entworfen, sind sehr gesucht?) Alar
und übersichtlich im Aufbau und charaktervoll in
jeder Linie scheinen sie mir bei weitem stilvoller und
zweckentsprechender als jene für den Sammelsport
geschaffenen Arbeiten, die so unangenehm mit male-
rischen Wirkungen operieren und so empfindlich die
Grenzen der graphischen Aunst, zu der die Exlibris
nun einmal gehören, überschreiten.

Was Hupp sonst iroch an Gelegenheitsarbeiten,
Adressen, Aarten u. dgl. hervorgebracht hat, möge
hier übergangen werden. Erwähnt sei nur das Muster-
büchlein von Weintiketten — erschienen bei Gerstung
in Gffenbach a. M. — das sich zum Ziel gesetzt, der
stumpfsinnigen Etikettenfabrikation, wie sie heutiges-
tags betrieben, ein Ende zu machen (Abb.567 u. 568),
und dazu möchte ich daraus Hinweisen, daß die Guten-
berg-Festschrist der Stadt Mainz sstOO (Abb. 595—602)
sowie die „Beiträge zur Geschichte der Stadt Worms",
herausgegeben von Hans Soldau f890, von Hupp
ausgestattet wurden. Bedeutender sind die in den letzten
Jahren entstandenen buchgewerblichen Arbeiten.

Bei der Firma I. E. Genzsch 6c Heyse erschien
zu Beginn des neuen Jahrhunderts die „Neudeutsch",

9 Eine erschöpfende Zusammenstellung bringt von Zur
Westen in dem erwähnten Aussatz der Exlibris.Zeitschrist.

eine Schrift, die stilistisch den früheren Arbeiten Hupps,
wie dem „Münchner Aalender", nahesteht. Die Typen
sind in der Form denen der Spätgotik nachgebildet
und zeigen jene kernige, kraftvolle Art, die die Ar-
beiten des Aünstlers stets auszeichnet; das Zier-
material ist besonders reich und hat ganz das orna-
mentale, phantastische Gepräge der deutschen Früh-
renaissance, die sich nie genug tun konnte in der Er-
findung und Zusammenstellung immer neuer orna-
mentaler, vegetabilischer oder figürlicher Motive.
Freilich beeinträchtigt diese Lust am Fabulieren nicht
selten die Übersichtlichkeit des Ganzen, und die Rand-
leisten und Umrahmungen wirken gelegentlich zu
sehr als Selbstzweck gegenüber dem Text, doch ist
die „Neudeutsch" für manche Zwecke sehr gut zu
verwenden — ich erinnere nur an die reizende Lieb-
haberausgabe von Antoine de la Sale's, „f5 Freuden
der Ehe", erschienen bei Zeitler in Leipzig, die mit
der „Neudeutsch" gedruckt ist (f. S. 236).

Das umfangreichste Werk, zu dem bisher diese
Type verwendet wurde, ist das „Neue evangelische
Gesangbuch für Elsaß-Lothringen" (l902; Abb. 5stO
bis 595), dem bald ein ähnliches Unternehmen, die
Herausgabe des Gesangbuches für Schleswig-Holstein,
folgen wird. Die Araft der Type kommt hier be-
sonders schön zur Wirkung, die Initialen sind rot
gedruckt und enthalten, als einzigen figürlickien Text
schmuck, die Brustbilder der christlichen Liederdichter

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