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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Brunnemann, Anna: Die Textilkunst auf der nationalen Kunstgewerbeausstellung zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0374

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Die Textilkunst auf der nationalen Aunstgewerbeausstellung zu Stockholm.

835. (Stockholmer A.-A. ^909): Verdure-Texxich; kfauteliffe nach Entwurf von Alf Mailänder,
ausgeführt von der Gesellschaft Svensk Ronstflöjd.

räumen zur Schau gebracht wird, spricht gerade aus
dieser so gedrängten Vorführung anscheinend sich
widersprechender Elemente, wie sie die volkstümliche
Kunst und die modern-internationale Luxuskunst dar-
stellen, ein kulturell bedeutsames Moment: Die Er-
zeugnisse moderner Geschmackskultur erscheinen hier
nur ganz selten in einer der Volksseele fremden
aristokratischen Vereinzelung, sondern vielmehr als
sehr zarte Blüten eines und desselben kraftvollen
Stammes, der feine Wurzeln tief im Volkstum ver-
ankert hat.

Ganz hervorragend sind endlich, was Entwürfe
und technische Ausführung anbctrifft, die Erzeugnisse
der wiedererweckten Gobeliuweberei großer: Stils.
Uber diese noch einige Worte: Hier wetteifert heute |
der Maler mit dem dekorativen Künstler, und es
macht sich deshalb eine Verwischung der Grenzen
zwischen Wanddekoration und Malerei geltend, die
nicht ganz einwandfrei ist. Karl Larsson, dieser

so urschwedische Maler, in dem die heimatlichen
Farben sprühendes Leben erlangt haben, entwarf
ein Märchenbild: „Frau Venus und das Däume-
linchen" von phantastischer Buntheit; Anders Zorn
einen Paravent mit dalekarlifchen Kirchgängern von
naturalistischer Treue (Abb. 833). Sie wurden so ver-
blüffend sicher ausgeführt (elfteres von Handarbetets
Vänner und letzterer von Licium), daß jeder pinsel-
strich des Malers zu sehen ist, und darum eben wirken
sie genau wie Gemälde. Fjaestadt geht noch etwas
anders zu Werke; er denkt feine wundervollen Natur-
schilderungen, seine „Rinnenden Wasser" (Abb. 837),
seine Schnee- und Seelandschaften — die schönsten, im
Besitz des Göteborg-Museums und der Thiels-Galerie,
wurden mitausgestellt —- direkt im Material des Gobe-
lins; er will durch das Schillern des Garnes ganz
besondere Wirkungen erzeugen, es bildet einen inte-
grierenden Bestandteil bei seinen Entwürfen. Um
noch überraschendere Schönheiten hervorzurufen, ar-
 
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