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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Das Pariser Kunsthandwerk und die Ausstellung "München 1908"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0377

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Das Pariser Aunsthandwerk und die Ausstellung „München ;Z08".

828. Schlafzimmer; von Valentin lvitt, München; nach Entwurf von G. Tausche?,
ksell Eichen, mit reicher Einlegearbeit in Drange und Goldholz; Wandbespannung gelb auf weißem Leinen.

artiges Material ab, dessen Farbentöne mit denen
der Töpferwaren, des getriebenen Aupfers, der Ver-
glasungen, der Eisenarbeiten, der Vorhänge harmo-
nieren. Das Aupfer ist — in Kammer- oder Treib-
arbeit — mit den mannigfaltigsten, stets durch die un-
mittelbare Naturbeobachtung eingegebeneit Motiven
geschmückt. Ebenso ist es beim Eisen. Und der Ton
nimmt bei den emaillierten Töpfereien ganz unvor-
hergesehene Farben an. Man holt aus dem Aus-
gangsmaterial die bestmögliche Wirkung; da ist die
bsilfe der Farbenchemie von großem Einstuß, In
Stoffen, Papier und in Holz sieht man in Deutsch-
land unendlich viele Nuancen, die bei uns völlig
unbekannt sind. Man wagt kühne und zuweilen
glückliche Harmonien."

Als treibendes Motiv, warum eine Stadt, die
weder Handels- noch Industriestadt ist, rund ^00 Säle
einer Ausstellung interessant füllt, während doch
überall in Deutschland Möbel, Stoffe, Aeramiken,
Glas, Teppiche usw. fabriziert werden, findet Huret:

„München hat zeigen wollen, daß man alle diese
Dinge nach Modellen erzeugen kann, die verschieden
sind von jenen, die durch den Gebrauch banal und

häßlich werden, und daß hier gleichzeitig eine Quelle
der Aunst fließe. Die meisten Formen sind einer
Nachprüfung unterzogen und wenn nicht völlig um-
gestaltet, so doch mindestens von neuem studiert und
frei übersetzt worden."

* -r-

*

„Was ergibt sich nun im großen Ganzen aus
dieser Ausstellung? Es ergibt sich der Beweis, daß
München ein Sammelplatz intensiver und lebendiger
Aunst ist, dem in Deutschland nichts an die Seite
gestellt werden kann. Wenn ich sagen würde, man
habe hier auf einen Schlag unvergängliche Meister-
werke, endgültige Formen und eine vollendete neue
Aunst geschaffen, würde ich mich selbst in München
lächerlich machen.

„Aber was ich mit gutem Gewissen bestätigen
kann, ist, daß ein hervorragendes Beispiel gegeben
und daß es schade und bedauerlich ist, wenn unsere
Aünstler und Fabrikanten nicht in Menge dorthin
gehend, um dieses Schauspiel zu genießen und um
aus der großartigen Lehre Nutzen zu ziehen, die von
dorther ausströmt. Nicht eine Lehre für eine end-

*) Dieser Abschnitt der ksuretschen Artikelreihe erschien
erst am *9. Januar ^ 909.

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