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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Das Pariser Kunsthandwerk und die Ausstellung "München 1908"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0380

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Das Pariser Kunsthandwerk und die Ausstellung „München ZI08".

8^\. Arbeitszimmer; von Valentin Witt, München; Entwurf von Mtto Tauscheck,
Poliertes Kirschbaum; Stoffbezug graublaue Taxisserie,

„„Noch können wir uns verteidigen. Aber es
ist hohe Zeit. Alles was Sie hier sehen, ist für die
Einfuhr sehr teuer; denn es handelt sich noch um
Versuche. Aber diese Sachen werden bald, vielleicht
schon morgen, billig sein, und dann werden diese
Produkte die ganze Welt überschwemmen. Da steckt
die Gefahr."" So äußerte sich Earabin auf dem
Gang durch die Säle der Ausstellung.

* *

-i-

„Wo ist der Vertreter des Staates auf dieser
Ausstellung in München?"

„Was die Stadt Paris anlangt, so gab sie
einige jOO Fr.-Noten an 3 Delegierte, um sie dem
Kongreß beiwohnen zu lassen; aber sie werden ge-
zwungen sein, schleunigst nach Paris zurückzukehren,
fast ohne etwas von der Ausstellung gesehen zu
haben, weil ihre geringen Reisegelder erschöpft sind."

„Angesichts der Selbstzufriedenheit, die bis jetzt
allgeinein in Frankreich herrschte, frage ich, wie steht

daneben Deutschland? Es hat nicht mehr Geld,
auch nicht inehr Schulen oder Überlieferungen — die
Kriege hatten Staat und Städte ruiniert, die Werk-
stätten vernichtet, die Handwerker getötet — das Land
stand dem Nichts gegenüber. Die Deutschen haben,
wie alle neuen Völker, doch jene Nberlegcnheit, in
betreff der Kunst und des Geschmackes keine Vor-
urteile zu finden. Sie können also nach freier Wahl
schaffen, ohne sich an Vorurteilen, an festen Normen,
den anerzogenen und angewöhnteu Antipathien zu
stoßen. Wenn sie inehr schöpferische Einbildungs-
kraft besäßen, nrehr Kultur, hätten sie uns schon
lange überholen können."

„Für uns ist es gut, daß sie nur langsain be-
greifen und daß sie wenig ergiebig sind in künst-
lerischem Erfinden. Aber sie ersetzen heutzutage diesen
Nachteil durch emsige Arbeit, durch eine freizügige
Erziehung — die sie am Kopieren nicht hindert —
und besonders durch eine beträchtliche Anzahl Schulen
aller Art, wo man überall die gleiche Erscheinung
 
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