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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 1.1852

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Godesberg und das Siebengebirge
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https://doi.org/10.11588/diglit.45111#0065
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Go-csbcrg und dos Siebengebirge.

Mit Königswintcr endigt das eigentliche Rhein-
thal, welches bei Bingen seinen Anfang nimmt.
Zur Rechten liegen die Dörfer Dollcndorf und
Oberkassel, zur Linken Ramersdorf und Plitters-
dorf, zugleich ragt der Godesberg hervor mit
den herrlichen Ruinen des alten Römerkastells.
Seinen Namen hat der Berg wohl von dem Goding-
oder Gaugericht, welches im Mittelalter daselbst
gehalten worden. Die Ruinen sind zum Theil
Ueberreste eines römischen, wahrscheinlich von
Julian erbauten Kastells.
Im Jahre 1210 erbaute der Erzbischof Thco-
dorich von Köln auf deu Ruinen des römischen
Kastells ein festes Schloß. Churfürst Friedrich II.
vermehrte die Befestigungen im Jahre 1375. Aber
in dem berühmten Kriege, den der llcbertritt des
Erzbischofs Gebhard von Köln zum Protestantis-
mus und seine Heirath mit der schönen Gräfin
von Mansfeld veranlaßte, legte derselbe eine
aus Holländern bestehende Besatzung hinein. Die
Truppen des neuen Bischofs Ernst aus dem
Bayerischen Hause sprengten die Veste durch Pulver
im Jahre 1593.
Am Fuße des Schloßbergs liegt das Dorf
Godesberg. Der Ort wird häufig besucht, so-
wohl der Lage wegen als wegen seines unter
dem Namen der Draitscher Quelle bekannten Ge-
sundbrunnens.
Unter den Siebenbergen hebt sich der Drachen-
fels mit seinen Ruinen am kecksten vom Rhein empor.
In uralter Zeit, so erzählt die Sage, lag hier
in einer Höhle ein Drache, dem die Umwohner
göttliche Verehrung erwiesen und ihm Menschen-
opfer brachten. Gewöhnlich wurden dazu Kriegs-
gefangene gewählt. Unter den Gefangenen befand
sich einmal eine christliche Jungfrau von vornehmer
Geburt. Sie war von hoher Schönheit und zwei
Anführer stritten sich um ihren Besitz. Da ent-
schieden die Aeltesten, daß sie dem Drachen vor-
geworsen werden solle, damit keine Zwietracht unter
ihnen entstünde. Im weißen Gewände, mit einem

Blumenkranz in dem Haar, wurde die Jungfrau
den Berg hinan gefübrt und in der Nähe der
Felsenhöhle, wo das Unthicr lag, nm den Leib an
einen Baum gcbuuden, neben welchem ein Stein
statt eines Altarcs stand. Vieles Volk hatte sich
in einiger Entfernung versammelt, dem Schauspiel
zuzusehen, aber cs waren Wenige, die das Loos
der Armen nicht bemitleideten.
Die Jungfrau stand ruhig uud schaute mit
frommer Ergebung zum Himmel.
Die Soune stieg jetzt hinter den Bergen hervor
und warf ibre ersten Strahlen an den Eingang
der Höhle. Bald kam das geflügelte Ungeheuer
hervor, und eilte nach der Stätte, wo cs seinen
Raub zu finden gewohnt war. Die Znngfrau
crschrack nicht — sie zog aus dem Busen ein Kreuz
mit dcmBilde des Erlösers und hielt es dem Drachen
entgegen. Dieser bebte zurück, mit fürchterlichem
Gezisch stürzte er sich in den nahen Waldgrund
und war nie wieder zu sehen. Da trat das Volk,
von dem Grauen des Wunders ergriffen, hinzu,
löste die Bande der Jungfrau und sah mit Er-
staunen das kleine Kreuz an. So kam, nachdem
die Jungfrau ihnen die Bedeutung desselben erklärt
hatte, das Christenthum in die Gegend, und ans
der Stelle, wo der Altar des Drachen gestanden
hatte, wurde eine Kapelle erbaut.
Ocstlich verbindet ein Bergrücken den Drachen-
fels mit der Wolkenburg. Dicß ist ein abgestumpfter
Bergkegel, dessen Höhe auf 1482 rheinische Fuß
angegeben wird.
Der Stromberg hebt sich rechts neben dem
Drachenfels empor, in einer Höhe von 1052 Fuß,
und kehrt seine Stirne dem Rhein zu.
Hinter diesen drei Bergen, etwas weiter vom
Rhein ab, liegen der Löwenbcrg, der Niedcrstrom-
berg, der Oclbcrg und der Hennerich. Auf allen
bemerkt mar: Trümmer gltcr Schlösser. Der Blick
von der Löwenburg reicht weithin über die Berge
des Westcrwaldes, südlich bis zu den Höhen des
Taunus.



—4°-^
 
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