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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 1.1852

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Poetische Blumenlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.45111#0187
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137

s l u nr enLe s e.

Weit in die Nacht der Unendlichkeit.
Werdet zu Sonnen und Herrschenden gleich;
Gründet euch selber ein eigenes Reich!"
Jene dann sagen: »Wie weit du auch ziehst,
Herrschend in eig'nen Gebieten dich stehst,
Lenket vom Mittelpunkte der Welt
Dich doch, der Alles traget und hält.
Und aus der weitesten Ferne zurück
Kehrest du wieder und preisest das Glück,
Näher zu schließen und enger den Kreis
Ihm, der uns ewig verjünget, zum Preis."
2.
Slumcnflug.

Poctische
Für das Gemüth.
Schmuck.
Ich kenn' eine Blume wunderschön,
Sie weckt manch zartes Verlangen,
Es könnte sie Mancher zu suchen gehn,
Und würde sie nimmer erlangen;
Sie schüzt ein seltener Dorn der nicht
Wie and're gemeine Dornen sticht,
Doch sie vor Antastung sichert.
Sie hat ihn nöthig. Der schöne Staub
Des seinen Blattes ist flüchtig;
Ihn abgestreist, ist sie dürres Laub,
Mit ihm sür Elisium tüchtig,
Ein blühendes Bild vom ewigen Licht;
Wie schön sie ist, sie weiß es nicht, —>
Wie süßen Dust sie verhauchet.
Doch findet sie Liebe, so weicht der Dorn,
Es weicht die neidische Hülle,
Es strömet der Farben himmlischer Born
Aus der reich entsalteten Fülle;
Wenn dann in die Frucht sich die Farben auch ziehn
Bleicht wohl die Blume, sie kann nicht verblühn,
Doch ist ihr Name verloren.
Jungfräuliche Würde, sie ist der Dorn,
Der meine Blume beschützet,
Es ist in dem Auge der edle Zorn
Der Schlechten entgegenblitzet;
Der süße Duft ist die Lieblichkeit,
Der schöne Staub die Bescheidenheit
Und die Blum' — die Jungfrau selber.
_ M. W.
Fabeln.
Aus einer noch ungedruckten Sammlung von l)r. E. Fröhlich.
1.
Gebundenheit.
Schwingend der Fackel hinwallenden Glanz
Durch die Planeten im heiligen Tanz
Ruft der Komet: »Ich leuchte voran,
Euch in der Freiheit vollkomm'nere Bahn.
Lasset den ewigen Kreislauf; entsagt
Endlich dem sklavischen Dienste und wagt
Eigene Bahnen nut eigenem Licht; —
Spüret in euch denn das Feuer ihr nicht?
Lasset es flammen und traget es weit,

Gleich der grünen Pflanzenschlinge
Und zu unterscheiden kaum,
Liegen an dem Blumen-Baum
Einer grünen Schlange Ringe.
Gier'gen Blicks verfolget sie
Rings umher die Kolibri,
Die den Blüthenbaum umblitzen,
Immer schweben, nimmer sitzen,
Aus den Blumenkelchen trinken,
Und so mannichfach erblinken
Wie des Edelsteins Krhstalle,
Wie geschmolzene Metalle,
Stahl und Gold und Silber sprüh'n,
Wie der Thau der Morgenslur,
Grün und Purpur und Azur,
Schöner als die Blumen blüh'n:
Thaubefprengt, getaucht in Düfte,
Sind die Blumen sie der Lüfte,
Schwebend wie Gedanken schnell,
Selbst Gedanken, glänzend hell.
»Einmal, daß ich sie erlange,
Müssen ruh'n sie; denkt die Schlange,
Und ein Nestchen bau'n zur Hut,
Sich und einer neuen Brut."
Ja —> zu äußerst an den Ranken,
Die in jedem Lüstchen schwanken,
Wo der Feind nicht wagt heran,
Heften sie das Nestchen an;
Sagen im Vorüberfliegen:
»Schön, daß so du wachst den Wiegen,
Du berührst sie nicht; auch flieht
Weg von ihnen, wer dich sieht.
Und, in Lüsten unser Haus —
Fliegen wir so leichter aus."
 
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