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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 1.1852

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Poetische Blumenlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.45111#0224
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168

Das Fischermädchen.
Die Straße stampft der Rappen Tritt,
Der Wagen rollt im Fluge mit,
Und drinnen sitzt ein munt'rer Greis,
Der Sohn kntschirt, ein junger Zeus.
Und wie der Rosse Tritt erschallt,
Der Staub in Wolken aufwärts wallt;
Der Alte heiter um sich sieht,
Wie Feld und Wald vorüber flieht.
Und sieht am Rand des Weges steh'n
Ein Fischermädchen wunderschön,
Der Staub verhüllt den nackten Fuß,
Sie neigt das Haupt zum heitern Gruß.
„Halt ein, mein Sohn, der Rosse Lauf!
„Die Dirne bietet Fisch' zum Kauf. >—>
„Tritt nur heran, du holde Maid,
„Ich bin zu kaufen gern bereit."
„„Mein Herr! die Fische sind nicht feil;
„„Ich bring' sie nach der Stadt in Eil';
„«Doch, wenn Er einen haben muß,
„„So biet' ich ihn dem Sohn zum Gruß.""
Und wieder schallt der Rosse Tritt,
Der Wagen rollt im Fluge mit.
Der Alte träumend rückwärts siebt,
Wie Wald und Feld vorüber flieht.
„Halt ein, mein Sohn, der Rosse Lauf!
„Und nimm das Fischermädchen auf:
„Die Straße brennt so glühend heiß,
„In großen Tropfen rinnt ihr Schweiß.
„Komm, steig herauf, du holde Maid!
„Der Weg zur Stadt ist heiß und weit.
„Du fährst dahin für leichten Kauf:
„Um einen Kuß nehm' ich dich auf."
„„Die Küsse, Herr, sind hier nicht seil,
„„Mit Küssen hat es gute Weil';
„„Doch wenn Er einen haben muß,
»„So biet' ich ihn dem Sohn zum Gruß.""
Und wieder schallt der Rosse Tritt
Und führt das Fifchermädchen mit,
Und tiefbewegt der Alte sieht,
Wie Feld und Wald vorüber flieht.
„Halt ein, mein Sohn, der Rosse Lauf!
»Das Mädchen nehm' ich mit in Kauf,
„Und mit dem Kuß mir angetraut,
„Führ' ich dich heinr als süße Braut."

„»Die Mädchen, Herr, sind hier nicht feil,
„«Und mit der Brant hat's gute Weil:
„„Doch, wenn Er mich denn haben muß,
„„Geb lieber ich dem Sohn den Kuß.""
Und wieder schallt der Rosse Tritt
Und führt als Braut das Mädchen mit;
Der Alte aber sinnend sieht,
Wie Wald und Feld vorüber flieht.
Fr. Kölle.

1i. Für den Humor.
So führt man die Frangosen an.
Nach einer wahren Anekdote bearbeitet von G Wöhrn.
Als Frankreich den Louis Philipp einst entthronte,
Kam auch nach unserm Deutschland manche Schreckensmähr,
So daß der Wahn in vielen Köpfen wohnte,
Es stehe über'm Rhein schon ein französisch Heer.
Und Viele wurden mächtig von dem Schreck ergriffen,
In aller Eile wurden Häuser ausgeräumt,
Das Beste bargen Manche in der Erde Tiefen,
Nichts, was die Vorsicht heischte, ward versäumt,
So kam die schlimme Kunde auch im Lande Schwaben
Nach „Gaiherloch", — dem Namen dreimal Heil!
Denn „Gaiherlocher" sind's, die einen Ruhm sich haben
Erworben, der nur des Verdienstes Theil;
Nur sie allein verfielen auf ein Mittel,
Wodurch jedwedes Dorf, jedwede Stadt
Die rothen Hosen und die blauen Kittel
Entfernt zu halten jezt die Kräfte hat.
Das Mittel hat ein Bäuerlein ergründet,
Der, als es hieß: „d'Franzose kommet!" sprach:
„Lant se noo komme, — wann's da Weag it findet
„No kehret se au wieder um allsg'mach!"
Das war ein Funke in der Köpfe Zunder,
Ganz „Gaiherloch" erhob sich wie ein Mann,
Und alle dachten, Wunder über Wunder,
Wie doch ein Bauer gar so klug sein kann.
Nun ward auch viele Meilen in der Runde
Den Weg- und Meilenzeigern Krieg erklärt
Und so im Zeitraum von kaum einer Stunde
Der Name „Gaiherloch" ringsum — zerstört.
Als nun die große Mission geendet,
Beschloß mit einem Festmahl dieser Tag,
Das gratis von dein Stadtrath ward gespendet
Für die gehabte große Müh' und Plag',
Und Mancher lachte heimlich sich in's Fäustchen
Und dachte: »Währle! Was 's für Eisnjfäll git (gibt)!
So laufet nunune (nur) tapfer, ihr Französla,
Nooch „Gaiherloch" doo findet ihr halt nit!"
 
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