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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 1.1852

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Poetische Blumenlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.45111#0223
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Hier weilte Kurfürst Ludwig
Und freute sich der Welt;
Hier küßte er Luisen,
Die schöne Degenfeldt;
Du sagenreicher Garten,
Mit dunkler Mhrthenlaube!
Längst bist du todt, Luise
Und Klara auch, die Taube;
Dort steh'n Hollunderbüsche,
Hier duften wilde Rosen,
Mit deren zarten Blättern
Die Abendlüste kosen;
Sieh da den alten Brunnen!
Ihm gegenüber, schau,
Erhebt sich majestätisch
Ein wundervoller Bau:
Hier waren Ringelrennen,
Hier turnten stolze Ritter,
Dann blickten schöne Damen
Durch manches Fenstergitter;
Die Pauken und Trompeten,
Die goldnen Harfen klangen,
Wenn sich im Fackeltanze
Die bunten Paare schwangen;
Es rauschten seidne Schleppen,
Es klirrten Rittersporen,
Jetzt wuchert wild Gestrüppe
An Thürmen und an Thoren.
Oed ist die Fürstenwohnung,
Zerstört und ohne Dach;
Des Waldes Vögel nisten
In manchem Prunkgemach;
Verödet sind die Säle,
Die Erker und die Hallen,
Begraben sind die Fürsten,
Die Ritter und Vasallen;
Man sieht kein Edelfräulein,
Den Falken in der Hand,
Auf schönem Zelter reiten
Zur Jagd in's Pfälzerland.
Begraben sind die Starken,
Die Ritter hoch zu Roß;
Doch herrlich auch in Trümmern
Bist du, o Pfälzerschlvß!

Wer deine Schönheit kennet,
Vergißt fürwahr dich nie;
Von dir wird nimmer weichen
Der Reiz der Poesie!
Es strömen Pilgerschaaren
Zu dir, weil du so schön;
Es wehen frische Lüfte
Von deinen grünen Höhn;
Des Pfälzerlands Alhambra
Sei freudig mir gegrüßt!
Du hast mir manche Stunde
Und manchen Traum versüßt!
C. F. Guttenstem.

Der Liebe Eigenthum.
Ich ging am Frühlings-Morgen durch Gartenbeete hin,
Wo Lilien und Rosen in üpp'ger Fülle blüh'n.
Ein sanfter West bewegte die Vlumenkronen leicht
Und bracht' auf seinem Wehen, das Meereswogen gleicht,
Den bunten Schmetterling, der Blüthen schmuckste, her.
Er flatterte, der Don Juan, zum stolzen Blumenheer
Und schwebte, leicht sich neigend, zu jeder Blumenkron'
Und jede bot dem Schönsten, der Allen Lieblingssohn,
Zum Kuß die Lippe dar. Doch keiner bleibt er treu,
Der int'ressante Herr. Da naht dem Beete scheu,
Auf plumpen Flügeln schwer, mit unmelod'schem Brummen
Der uilgestaite Käser, er grüßt mit rauhem Summen
Die Königinnen all', die, erst bestürzt, dann lachend
Ob solchem groben Gast, den Tölp'schen lüstern machend,
Ihn grüßten und ihm boten zum Kuß den süßen Mund;
Doch kam, geneckt, der Blöde, lacht sein die ganze Rund'
Und weichen vor ihm spröde. Nichts kümmernd um den
Spott,
Kehrt stolz der Freier um, doch kränkt ihn seine Noth.
Da sah er im Gebüsche ein weißes Röschen liehen,
Vom Schmetterling noch unberührt, wollt' es um Liebe
flehen.
Die nahm den blöden Knaben in ihren treuen Schoos,
Da er nur, schwirrend, um sie ganz schüchtern Kreise schloß.
Da schlürfte er sich trunken, er laugte Honigkuß
Und immer kehrend bracht' er der Einz'gen nur den Gruß.
Der Gärtner jagt den Braunen, den garst'gen Buhlen fort,
„Er saugt ihr Nektarleben," so flog sein rauhes Wort.
Ich aber dacht' mein Liebchen der weißen Rose gleich,
Das, stolz für glatte Schmeichler, nur mich macht krösus-
reich.
_ Just.
 
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