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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 1.1852

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Poetische Blumenlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.45111#0225
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169

Die Lösung

des von unserm liebenswürdigen Dichter Eduard Mörike im neunten Hefte unserer Zeitschrift mit Randzeichnung
(der Name des Dichters ist in der Zeichnung verborgen) erschienenen Scherzgedichts, "Zwei dichterischen Schwestern von ihrem
Oheim," ist in Folgendem enthalten: Eine weibliche Handarbeit in verschiedenen, metrisch abwechselnden, gleichen Mustern bildet
die Stropheneudpunkte eines Sonetts,, deren (der Strophen) zwei lezte Silben je durch zwei Gedankenstriche ausgedrückt sind,
so daß dadurch der Endreim hinwegfällt. So oft nun Lei einer Strophe die Zeichnung mit der Zeichnung des Musters bei
einer vorhergehenden Strophe gleiches Dessin hat, ist auch der Endreim der gleiche und dadurch die Lösung zu finden. Das
Ganze lautet demnach:

Heut lehr' ich Euch die Regel der L>on—ette.
Versucht gleich eins! Gewiß es soll ge—lingeu,
Vier Reime hübsch mit vieren zu verseh—dingen,
Dann noch drei Paare, daß man vierzehn h—ätte.
Laßt demnach an der vielgetheilten K—ette
Als Glied in Glied so einen Schlußring sp—ringen;
Das muß alsdann wie pures Gold erk—lingeu;
Gewisse Herrn zwar hängen Klett' an K—kette.

Ein Solcher trifft nur meine schönen N—ichten
Bei diesem Muster — „Ah, Fräulein, Sie st—icken!"
Nein, keineswegs; wir muffen Silben z—ählen.
„Wirklich? Doch wenn die Lauren selber d—ichten,
Was soll Petrarka?" — Der mag Strümpfe str—icken.
Eins wie das And're ist für schöne S—eelen.

Auflösung der Preis-Charade im achten Hefte.
Von Rr. L—n.

Vom Himmel glüht der heiße Sonnenbrand;
Es lechzt die Flur, des Waldes Sänger schweigen;
Die Hitze löst der Erde treues Band,
Die Blumen all' die matten Häupter neigen;
Fast endlos scheint des Sommers langer Tag,
Und seine Gluth, sie will sich nimmer mindern.
Was nur allein die Flammen löschen mag,
Der Abend bringt's der Flur und Menschenkindern.
Die nasse Spur zieht einsam dort ein Schiff,
Ein schwimmend Brett auf weitem Wasserreiche;
Gefahren dräu'n vom scharfen Felsenriff
Und aus der Tiefe gier'ger Haien Bäuche.
Der Steuermann prüft Himmel nur und Wind —
An Andrem ließ die Vorsicht es nicht fehlen;
Da — eh' im Meer der Sonne Strahl verrinnt,
Erschallt es: Land! aus tausend frohen Kehlen.

Die hehre Kunst, des Wissens ew'ges Reich
Erwählten sich des Abends weite Lande;
Cultur vereint mit Armen warn: und weich
Sie alle, scheint's, zu einem schönen Bande.
Und doch ein Fluch —> wohl nenn' ich's einen Fluch,
Auf daß die Lösung wir so eher finden —
Scheint mit dem Segen nach des Schicksals Spruch
Verhängnißvvll sich endlos zu verbinden.
Vom Ural bis zu der Atlantis Strand,
Vom fernen Thule bis zu Aetna's Gluthen
Auf weitem Raume, wo ein glücklich Land,
Auf dem mit Wonne unsre Augen ruhten?!
Welch Wirrsal hier von Haß und Leidenschaft,
Welch leeres Schauspiel dort auf großer Bühne!
O Himmel! gib uns Einsicht, Muth und Kraft,
Soll nicht das Abendland sein einer Welt Ruine!!

Eine weitere Auflösung in Versen ging uns durch Herrn G. F. Lutz in Dürrmenz zu, lautend:
Das Land, von der Civilisation
Schon längst erwählt zu Sitz und Thron
In dem Natur und Wahrheit schwand,
Wir nennen es das „Abendland!"

Auf vielseitige Wünsche haben wir jezt die Einrichtung getroffen, daß im nächsten Jahre die Namen sämmtlicher Errather
unserer Preisaufgaben, ausgenommen wer es nicht wünscht, in der Zeitschrift aufgeführt werden.
Im Ganzen erhielten wir diesesmal 102 richtige und 93 unrichtige Auflösungen von Nord, Ost, West und Süd zuge-
schickt und spenden hiermit den freundlichen Errathern unfern Dank für die zunehmende zahlreiche Betheurgung, werden auch
Nichts versäumen, unsere Zeitschrift stets durch angenehmere Auswahl in gleccher^Achtuug zu erhalten.
Den Preis gewann Herr L-chulamts-Candidat Platz in Eutingen bei Horb (Württemberg).
Die richtige Verloofuug beurkundet
Stuttgart, den 30. September. Notar Schurr.
Die Redaktion.
 
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