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Die Kunstauktion: internat. Nachrichtenblatt des gesamten Kunstmarktes — 2.1928

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Nr. 11 (11. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47051#0070
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..Die Kunstauktion“

Jakrg. II, Nr. 11


I

PAL

I. CS

FLE(

GAL

Hin

er

CHINA-JAPAN-KUNST

die Kunstliteratur ist viel gelächelt
und vielleicht nicht einmal ganz mit
Für den Kunstsammler jedoch ist sie
entbehren, denn die Tatsache, daß ein
in sie aufgenommen worden ist, gar

den bildenden Künstler.
Objekte muß unterstüßt
besonders aufgebautes
mulj zugezogen werden.

eine
die
Be-
sieh

Derjenige, der weiterforschen will,
hier aus mühelos seine Wege nehmen
Die Franzosen nennen den auch für
empfehlenswerten Michel ihr eigen.

und
Als
den

das wahre Kunstwerk immer nur eibjj
licher Ausdruck der Liebe zum <

des
Porz,

LEP]
ber

wissenschaftliche Zwecke

FRITZ ROSENBE?
BEHRENSTRASSE
BERLIN W8

Berliner Museumsankäufe
In zwei Räumen des Berliner Ostasiatischen
Museums sind die Neuerwerbungen, die
Direktor Kümmel vor mehreren Monaten aus
China mitgebracht hat, jeßt öffentlich ausge-
stellt. Den verhältnismäßig geringen Mitteln
entsprechend, die unseren Museen zur Ver-
fügung stehen, ist die Zahl der bedeutenden
Neuerwerbungen keine große, doch stellen diese
Käufe, deren Durchschnitt ein sehr guter ist,
eine willkommene Bereicherung unseres Mu-
seumsbesißes dar. Ein Teil der von Dr. Kümmel
mitgebrachten Objekte ist überdies von Samm-
lern erworben und dem Museum als Schenkung
überwiesen worden. Herr Direktor Kümmel
hat seiner besonderen Neigung entsprechend
einen Hauptakzent auf die chinesischen
Malereien gelegt. Die Bilder, die er ge-
kauft hat, stammen zum Teil aus der Ming-
Zeit, aber einige reichen bis ins 18. Jahrhundert

„Geschichte der
6 Bände,

SAä
Möbel
Schw

ANTIKE
KUPFERSTICH

für
Jeßter Auflage recht sorgfältig
Reihe tüchtiger jüngerer Ge-
aufgeteilte „Grundriß der Kunst-

VCOLD
sein.

i den durch
Grenzen sich
zunächst die
oder Stil-
dürfen. Für

Bodhisattva in meditierender Haltung, Fragment,
Marmor, China, Sui - Dynastie, Ende 6. Jh.; Neu-
erwerbung des Ostasiatisehen Museums in Berlin
hinein. Chinesische Malereien aus früheren
Epochen sind auch in China sehr schwer zu
haben und werden außerordentlich hoch be-
wertet. Besonders hervorzuheben sind drei
große Querbilder, und zwar die sehr originelle
una liebenswürdige Darstellung eines blühenden
Pflaumenbaumes von Ch’en Hsien-chang, Ming;
dann ein anderes Querbild, das den Titel Früh-
lingsregen am Hsiang-Fluß trägt und eine
Flußlandschaft mit bambusbewachsenen Ufern
darstellt; der Maler heißt Hsia Ch’ang, das Bild
trägt das Datum 1455; ferner eine Landschaft
von Shen Chou aus der mittleren Mingzeit.
Sehr hübsch ist auch ein Album mit 6 Land-
schaften von Kao Feng-han 1683—1743.
Von den Skulpturen nennen wir an erster
Stelle den Torso einer sißenden Figur aus
weißem transparenten Marmor (s. Abb.). Der
Katalog schreibt dieses Fragment, das künstle-
risch und technisch zum Vollendetsten gehört,
was wir von chinesischer Plastik bisher gesehen
haben, der Sui-Dynastie, Ende des 6. Jahr-
hunderts, zu. Diese Plastik entfernt sich in
ganz ungewöhnlicher Weise von dem durch die
ganze chinesische Bildhauerkunst gehenden
Kunstgewerblichen. Es wird Aufgabe der For-
schung sein, ihr den richtigen Plaß anzuweisen.
Unter den Grabbeigaben aus Ton sind fol-
gende Stücke besonders interessant: Ein Büffel,
nach dem Katalog nordchinesisch, 5. bis 6. Jahr-
hundert, der scheinbar nicht wie die meisten
Figuren der Wei- und Tang-Zeit abgeformt,
sondern freihändig modelliert ist. Das Stück ist
formal nicht besonders fein, aber kräftig und
überzeugend im Ausdruck (Geschenk, Baron
Eduard v. d. Heydt). Dann ein Windhund aus
grauem Ton, vermutlich auch aus der Wei-Zeit,
sehr lebendig in seiner der Natur abgelauschten
Augenblicksbewegung (Geschenk, Herbert Gutt-
mann, Potsdam), und schließlich eine Polo-
spielerin auf galoppierendem Pferd (Geschenk,
Baron Eduard v. d. Heydt).
Von den Bronzen steht weit voran ein zylin-
drisches Deckelgefäß aus vergoldeter Bronze.
Der dünnwandige, zartprofilierte Körner ruht
auf drei Füßen in Form von aufrecht stehenden
Bären. Auf der vorzüglich erhaltenen Vergol-
dung lassen sich deutlich Einlagen in verschie-
denfarbigen Metallen erkennen. Das außer-
gewöhnliche Stück ist auf der Innenseite sowie
auf dem Boden mit mehrfarbiger kalter Malerei
versehen. Ähnlich in der Ausführung ist ein
„Beschwerer“ mit einer massiven Darstellung
dreier Löwen, die um einen Berg grup-
piert sind. Ausgezeichnet sind die Bronze-
spiegel, von denen ein Teil aus der Han-Zeit
stammt, ein Teil später liegt. Sie geben uns
erneut Zeugnis von der reifen Kunst des Gie-
ßens und dem hochentwickelten ornamentalen
Sinn der chinesischen Kunsthandwerker des
ersten Jahrtausends.
Die Staatliche Kunstbibliothek
stellt eine Anzahl chinesischer Farben-
holzschnitte aus, auf die wir in der näch-
sten Nummer einriehen werden. B.

sind die Abteilungen
Graf Durrieux über
kleine „Reisekunsf-
Koffer zu empfehlen

MAX HEVESI • WIEN
HABSBURGERGASSE 5

gen Jahren einen Ergänzungsband hat erschei-
nen lassen, der jedoch von Fehlern wimmelt.
Für die Niederländer gibt es ein Speziallexikon,
und zwar jenes von A. v. Wurzbach: „Nieder-
ländisches Künstlerlexikon“, 3 Bände, Wien
1906—1911. Wenn es hier auch ohne allerlei
Irrtümer nicht abgegangen ist, die Forschung
im übrigen gerade auf diesem Gebiete in den
leßten siebzehn Jahren sehr viel hinzugear-
beitet hat, so behält der Wurzbach troßdem
seinen Wert. Damit ist leider die Zahl der für
den Laien erwerbbaren Künstlerlexika schon er-
schöpft. Es beginnt die Frage der Kunst-
geschichten. Für
dürfte allein und ausschließlich „der Woer-
mann“ in Frage kommen:
Kunst aller Völker und Zeiten“,
II. Auflage 1915. Er ist wohl in der Kriegszeit
gedruckt, daher auf schlechtem Papier mit
schlecht klischierten Abbildungen und insofern
der ersten Ausgabe bei weitem nachstehend,
aber enthält — und dies ist eine sehr wesent-
liche Qualität — einen musterhaft gemachten
modernen Schriftennachweis zu jedem Band im
Anhang.
wird von
können.
uns sehr
eine ausgezeichnete, in vielen Bänden ange-
legte Kunstgeschichte, in den einzelnen Ge-
bieten an Spezialisten aufgeteilt, auch an
deutsche, während die ganze Woermahnsche
Kunstgeschichte von diesem allein geschrieben
worden ist. Prachtvoll beispielsweise in der
Michelschen Kunstgeschichte, und bisher immer
noch nicht überholt,
von Haseloff
Buchminiaturen.
geschichfe"
ist der in
unter eine
lehrten neu
geschichfe“ von Freiherr Goeler v. Ravensburg,
herausqegeben von Prof. Max Schmid-Burgk.
Als Beispiel sei mitgeteilf, daß hier die nieder-
ländische Malerei von einem vorzüglichen Sach-
kenner wie Friedrich Winkler, die italienische
Bildhauerei und Malerei von Friedrich Knapp,
die deutsche Plastik von Demmler, die deutsche
Malerei von Bange und das 17. Jahrhundert von
Höver bearbeitet worden sind. Eine andere
Art der Kunstgeschichte ist das „Handbuch der
Kunstwissenschaft“, in riesenhaftem Ausmaß
disponiert von dem jung verstorbenen Mün-
chener Professor Friß Burger, augenblicklich
forfgeführt von dem Kölner Ordinarius A. E.
Brinckmann. In der Anlage dem Michel ähnlich,
sondert es die einzelnen Gebiete voneinander
ab und läßt sie von Spezialisten behandeln.
Es sind zum Teil ausgezeichnete Arbeiten in
diesem Rahmen an den Tag gekommen, zu-
meist jedoch für den Sammler schwer benuß-
bar und mehr für eine eingehende Lektüre oder
besser für ein intensives Studium als zum Nach-
schlagen bestimmt. Die sogenannte große
„Ullsteinsche Kunstgeschichte“ krankt an dem-
selben Fehler. Auch hier hat man erste Fach-
leute für die einzelnen Gebiete geworben. Ich
brauche nur Namen zu nennen wie Karlinger
für die Kunst der Gotik, Bode für die italie-
nische Frührenaissance, Heinrich Glück für den
Islam, Friedländer für die niederländische Ma-
lerei des 17. Jahrhunderts. Dabei ist ein Haupt-
gewicht auf die Illustrationen gelegt, die den
größten Teil der schweren, prächtig ausgestat-
teten Bände füllen. Aber auch hier ist der fort-
laufende Fluß der Darstellung, die Tendenz,
lesbar zu sein, ein Hindernis für die rein kon-
sultative Benußungsweise. (Fortsetzung folgt.)

pl'
Verantwortlicher Redakteur: Dr. A.Weinberger, Berlin. Druck: H. S.Hermann & Co., Berlin SW 19. In der Rubrik „Der Kunstmarkt“ wird die Druckzeile für Abonnenten mit M. 0.60, für Nichtabonnenten mit M. 1.— bere° .
Nachdruck nur mit Quellenangabe „Die Kunstauktion“ gestattet. J

Die Bibliothek des Sammlers
II.*
Allgemeines und Malerei
Von Dr. Alfred Kuhn
Walter Bondy hat in der vorigen Nummer
dieser Zeitung von dem immer kleiner werden-
den Kreis der wirklichen Sammler gesprochen,
jener Leute, die nicht nur Geld haben, sondern
auch genügend Zeit, sich wissenschaftlich für
ihre Erwerbungen vorzubereiten, die Museen
besuchen und Sachkenntnis genug besißen, der
Expertise des spezialisierten Fachgelehrten zu
entraten. Mit den dort geschilderten Tatsachen
muß man sich nun einmal abfinden; amerikani-
siert sich alles doch immer mehr. Nichts wird
so teuer, wie Zeit, nichts so heiß ersehnt und
so wenig gefunden, wie beschauliche Muße.
Troßdem wird selbst jener Kunstfreund, der sich
offen eingesteht, daß ihm der Beruf schlechter-
dings keine Möglichkeit läßt, sich so für seine
Kunstkäufe zu präparieren, wie er es gern
möchte, der sich wohl oder übel auf den Händ-
ler oder den Museumsmann verläßt, das Be-
dürfnis haben, nicht völlig kenntnislos dabei-
zustehen, ab und zu wenigstens eine nach-
prüfende Stichprobe machen zu können. Der
Museumsbesuch tut es nicht allein; kommt doch
für den Sammler nicht nur das Ästhetische in
Frage, wie etwa für
Die Betrachtung der
werden durch ein
Wissen. Der Katalog
und in dem Moment, wo die Seiten eines sol-
chen oft in einer fast geheimen Sprache abge-
faßten Buches aufgeschlagen werden, wird auch
schon jene Welt betreten, von der wir heute
zu handeln haben, die der kunstwissenschaft-
lichen Literatur.
über
worden
Unrecht.
nicht zu
Meister
monographisch behandelt, beeinflußt den Wert
seiner Werke ganz wesentlich. Der lückenlos
angetretene und unwidersprochene Beweis, daß
es sich in irgendeinem Fall nicht um ein
Meisterbild, sondern um eine Schülerarbeit
handelt, reduziert den Handelswert des Ob-
jektes empfindlich. Aber auch über das rein
Materielle hinaus muß es den Besißer eines
Kunstwerkes interessieren, mehr über dieses
selbst oder über seinen Verfertiger zu erkun-
den, die Geschichte der Entstehung, das
Milieu, die Zeitumstände, die Schicksale, die
es gehabt, die Hände, durch die es gegangen,
die wechselnde Beurteilung, die es erfahren.
In jedem Kunstwerk steckt so etwas wie
Seele, die sich auszusprechen wünscht,
durch mißverstehende oder gar schlechte
handlunn verkümmert, und die erst jenem
völlig gibt, in qanzer Schönheit erstrahlt, der
sie mit Liebe betrachtet und mit Zartheit zu
pflegen weiß.
Die Kunstgeschichte ist wie ein breiter Fluß
mit unendlich vielen Nebenläufen, sich verzwei-
gend, mit anderen Strömen sich verbindend, so
daß es schwer ist, ihn ganz zu überschauen,
geschweige denn ganz zu beherrschen. Han-
delt es sich doch nicht nur um Malerei. Plastik
Graphik, Architektur der europäischen Nationen,
sondern auch um die Antike in vollem Umfang,
den nahen und fernen Osten, die Kunst der
primitiven Völker, auch der noch heute existie-
renden, dann um die vielen Gebiete des Kunst-
gewerbes, Möbel, Tapisserien, Porzellan, Fa-
yence, Gold- und Silberarbeiten, Zinn, Bronze,
Buchminiatur, um nur diese zu nennen, denen
Sonderbezirke, wie etwa Uhren, zwanglos an-
zufügen wären. Die Verbindungen dieser
Künste unter sich sind zu allen Zeiten eng ge-
wesen. Die Graphiker haben für die Gold-
schmiede gearbeitet (Ornamentstecher), die
Maler sind in den Zeiten geschlossener Kul-
turen ununterbrochen für die Architekten tätig
gewesen und die Bildhauer erst recht. In den
tagen des Mittelalters und der anbrechenden
neuen Zeit war der Kunstexport aus dem
Morgenland ebenso groß wie die Wechsel-
beziehungen in Europa selbst. Von den Nieder-
landen bis nach Spanien laufen die Fäden, aus
den deutschen Reichsstädten weit ins Ungarland
hinein und nach Polen. Kunst- und Kultur-
historisches vermischt sich. Ethnologisches, rein
Geschichtliches, Kirchengeschichtliches. Wer
könnte das alles gleichermaßen verstehen?
Wie es also Sinn und Notwendigkeit von
dem Kunstfreunde erheischen, sich sammlerisch
zu spezialisieren — es sei denn, daß er nichts
anderes wolle, als seine Wände mit Kuriosi-
täten zu bedecken —, so wird auch seine
wissenschaftliche Vorbildung in
den Zwang gegebenen engen <
zu bewegen haben. Er wird
Frage Persönlichkeitsgeschichte
geschichfe ruhig beiseite lassen
ihn ist die erstere vor allem maßgebend. Was
er in seinem Bücherschränke braucht, um sich
zu orientieren, das ist in erster Linie das Lexi-
kon. Der Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon
der bildenden Künstler von der Antike bis zur
Gegenwart, begründet von U. Thieme und
F. Becker, Leipzig 1908 u. ff., der heute etwa in
21 Bänden vorliegt, ist ein ehrfurchtgebietendes
Unternehmen. Aber da er einstweilen nur bis
zum Buchstaben Kr. gediehen ist, so kann noch
manches Jahr ins Land gehen, bis er komplett
ist, und auf Vollständigkeit kommt es ja leß-
ten Endes bei einem Nachschlagewerk an. Das
Lexikon von Nagler: „Neues allgemeines
Künstlerlexikon“ ist unlängst in einem Neudruck
herausgekommen; da es jedoch mit dem
Jahre 1852 abgeschlossen wurde, so ist
die ganze neuere Forschung unberücksichtigt
geblieben. Endlich ist noch zu erwähnen das
fünfbändige Lexikon von Müller-Singer: „Die
Künstler aller Zeiten und Völker“, III. Aufl.
1895, zu dem Hans Wolfgang Singer vor eini-
* Der erste Artikel erschien in Nr.V.

UNTER KOLLEGEN
Als Slevogt einmal im Konzert saß, bemerkle
eine Dame, die öfters zu ihm herüberschieiie
und ihm schließlich zunickte. In der Zwischen¬
pause trat die Dame an Slevogt heran, den
Meister zu begrüßen. „Sie erkennen mich wohl
nicht, Herr Professor", sagte sie. „Wenn ich
aufrichtig sein soll,“ antwortete Slevogt, „nein.
Ich erinnere mich zwar. Sie schon irgendwo ge-
sehen zu haben, Ihr Gesicht kam mir gleich be-
kannt vor, doch . . .“ „Aber Herr Professor,“
unterbrach ihn die Dame, „Sie haben mich doch
vor zwei Jahren gemalt."
*
Der verlorene Sohn
Als Slevogt seinen Verlorenen'Sohn malte,
suchte er wochenlang nach dem richtigen
Modell. Schließlich hatte er einen halbverhun-
gerten Kerl ausfindig gemacht, den er für die
Sißungen verpflichtete. Der Zustand des armen
Teufels rührte Slevogt so, daß er ihm zuerst
einmal tüchtig zu essen gab. Nach einigen
Tagen aber fingen zum Schrecken des Malers
die Formen des Burschen, der sich jeßt täglich
satt aß, an, sich derartig zu runden, daß Sle-
vogt, der für das Gelingen seines Werkes ernst-
lich besorgt war, sich gezwungen sah, den
armen Kerl wieder auf halbe Ration zu seßen.
Er besiegte sein Mitleid und zahlte ihm das
Modellgeld erst, als das Bild vollendet war.

Edouard Man^
Im Jahre 1900 zeigte uns Paul
ersten Bilder von Manet. Heute bl'^
Berliner Galerie Matthiesen eine ,
Manetscher Bilder, wie sie vermut!'
zusammengebracht worden ist. 'L
nicht über diese wunderbare Ausste1 .
ben. Man las von ihr in allen TaflTj
in allen Kunstzeitschriften. Emu ■
entwarf ein treffliches Porträt
in dem Katalog der Ausstellung, L,
mann einige geistreiche Säße hinzu •
finden Reproduktionen nach den ,■
Bildern fast in jeder Zeitung, d,ejf
schlagen.
Befugten
prosaisch
tantisch.
einmal Manet entdeckt, ist voll
und wird - 1

Zacharie Birtschans^
PARIS, 88, FAUB. ST-HONOP
(en face de I’Elysee)
TEL. ELYS. 17-02
T a b 1 e a u x * M e u b 10
Obj ets d’Art
Verkauf an Händ^

andere schnell vergißt.
Um die Wende des
hat uns dieser Zauberer
reich gezogen. Wir gingen zwi
wöchentlich in das Musee du LuxerU1^
standen vor der „Olympia“ oder
„Balkon“ und dachten darüber nach, F
wohl gemacht hat und was wir wot11;
lernen könnten.
gar nichts von
„Natur“, vor

Man konnte
ihm lernen. ,
der Manet gestaU”
war schon damals kaum mehr etW
Die Straßen von Paris sahen
die Frauen sahen anders aus, d'e,
hatten sich ihre Bärte abnehmen P
waren ä l’americaine frisiert, die Ho5‘
Bügelfalten bekommen; ein FrelA
hatte sich über Paris ergossen und h3..;
herrlichen Stadt des zweiten Kaiser^1;
ganzen Teil ihrer Reize genommen.
gen nach Paris, um das Paris M
suchen, und fanden ein anderes Pafl’
wir das Paris Manets erleben
mußten wir ins Musee du Luxernbo1*
und uns die „Olympia“ und den „Ba(
sehen. Wir brauchten einige Jahre, ,ll‘
um zu erkennen, daß Manet nicht *° ■
Zeit war, und nun wurden wir ge*p
Maler abtrünnig, der uns nach jenem
lockt hatte, von dem wir geträuf,
Manet war kein Lehrer für uns.
em Zauberer, und wir konnten und
zaubern. Wir hatten geglaubt, die
die Augen Manets sehen zu können,..
kann die Welt durch die Augen eines “
sehen? J
Manet ist eine Harmonie, ein bl
Parfum. Man kann in seinen SacbJ
Geseße entdecken, keine Wahrheiten- ,
eine Persönlichkeit, ein GotteswundeE
wie eine schöne Frau, von der wir Unter d<
sagen können, warum sie schön ist- ..if urM“ brinc
ten ihn nicht um seiner Tugenden Ul)s üb'«
dern um seiner Person willen, 's.
Liebe verrauscht, und besonders sch^ r^J’^ebofe,
sie nicht auf Gegenliebe stoßt. W(. j ’ Anze
noch immer ins Musee du LuxemboU g^en> Ver
wir warfen nur noch flüchtige P,, vJ.11'- Verans
die „Olympia“ und auf den „Bal^. ,lr erbitten
suchten nach den Bildern und nach j ""stauktic
sfern, die von unserer Zeit waren fJe*s für die
denen wir glaubten lernen zu können- "r Abonne;
meine Person muß sagen, daß ich •"
der Zeit, in der die Jugend am 5 L
gegen Manet Opposition machte ''A "
Zauberer nicht ganz untreu gewo'.j
aber auch bei mir war es nicht mehr
Blutwelle, wie sie damals in mir aufstie > •
das erstemal vor den Werken diese5
gestanden hatte. j Wir •
Jetzt nach 25 Jahren durften w'rJe*üissflnc eiS?r
Männer Manet von neuem erleben. W'ej p,.jCrI10 ,
nicht das Gefühl, nach langer Zeit e, :iir ' LeP'
wiederzusehen, die man einst glühenö.vje s„kS,elgei
hat und die nicht älter geworden is'’]^ißbän|1On >9e
nur reifer und schöner? Zwanzig |?/ische s ‘
haben wir nach den Geseßen der '5°3a
sucht. Mit Theorien und Wissensch4Jlejge s außer
mit allen romantischen und spekulab' darf,
gen, die sich zwischen uns und da5,
drängen, haben wir uns herumgeschla''
haben Anschauungen und Techniken
und haben geglaubt, einen ZaubersP'
den zu können, den man nur he’j
braucht, damit die Früchte der ErkenE
in den Schoß fallen. Die Manet-Ai\~
hat uns hoffentlich nicht zu spät gel _
nur ein j —
Objekt 5rf P A T t
Walter^ I ALJ

- -ng,
Wir hörten von mehr °“| .
mehr oder minder interesS^ |
und poetisch, fachkundig j
Kurz und gut, Berlin
und wird in einigen Woehl3 ^anabonnie
schnell Manet vergessen haben, W eim Verlao
„L^^chöste,
19. Iah p "er & Co.
nad- V. Saxe,
-eim3lltX!Lag bis 1
 
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