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Die Kunstauktion: internat. Nachrichtenblatt des gesamten Kunstmarktes — 2.1928

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Nr. 49 (2. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47051#0396
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14

„Die Kunstauktion“

Jahrg. II. Nr. 49 vom 2. Dezember 19.

Baden Landpost 12 Kreuzer, Bremen 7 Grote
auf Ganzbrief, einen Viererstreifen der 1 Schil-
ling von Bergedorf, von Preußen sogar ganze
Neudruckbogen und besonders selten auf-
tauchende Essais. Die Deutschen Kolo-
nien sind nahezu überkomplett vertreten, und
auch von Alteuropa finden wir manche in-
teressante und rare Stücke vor, ganz zu
schweigen von den vielen anderen Staaten und
Ländern, die alle mehr oder weniger mit kom-
plettem und seltenem Material aufwarten.

Das Gemälde auf der Briefmarke
Unter den verschiedenen in diesem Jahre
erscheinenden Wohlfahrtsmarken nehmen die
Wertzeichen vom Saargebiet eine besondere
Stellung ein. Nicht etwa durch die Art der
Verausgabung, sondern durch die Bildmotive,
die als Abbildung Verwendung fanden. Denn
was uns hier vorgeseßt wird, sind keine Marken
mehr; sondern schon eher Gemälde, oder wenig-

Vfti KQMIIFT


S&SCEBIEL

VOLKSHILFF


stens doch eindringlich zum Herzen redende
Plakate. Es sind Wohlfahrtsmarken nicht nur
dem Sinne, sondern auch der Ausführung, dem
Motiv auf der Abbildung nach,
Drei Gemälde sind es, die für diese Reihe
Wertzeichen verwandt worden sind, drei Ge-
mälde, die in ihrer eindringlichen Sprache, die
nur ein Maler in sein Werk legen kann, zu uns
reden, uns mahnen: „Der blinde Bettler“ von
Dyckmans, „Das Almosen“ von Prof. Schiesk
aus München, die wir anbei abbilden, und „La
Carita“ von Raphael.

Ohne Kommentar
Die Universität von Paris, Biblio-
thek für Kunst und Archäologie, schreibt an
unseren Pariser Generalvertreter einen Brief,
vom 22. Oktober d. J. datiert und von dem
Direktor, Herrn Andre Joubin, unterzeich-
net, folgenden Inhalts:
„Nous possedons ici la plus riche documen-
tatio'n qui existe au monde sur les ventes d’ob-
jets d’Art depuis le debut du XVII e siede. Plus
de 40 000 catalogues de ventes. Cette documen-
tation rend des Services inappräciables au publie
qui vient les consulter ici.
Nous serions heureux de reeevoir la „Kunst-
auktion“ dont vous tötesi le repr^sentant. Vous
serait-il possible, en raison de notre caraetere
d’Etablissement publie, de nous faire le Service
de cette importante revue, que nous voudrions
depuis l’origine. Je vous en serais reconnaissant
et je vous prie. Monsieur, d’agreer l’assurance . . .“
(„Wir sind im Besitz der reichhaltigsten Samm-
lung der Welt über Versteigerungen von Kunst-
gegenständen seit dem Anfang des 18. Jahrhun-
derts. Wir besitzen mehr als 40 000 Versteige-
rungskataloge. Dieses Nachschlagematerial leistet
dem Publikum unschätzbare Dienste. Wir wären
Ihnen außerordentlich dankbar, die Kunstauktion,
deren Vertreter Sie sind, zu erhalten. Wäre es
Ihnen möglich, uns als öffentlichem Institut, diese
wertvolle Zeitung regelmäßig und von ihrem Be-
ginn an zuzusenden? Ich wäre Ihnen dafür sehr
dankbar und bitte Sie, den Ausdruck meiner vor-
züglichen Hochachtung . . .“)
*
Herr Max He v es i, Kunsthändler und
Antiquar, Wien, Habsburger Gasse 5, schreibt
uns unter anderem folgendes:
„Ich sehe mit Vergnügen, daß die Anregungen,
die ich seinerzeit Ihrem Vertreter und später Ihnen
gegeben habe, zur Wirklichkeit geworden sind,
und. daß Ihre Zeitschrift an Bedeutung und
Ausmaß von Nummer zu Nummer ge-
winnt. . .“
*

Herr Ernst Schaedel, Kunsthandlung,
Berlin, Charlottenstr. 71, schreibt uns am
19. November 1928:
„Als neuer Abonnent Ihrer Kunstauktion er-
laube ich mir ergebens!, eine Bitte vorzutragen.“
. . . (Es handelt sich darum, bei Preisberichten
auch Beschreibung der Kat.-Nr. zu bringen.) „Wenn
Sie dies etwas berücksichtigen könnten, so wäre
Ihr Blatt, wirklich ein hervorragendes Fachblatt für
den Kunsthandel.
Ich freue mich wirklich, Ihre Zeitung kennen-
gelernt zu haben, und wird mir das von großem
Nutzen sein . . . .“
*

Herr Dr. Juritzky-Warberg, Heraus-
geber der Wiener Kunstzeitschrift „Bel-
v e d e r e“, schreibt uns am 20. November d. J.
u. a. folgendes:
„. . . Zu unserem Bedauern haben wir Nr. 43
Ihrer geschätzten Zeitschrift nicht erhalten; wir
ersuchen Sie höflichst, uns diese Nummer nach-
liefern zu wollen, da wir Wert darauf
legen,Ihre interessante Zeitschrift
vollständig zu besitzen. ...“

Zacharie Birtschansky
PARIS, 88, FAUB. ST-HONORE)
(en face de l’Elysee)
TEL. ELYS. 17-02
Tableaux * Meubles
Obj ets d’Art
Verkauf an Händler

NACHRICHTEN
Die Heß-Auktion im Rundfunk!
Bereits vor einiger Zeit konnten wir mit-
teilen, daß die Berliner Funkstunde die Ab-
sicht hatte, die Lepke-Auktion auf ihre Sender
zu übernehmen, was jedoch leider von Jem
politischen überwachungsausschuß verboten
wurde. Heute sind wir jedoch in der Lage,
unsere Leser auf eine ähnliche derartige Ver-
anstaltung hinzuweisen, und zwar wird die in
Frankfurt a. M. am 4. Dezember beginnende
Auktion von S. W. Hefe auf die Sender Frank-
furt a. M. und Cassel übernommen. Es wird
also dies das erste Mal sein, dalj das Mikro-
phon auf seinen vielen Reisen auch in einen

VON ÜBERALL
im Frühjahr 1929 abzulehnen und eine Ver-
legung der deutschen Ausstellung in Paris auf
das Jahr 1930 anzuregen.
Münchner Kunst in Brooklyn
Im Museum von Brooklyn ist dieser Tage
eine Ausstellung von 32 bayerischen Künstlern
eröffnet worden, die erste einer Reihe von
Veranstaltungen, die Prof. Carl von Marr in
München (Amerikaner von Geburt) organisiert
hat und für die sich ein Ausschuß in München
mit dem Prinzen Rupprecht und dem Ober-
bürgermeister Scharnagl gebildet hat. Es sind
52 Bilder ausgestellt, in der Hauptsache Werke


Jahi

UNTER KOLLEGEN


W. Ward-Smith: ,,A Visit to the Grandfather“
Nach Smith u. J. Northeote. Gegenstück zu ,,A Visit to the Grandmother. Geschabt und in Farben
gedruckt. London by J. R. Smith
1785 u. 1788. Gr-Folio. Kat.-Nr. 120
Engi. u. franz. Farbstiche des 18. Jahrhunderts. Auktion 85 bei Paul Graupe, Berlin
am 10. Dezember 1928
W. Ward Smith: ,,A Visit to the Grandfather.“ Gravüre couleurs en couleurs, impr. d Londres chez J. R. Smith 1785 u 17881
No. 120 du Catalogue.
V ente ä Berlin, chez Paul Graupe, io. Ddcembre 1928.

Auktionssaal wandert, und eine derartige Re-
portage veranstaltet wird. Am Mikrophon steht
unser philafelistischer Mitarbeiter Herbert
Rosen, von dem auch die Anregung ausgegan-
gen ist.
Der Deutsche Werkbund
in Paris und Köln
Zur Zeit tagt in Paris die internationale
Ausstellungskonferenz. Vertreten sind die-
jenigen Staaten, die im Jahre 1912 die Ber-
liner Konvention zur Regelung des inter-
nationalen Ausstellungswesens vereinbart
hatten. Die (eisige Tagung verfolgt die Ab-
sicht, die durch den Weltkrieg zerschlagene
Berliner Konvention durch eine neue Kon-
vention zu erseßen. Auf Antrag der deut-
schen Delegation, die vom Reichskommissar
für Ausstellungswesen, Geh. Rat Dr. Mathies
geführt wird, hat, wie wir erfahren, die Pariser
Konferenz soeben die Internationalität der
Werkbund-Ausstellung „Die Neue Zeit“, 1932
in Köln, anerkannt, unabhängig von der Dauer
der jelsigen Pariser Verhandlungen und von
der Ratifikation ihres Ergebnisses durch die
Regierungen.
Die Beratungen über die Beteiligung einer
deutschen Gruppe an einer Ausstellung der
Societe des Artistes Decorateurs für das Früh-
jahr 1929, im Grand Palais in Paris, sind fort-
geseßt worden. Das Auswärtige Amt wollte
auch in diesem Fall seine finanzielle Mitwirkung
nur dann in Aussicht stellen, wenn der Deut-
sche Werkbund die Leitung und die volle Ver-
antwortung für die deutsche Abteilung über-
nimmt. Eine gewissenhafte Prüfung der ge-
samten Situation, sowie Äußerungen beteiligter
Industrien haben die Leitung des Werkbundes
nunmehr dazu führen müssen, eine Beteiligung

von Stuck, Habermann, Herterich, Zügel, Leo
Puß, Konrad Hommel, Ludwig Dirr, Otto Knirr
und Karl Bios. Der linke Flügel der „Jungen
Kunst“ fehlt auf der Brooklyn-Schau.
Holländische Bilder in London
Auf Veranlassung der Anglo-Bafavian
Society wird in der Royal Academy in London
am 4. Januar 1929 eine große Ausstellung alt-
holländischer Kunst eröffnet werden. Eine
moderne Abteilung, van Gogh als Mittelpunkt,
soll ihr angegliedert werden.
Casa di Velasquez
In Madrid ist kürzlich das französische
Künstlerheim Casa di Velasquez als
kostenloser Wohnort für französische und spa-
nische Schriftsteller und bildende Künstler er-
öffnet worden. Wie wäre es, wenn man unseren
Künstlern solch ein Haus erbaute! An würdigen
Gästen dürfte wohl niemals Mangel herrschen.
Fälschungen
Aus Italien wird von einer großen Kunst-
fälscheraffäre berichtet, die schon seit Jahren
im Gange war und nun ans Licht gekommen
ist. Ein Mailänder hatte seit langem mit dem
Verkauf angeblicher Renaissance-Skulpturen
erster Meister nach England und Amerika recht
gute Geschäfte gemacht. In leßter Zeit hatte
die New Yorker Galerie Frick Verdacht ge-
schöpft. Der bestätigte sich, als eines Tages
der „alte Meister“ in Gestalt des römischen
Bildhauers Dossena den Händler wegen aus-
stehender Forderungen für die Skulpturen ver-
klagte. Dossena will nichts von dem „Miß-
brauch“ seiner Arbeiten gewußt haben. Doch
muß es ihn selbst immerhin gewundert haben,
daß er für seine Arbeiten je 20 bis 25 000 Lire
erhielt.

Cezanne-Anekdoten

Der gute Schüler

Cezanne schickte jedes Jahr zwei Bild!
in den „Salon“, die regelmäßig refüsiert wu
den. Im Jahre 1882 aber erfuhr er, daß ein!
seiner Bilder angenommen worden war. T
war außer sich vor Freude.
Allerdings hatte Cezanne diese „Ehre“ niq
seiner Kunst, sondern seinem Freunde G u i
lernet — einem schwächlichen Landschaft
seiner Zeit — zu verdanken, der als Miiglit
der Jury das Recht hatte, eine Arbeit ein
seiner Schüler juryfrei durchzubringen. Guill!
met hat das Bild Cezannes auf diese Weil
durchgeschmuggelt. — —
Man kann also im Ausstellerverzeichnj
des Salons von 1882 auf Seite 46 lesen:
Cezanne, Paul, Schüler de
Herrn Guillemet, Porträt des L. .
Sein Ießtes Bild im Salon.
Da das oben erwähnte Recht der Juror^
bald darauf aufgehoben wurde, hätte Cezaml
nie wieder ein Bild in den Salon gekriegt, weij
ihm nicht 1889, immerhin also sieben Jahi
später, ein Zufall zu Hilfe gekommen wäre. 1
Der Freund und Gönner Cezannes, Hel
Choquet, besaß ein wertvolles Möbel, das mj
gern im Salon ausstellen wollte. Herr Choqul
sagte nicht nein, aber er machte zur B(
dingung, daß man gleichzeitig ein Bild vd
Cezanne aufnehmen müsse.
Man mußte also den Cezanne wohl od^
übel aufhängen. Aber man rächte sich d!
durch, daß man ihn so hoch an die Decke hin!
daß nur der Autor oder der Besißer (Choqufl
ihn finden konnte.
Es war übrigens das letzte Mal
daß ein Bild von Cezanne im Pa
riser Salon hing.
Zur Strafe.
Im Jahre 1895 gelang es Vollard zum erste!
mal, eine größere Zahl von Werken Cezanni
in der rue Laffiite 39 zu zeigen. Eines Tag1
sah er vor dem berühmten Bild der „Badendei
ein Paar in wütendem Dialog. Der Mann hi<
die Frau mit eiserner Faust am Handgelei
fest. Diese versuchte vergeblich sich von dies1
Fessel zu befreien. — —
„Mir bietest du das,“ zischte sie ihn 3
„einer Frau, die einen ersten Preis i
Zeichnen hat!“ — —
„Das wird dich lehren,“ antwortete ihr d
Gatte, „in Zukunft etwas netter Z
mir zu sei n!“ — —
— — Er hatte seine Frau zur Strafe in d
Cezanne-Ausstellung geschleppt.

Man aboi
beim Ve
Anzeigen
Kunstaul
Wien D 1

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Siemsen ir
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Siemsen si
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für „uns al
regend sei
von Lächei
habe. Sie
ist ein Jou
überhaupt
nalisten ni<
Siemsei
Er sagt, <
sammle, wi
reich seien
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Wir sac
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„schön“.
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plimente.
weiß, daß :
biß jeden
ihre Haut >
ist, daß si
kaum ahm
Perlenkolli
und der C
Dame gefi
schön. De
Sessel siß:
Du kau
Kommode,
die herrlic
vergoldete:
Linienführu
bist begeis
sämtlichen
geistert. —
und reibt
gnügt in s
ihm für di
weiß, daß
stellt hat,

Der Blinde.

Einer der wenigen Menschen, die bei Lei!
Zeiten Cezannes ein Bild von ihm gekaU
haben, war ein blinder Bildersammler, der oi
von seinem Diener begleitet, in das Geschd
Vollards kam. Der Diener mußte dem Blind£
die Bilder beschreiben, und danach entschied 1
sich zum Kauf oder nicht.
Er erklärte übrigens Vollard, daß er d1
Malerei Cezannes nicht liebe, da er mehr f'
die gute Zeichnung schwärme, und daß er n11
aus Verehrung für Zola, der Cezanne mit sein1
Freundschaft beehre, einen Cezanne kauf1'
wolle. — Nachdem er sich mehrere Bilder hat*
zeigen lassen, entschloß er sich für ein Frid1
werk, von dem er annahm, daß es sorgfältig^
gemalt sein müsse, da Cezanne damals sich*
nicht an den Verkauf gedacht hätte. Es
ein mit dem Spachtel gemaltes Bild. „Troßd^1
ich die Zeichnung so liebe,“ sagte der Blind1
„verachte ich doch nicht eine gewisse KühnM
der Ausführung.“ — —
Damit verließ er zufrieden das Lokal.
Der Tausch.
Der bekannte Maler Z. sprach eines Ta0‘|
so anerkennend von den schönen Farbc
Cezannes, daß Vollard ihm aus Entgeg^
kommen eine Studie der „Badenden“ Zll(
Tausch gegen irgendeine Arbeit seiner Hf,f
anbof.
„Wie kommen Sie dazu,“ sagte Z. ersta1!1)
und beleidigt, „mir, einem Künstler, der
die dritte Medaille vorgeschlain
wurde, einen solchen Tau5c
anzubieten?“ — — J
„Wenn man daran denkt,“ bemerkt VoU®jJ
„was die Bilder dieses Herrn heute koS’V
glaube ich nicht, daß, wenn man auch
ganzes Atelier mit Inhalt verkaufte, man Lj
als Gegenwert die bescheidene Studie
Cezanne dafür eintauschen könnte.“
Frei nach „Paul CözanO.6
von Ambroise A

IMPRE

RA
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MÖBJ

ANTII
GRIEC

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Verantwortl Redakteur: i. V. Heinrich Rosner, Berlin. Nachdruck nur mit Einverständnis unseres Verlages gestattet. In der Rubrik „Kleine Anzeigen“ wird die Druckzeile für Abonnenten nM1
90 Pfennig, für Nichtabonnenten mit 1,40 M. berechnet, während Überschrifts-Zeilen durchweg 1,90 M. kosten. Druck: H. S. Hermann & Co., G. m. b. H., Berlin SW 19
 
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